Die Hysterie um die Sicherheit von Atomkraftwerken kann nur in einer Gesellschaft derart um sich greifen, die sich behaglich in ihrem Wohlstand eingerichtet hat. Diese Gesellschaft meint allen Ernstes, es gäbe so etwas wie das Recht auf ein risikoloses Leben.
Gut, es kann ja sein, dass unterwegs das Handy aussteigt, weil man vergessen hat, den Akku über Nacht aufzuladen.
Wer keine Risiken mehr eingeht, ist entweder tot oder hat sich schon zu Lebzeiten vom Leben verabschiedet.
Es gibt keine Zukunft ohne Risiko.
Und es bleibt uns nicht erspart, uns um die Risiken zu kümmern, welche uns unsere Eltern, Grosseltern und die noch Älteren hinterlassen haben.
Denn es ist keineswegs so, dass es meine Generation ist, welche den Kindern und deren Kindern die grossen Sauereien hinterlassen. Zuvor sei alles Öko gewesen, gehört mit zur Lebenslüge der risikolosen Gesellschaft.
Reden wir mal nicht von den Umweltschäden, welche in vergangenen Zeiten angerichtet wurden. Lassen wir die willkürlichen Grenzziehungen in Nordafrika, im Mittleren Osten, in Afrika mal Aussen vor, welche uns schon seit Jahrzehnten Probleme bereiten. Reden wir auch nicht über die Weltkrieg-Zwei-Bomben, die noch immer gefunden werden. Und vergessen wir mal die industriellen Altlasten, die rings um uns herum im Boden schlummern.
Nehmen wir doch das Ruhrgebiet mit seinen 5 Mio. Einwohnern und die Steinkohle, dem Energieträger des 19. und 20. Jahrhunderts.
Dort müssen auf alle Ewigkeit mit einem ausgeklügelten und ebenso aufwendigen Pumpensystem (elektrisch betrieben) weite Landstriche trocken gehalten werden; das Überleben im Ruhrgebiet ist wortwörtlich von Pumpen abhängig. 900 Millionen Kubikmeter Wasser werden Jahr für Jahr von den abgesackten Landschaften in die höher gelegenen Rhein und Ruhr gepumpt.
Alle 56 Jahren, wurde errechnet, die Wassermenge des Bodensees. Etwa die Hälfte des Ruhrgebietes stünde unter Wasser, würde jemand diese Pumpen abstellen.
Wie so oft prägten die Deutschen dazu einen Begriff, tauglich für alle Sprachen: Ewigkeitskosten.
Eine Stiftung, die ab 2018 die Verantwortung für die Bergbauschäden übernehmen soll, wurde mit rund sieben Milliarden Euro ausgestattet, um die Ewigkeitskosten fürs erste zu finanzieren.
Feldschütz meint
Auch das gibt dem 40 jährigen Familienvater zu denken: „Wenn wir die Atomkraftwerke abschaffen, wird die Energie schmutziger (Gaskraftwerke), teurer und weniger stabil. Die weltweite Erwärmung wird zunehmen“, wie der besonnene Helmut Schmidt sagt. (Zitiert von Herrn Stöhlker – damit auch das korrekt ist)
Tilman Haerdle meint
Der 40jährige Familienvater weiss um erneuerbare Energien wie Wasser, Wind, Erdwärme etc. Googeln Sie einfach mal nahc „peak oil“ und dann wissen Sie, dass fossile Brennstoffe die längste Zeit ein gangbarer Weg waren. Und Helmut Schmidt kommt zwar immer cool rüber, aber leider hat auch er nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen.
jamie oliver meint
Da bin ich mit Ihnen einer Meinung. Eine risikolose Gesellschaft gibt es nicht.
Darum müssen wir clever abwägen welche Risiken und Kosten wir kommenden Generationen aufbürden wollen. Brennstäbe müssen Jahrzehnte gekühlt werden, gewisser radioaktiver Abfall muss über 10’000 Jahre gelagert werden. In Fukushima werden die Schäden sehr wahrscheinlich sehr viel Geld kosten.. Allein der Sarkophag über das Kraftwerk kann schnell mal eine Milliarde kosten so wie der neue Sarkophag in Tschernobyl der nach hundert Jahren dann erneut ausgewechselt werden muss. Die Wirtschaftliche Folgen der Atomkatastrophe in Fukushima werden auch nicht gerade gering sein und dies evt auf Jahrhunderte.
Weil es also keine risikofreie Gesellschaft gibt ist es wichtig alle Risiken die wir kennen und die wir beeinflussen können zu vermeiden. Es kann ja dann immer noch genug passieren. Aber jeder muss selber mit sich ins reine kommen. Es gibt auch Leute die betrunken Auto fahren.
rittiner & gomez meint
wir wollen selber entscheiden was wir riskieren. wen wir morgen bei einer biketour stürzen, kann das böse enden. aber das gebiet muss nicht über jahre gesperrt werden und unsere retter müssen sich auch nicht ihr leben riskieren.
Tilman Haerdle meint
Die Argumentation erinnert mich ein bisschen an: Was bringt es,wenn wir Isar1 abschalten, es gibt ja noch Temelin?
Klar können wir die Risiken nicht auf 0 fahren. Aber wir können unnöktige Risiken minimieren, und die Kollateralschäden, die Kernenergie verursacht, sind in ihrer Auswirkung überhaupt nicht bagatellisierbar. Genau diese relativierende Linie wird spezifisch in der Schweiz jedoch nicht nur von Dir gefahren. Und da das Risiko um Kernenergie real ist, müssen wir uns der Konsequenzen bewusst sein. Und ganz hart gesagt: es tut weniger weh, auf etwas Wohlstand zu verzichten, als diese Konsequenzen tragen.
Die Ungeniessbarkeit der Wildschweine in Bayern wg. Verstrahlung hört sich süss an, ist aber ein realer Indikator. Latenzbedingte Spätschäden wegen Cäsium und Jod sind auf breiterer Basis fatal, die Auswirkungen auf das Erbgut der Kontaminierten eine Zeitbombe. Dagegen sind die Ewigkeitskosten im Ruhrgebiet nur Geld.
Aber mit 60+ ist einem das vielleicht auch egal. Mit 40 und jungen Kindern nicht.
Karma Fisker meint
Bei uns gibt das Risiko, dass, wenn die Gletscher weggeschmolzen sind, die Bäche und Flüsse in trockenen Sommermonaten kein Wasser mehr fürhen…. Verzehls im Fährima, oder doch nicht? Aber sonst? Ach, doch, da gibt es ja noch was. Die AKW’s! oder doch nicht? Müssen wir einmal aufgrund eines Supergaus Asyl in DEU oder FR beantragen, weil die gesamte Deutsch-Schweiz verstrahlt ist? Oder doch nicht? Ist ein Zweitwohnsitz in Südfrankreich angeraten? Oder doch nicht? Tja, lieber DE-Immigrant, das kann ihnen ja egal sein, denn sie haben sicherlich vorzugsrecht beim Asylantrag in DE, aber wir kernigen Ur-Schweizer haben’s da nicht so einfach(unser Risiko ist daher viel höher…)!