Herrn Burgener habe ich am Fernsehen zwei-, dreimal in Interviews erlebt. Ich hatte dabei immer das Gefühl, dass der Mann ziemlich vernünftig argumentiert.
Gut, halt nicht wie ein römischer Kaiser, der für Brot und Spiele sorgt, um die Plebejer, vulgo Plebs, bei Laune zu halten, sondern als Geschäftsmann, der sehr viel eigenes Geld in ein Unternehmen gesteckt hat.
Aus einem einzigen Grund: Um damit Geld zu verdienen.
Sein eigenes Geld in einem Unternehmen zu riskieren nennt man „Skin in the Game“ oder: seine Haut zu Markte tragen.
Dass die Revolution von ein paar Promi-Fans, die ernsthaft meinten, der FCB sei Volkseigentum, kläglich scheiterte, liegt in der Natur von Revolutionen.
Sie wollten Macht ohne Einsatz.
Statt einer linken alt-Nationalrätin wurde der Vizedirektor des Gewerbewerbeverbandes zum Präsidenten des Fussballclubs gewählt.
Was nun niemand überrascht hat.
Mal ernsthaft.
Das Kerngeschäft des FCB ist nicht das Fussballspiel vom nächsten Sonntag, sondern der Handel mit Spielern übers Jahr.
Zwar hilft es dem Kerngeschäft, wenn der Club die Meisterschaft gewinnt, um die Ware Spieler in europäischen Wettbewerben präsentieren zu können.
In normalen Zeiten.
Aber jetzt ist schon ein Jahr Corona und da macht einiges Sinn, aber sicher nicht Geld auszugeben für Spieler und Trainer.
Der Transfermarkt ist in der Krise und wird erst im Sommer wieder in Bewegung geraten.
Dass man in diesen Verlustzeiten nicht Meister wird: Who cares (ausser den paar Fans).
Dass man im Cup gescheitert ist, kann man ebenfalls verschmerzen, sind halt ein paar zuschauerlose Spiele weniger.
Das spart Geld.
Die selben Überlegungen gelten auch für den lautstark geforderten Trainerwechsel. Denn weshalb sollte ein vernünftig denkender Unternehmer das ausgerechnet jetzt tun?
Was brächte das ausser zusätzlichen Kosten in einer Saison ohne Zuschauer, die ohnehin gelaufen ist?
Es geht nur noch darum, den 2. Platz ins Ziel zu tragen, kann auch der dritte sein, was in der nächsten Saison die Teilnahme an der UEFA Europa Conference League garantiert.
Dass dieses Ziel erreicht werden soll, zeigt der Entscheid, den Spieler zu feuern und nicht den Trainer.
Ein guter Entscheid angesichts der Arbeitsverweigerung einiger Spieler trotz immer noch hohen Gehältern.
Ernsthaft ins Fussballgeschäft einsteigen lohnt sich erst wieder, wenn die Stadien wieder mit Zuschauern gefüllt sind.
Bis es soweit ist, wird es Herbst werden.
Michael Przewrocki meint
Komm einfach das Gefühl nicht los dass die „Verletzten“ und der „Rauswurf“ sowie der Aufstand abgekartetes Spiel ist um a) sie zu schonen b) die Jungen einzubinden. Der Zeitpunkt ist perfekt gewählt. Wäre Bs Geniestreich. Wenn die richtigen Nachfolger gefunden sind wird er abgeben. Kein normaler Geschäftsmann macht dieses Affentheater freiwillig mit. O hat es doch angetönt dass sie es nicht zulasse dass der Verein in falsche Hände gerät. Hoffe der gescheiterte Banker (B-Mobber)wird nicht dabei sein.
Marcus Denoth meint
Das Problem liegt ganz woanders:
– Kein Sportchef
– Ein CEO, welcher eigentlich eine Art Gesicht des Vereins sein muss, welcher es nicht ist (und will?).
– Ein Präsident, welcher in Sachen Kommunikation absolut beratungsresistent ist (Dass VR-Mitglied Reto Baumgartner jeweils aus den Medien erfährt, was in der AG abgeht, ist erschrexckend.)
– Ein Arbeitsklima auf der Geschäftsstelle, welches sehr – sagen wirs mal so – anspruchsvoll ist und für zahlreiche Kündigungen gesorgt hat.
– Ein offensichtlich überforderter Trainer, welcher eigentlich eine ganz enge Führung bräuchte, diese aber beim FCB nicht hat.
Darum ist für mich eine Suspension von Stocker untauglich und nichts Anderes als die Tat eines schwachen Herrschers, welcher derjenige köpft, welcher offen Missstände ausspricht.
Franz meint
Wir könnten ja auch dem Novartis-Chef Tips geben wie er den Konzern zu führen hat.
Oder ist plötzlich Burgeners Firma Allgemeingut?
Alle dürfen reinreden aber nur er allein trägt das finanzielle Risiko?
Der FCB war eine Bubble und die ist nun halt mal geplatzt….
Baresi meint
Sicher, bei einem Fussballverein geht es im Back-End ums Geld, ums Geld verdienen und vielleicht noch viel mehr ums Geld verstecken und waschen. Das gelingt aber in der Schweiz nur, wenn man im Front-End die Reputation und die Emotionen bei den Kunden im Griff hat (Mal abgesehen von den Serviceklub-Funktionen).
Ein Fussballverein ist ein B2C-Modell, ohne Kunden in grosser Zahl funktioniert es nicht. Wenn man das nicht kann oder keine Lust drauf hat, ist man besser mit einem B2B-Modell z. B. als Spielervermittler beraten.
Bernard Burgener hat sich scheinbar für das falsche Modell entschieden.
Theo meint
„Gewerbewerbeverbandes“
Ist das Absicht oder ein Gruss von Freud?
Ich find’s ziemlich zutreffend, wenn auch nicht in diesem Artikel^^
gotte meint
es ist eine dieser basler lebenslügen, dass der fcb ganz anders ist als alle anderen clubs in der ganzen anderen welt.
Anonymus meint
Falsch! Jeder Fussballclub meint das!.
Oliver Vischer meint
Zitat M.M. «… als Geschäftsmann, der sehr viel eigenes Geld in ein Unternehmen gesteckt hat. Aus einem einzigen Grund: Um mit Geld zu verdienen.»
Lieber Manfred Messmer
Wann waren Sie zum letzten Mal an einem FCB-Match? Meinen Sie wirklich, es geht beim FCB darum, dass einer einfach viel Geld verdienen kann?
Schauen Sie sich doch mal das an:
https://www.bluewin.ch/de/sport/fussball-schweiz/protestmarsch-von-fc-basel-fans-gegen-vereinsfuehrung-606111.html
https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/vale-haus-um-fcb-fans-protestieren-gegen-stocker-rauswurf-id16375709.html
Das ist eine viel grössere Geschichte. Mit sehr vielen persönlichen und gelebten Geschichten. Und wenn ein Club mal unten ist, wird es schwer, wieder hoch zu kommen. Das habe ich seinerzeit in der Nati B-Zeit nahe und lange erlebt. Und es soll nicht noch einmal so kommen!
Noch etwas: Sie schreiben: «Dass dieses Ziel erreicht werden soll, zeigt der Entscheid, den Spieler zu feuern und nicht den Trainer.»
Wie kommen Sie zu dieser Aussage? Wie schätzen Sie die Arbeit des Trainers wirklich ein? Haben Sie die Resultate der letzten Monate angeschaut? Haben Sie die Aufstellungen und Auswechslungen des Trainers analysiert? Haben Sie sich überlegt, nach welchen taktischen Vorgaben der FCB spielt, welche Spielzüge einstudiert wurden? Weshalb sie hinten so viel Tore erhalten und vorne nicht zum Abschluss kommen? Oder spielt das für Sie alles keine Rolle? Wie wird dann die nächste Saison aussehen?
Es geht beim FCB um etwa ganz anderes als um Big Money. Das wird Herr Burgener bald auch einmal begreifen. Und wie er sich daraus schadlos herausschleichen kann, ist offen.
M.M. meint
Es geht beim Fußball nur ums Geld. Das bekommen die Anhänger des FCB gerade vorgeführt.
Etwas anderes anzunehmen, wäre reichlich naiv.
Die Begeisterung der Zuschauer ist das Schmiermittel.
Das zu Kenntnis nehmen zu müssen, ist der Kern der aktuellen Empörung. Wäre der Club auf Platz 1, niemand würde sich daran stören, dass für Herrn Burgener Fussball Unterhaltung ist wie Tennis, Autorennen oder Boxen.
Oder sein Filmgeschäft.
Ob ein anderer Besitzer bessere Resultate liefern würde, kann man als These annehmen. Nur wo ist der? In Basel sicher nicht. Da ist das, was mit Burgener gerade passiert, doch ziemlich abschreckend.
Oeri und Heusler waren für die Fans eine glückliche Konstellation. Die gibt’s nicht oft. Es wird auch keine solche mehr geben.
Was den Trainer anbelangt, wen hätten denn die Fans gern? Tuchel? Seoane? Oder doch lieber wieder Gross?
Oliver Vischer meint
Zu Ihrer letzten Frage nach dem Trainer:
Eigentlich egal. Einfach: mit Ciri wird es garantiert nichts mehr. Und mit Burgener auch nicht. Aber auch mir ist klar, den Besitzer kann man (leider) nicht entlassen.
Und einverstanden, eine Gigi Oeri kann man nicht wieder einfach wieder von irgendwo her holen (Heusler hat dann einfach die gute Ausgangslage günstig übernehmen können und ist rechtzeitig abgesprungen). Da ist vorerst guter Rat mal teuer. Und diesbezüglich sind ja jetzt schon einmal Investoren von da und dort im Gespräch.
Hilfe, was wird aus unserem lieben guten alten FCB 1893?
Karl meint
Sie schreiben durchaus nachvollziehbares hier, aber das da: „…sondern als Geschäftsmann, der sehr viel eigenes Geld in ein Unternehmen gesteckt hat….“
Wissen Sie das, weiss ich das? Eigentlich wissen es nur wenige. Medien verbreiten ja oft Dinge, die als gegeben erscheinen, aber beim genauen Hinschauen siehts dann doch anders aus.
These: Er hat die AG gekauft, und hat mindestens soviel rausgeholt/gekriegt von Drittpersonen, wie er ausgegeben hat. Wer wettet dagegen?