Inserat von SRF und BZ für ein Wahlpodium vom 5. Februar in Liestal
Letzte Woche meinte jemand, ich soll mal wieder politisch werden.
Also kommen wir diesem Leserwunsch nach und befassen uns zum letzten Mal mit den Baselbieter Regierungsratswahlen vom 3. März.
Der Mist scheint mir weitgehend geführt.
Ausser im Keller des Favoriten wird noch die sprichwörtliche Leiche ausgebuddelt.
Die Ausgangslage ist klar: wer Lust hat, seinen Wahlzettel auszufüllen, hat die Wahl zwischen einem Steuerberater, einem Staatsdiener und einem Unternehmerpolitikersubventionist.
Bewerten wir also die einzelnen Kandidaten nach völlig undurchsichtigen Kriterien, demzufolge rücksichtlos subjektiv.
Der Unternehmensberater: Herr Schafroth ist ein Monothematiker. Ausser Finanzen interessieren ihn politisch keine andere Themen.
Deshalb ist er ja auch Steuerberater.
Sein daraus folgender Grundlagenirrtum: Er will nur und ausschliesslich den Posten des Finanzdirektors. Weil er felsenfest davon überzeugt ist, nur er, der Schafroth könne den Landkanton vor dem drohenden finanziellen Untergang retten.
Es ist so klar wie Liestal die Hauptstadt des Landkantons ist: Wird Herr Schafroth gewählt, wechselt einer der jetzigen Regierungsleute ins Finanzdepartement, weil, die lassen sich sicher nicht von dem Typen am Nasenring herumführen. Punkt.
Und dann, Herr Schafroth?
Gerade weil ihm politisches Denken im Grunde genommen fremd ist und um zumindest seine persönlichen Ambitionen zu untermauern, wird er nicht müde, den Kanton Basel-Landschaft als das Italien der Nordwestschweiz zu beschreiben.
Für ihn ist die Lage derart schlimm, dass er meint, das Volk rufe nach einem Monti . Er wird am Wahltag feststellen, dass ausser ihm und noch ein paar anderen Freaks in der GLP sich kaum jemand einen Technokraten in die Regierung wünscht.
Enttäuscht und zermürbt von der Einsicht, dass Leute wie er in der Politik nichts, aber auch gar nichts bewirken können, wird Herr Schafroth 2015 nicht mehr zu den Landratswahlen antreten und nur noch steuerberaten.
Er bekommt von fünf möglichen Asse lediglich eines. Weil wir nett sind.
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Der Staatsdiener: Herr Weber weiss wie der Staat funktioniert. Schliesslich verbringt er schon den grössten Teil seines Arbeitslebens in einem vom Staat gestellten Büro. Dort erledigt er die ihm aufgetragene Arbeit zur voller Zufriedenheit seiner Vorgesetzten, ist teamfähig und selbst ein umgänglicher Vorgesetzter. Wir können ihn ohne zu zögern für jeden Chefposten weiterempfehlen.
Nur nicht in den Regierungsrat.
Sein Grundlagenirrtum: Ein Regierungsrat ist kein CEO und erst recht kein Chefbeamter. Ich behaupte sogar, um das mal ins Stammbuch von den Parteiplauderern zu schreiben – es braucht für dieses Amt nicht mal Führungserfahrung.
Ein Regierungsrat ist in erster Linie und danach in allen folgenden Linien Politiker und sonst gar nichts. Basta.
Selbstverständlich könnte Herr Weber auch alle anderen Direktionen übernehmen.
Aber wollen wir das?
Wollen wir wirklich einen Charakter wie den Herrn Weber, diesen treuherzigen Plakatlächler? Wollen wir einen aus der Not der Bürgerlichen geborenen Staatsdiener, der uns die nächsten zwölf Jahre gewissenhaft und akkurat in unsinnige Diskussionen über Kleingedrucktes verwickelt?
Nein, das wollen wir nicht.
Er bekommt von fünf möglichen Asse deren zwei. Weil wir heute wirklich nett sind.
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Der Unternehmerpolitikersubventionist: Wenn nun der geneigte Leser, die geneigte Leserin meint, es gäbe diesen als Nussbaumer-Überschrift gesetzten Beruf gar nicht, dann täuscht man/frau (#aufschrei) sich.
Herr Nussbaumer ist exakt das, ein Unternehmer, der zugleich ein Vollblutpolitiker ist und aus diesen beiden Aktivitäten schon vor Jahren ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt hat: ein „vom Staat“, also von uns allen, subventioniertes Solar- und Windenergie-Unternehmlein.
Das ist ein Geschäftsmodell, das – siehe Deutschland – auf Dauer aus Kostengründen keinen Bestand haben wird.
Deshalb ist es für Herrn Nussbaumer persönlich nicht die schlechteste aller ihm noch verbleibenden beruflichen Möglichkeiten, sich auf einen gut bezahlten Regierungsposten zurückzuziehen.
Was er allen anderen Kandidaten voraus hat: Er ist tatsächlich ein Mensch, der politisch denkt, der ein politisches Konzept verfolgt, der als Regierungsrat in erster Linie politische Entscheide fällen wird.
Er ist wie geschaffen für den Posten.
Das wissen alle, auch die Bürgerlichen. Deshalb wird er schon im ersten Wahlgang mit deutlichem Vorsprung in die Regierung gewählt.
Und das ist auch gut so.
Denn was sollen wir Steuerzahler nochmals ein paar Tausender für einen nächsten Wahlgang bezahlen, wenn sich auch im zweiten Wahlgang am Resultat nichts ändern wird?
Herr Nussbaumer bekommt trotzdem nur vier von fünf Asse, weil wir nicht mit allen Leuten nett sein müssen.
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Nun, ich war schon immer der Meinung, das Beste, was den Bürgerlichen jetzt passieren kann, ist die Wahl von Herrn Nussbaumer in die Regierung.
Denn das ist eine Kampfansage, auf die die bürgerlichen bis tief in die Mitte hinein 2015 werden reagieren müssen.
Sollte Herr Wüthrich gar in die Finanzdirektion wechseln, dann wäre das gar meine Lieblingsausgangslage für die Wahlen 2015, weil dieser Wechsel eine Kriegserklärung wäre.
Nicht nur an die Bürgerlichen, sondern auch an die Frauen in der SP. Diese werden es nie und nimmer akzeptieren, 2015 mit zwei Männern (#aufschrei) in den Wahlkampf zu ziehen.
Diese Variante erhält fünf Asse, weil es meine Variante ist.
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PS: Die Umfrage läuft noch immer:
Das Resultat:
- Herr Nussbaumer (SP) (44%, 338 Votes)
- Herr Weber (SVP) (34%, 263 Votes)
- Lassen Sie es bleiben, keiner überzeugt (13%, 99 Votes)
- Herr Schafroth (GLP) (10%, 76 Votes)
Total Voters: 778

Blacky meint
Danke für den Hodler’schen Gehorsam (und die muntere Analyse). Ist aber niemandem dieser schräge Titel der bz/SRF-Veranstaltung aufgefallen: „…der nächste starke Mann…?“ Ich denke da nicht an Rainer Brüderle, Emma Schwarzer und dergl. Sondern an die letzten „starken“ BL-Regierungsräte: die beiden Paule Manz und Nyffeler
merlinx meint
Man muss Steuerberater schätzen, sie sind so etwas wie unsere Therapeuten, erhalten Einblick in unsere geheimen Bücher, kennen vielleicht sogar Schlupfwinkel für die sich unverschämterweise anstauenden Gewinne, Hauptsache, sie heilen uns zuverlässig von der jährlich wiederkehrenden Wahnvorstellung, der Staat wolle uns nur ausrauben. Nicht indem sie uns eine letztlich nutzlose Gegenprojektion einpflanzen, dass eben dieser Staat uns immer wenn nötig aus der Patsche helfen würde, auch nicht durch eine tröstliche Aussicht, dass die Chancen jetzt gross seien, dass das nächste Mal endlich die andern dran seien, die Abzocker etc.. Nein, wir sind zufrieden, wenn unsere Steuerberater ein bisschen schneller, erfindungsreicher und besser rechnen können als wir, und wenn sie es darüber hinaus noch verstehen, uns beim Abschicken der privaten „Kapitulationsurkunde“ (= Steuererklärung) im Glauben zu bestärken, so, denen haben wir wieder mal ein Schnippchen geschlagen, dann geht es uns wieder gut – also, wenn der jetzt die Seiten wechseln sollte, dann sind wir geliefert, wird man uns vollends eintreiben …
Gotte meint
hier die sechs(kein#aufschrei)-asse-variante: pegi ersetzt leuenberger im verwaltungsrat der implenia, zwick wird leiter des bruderholzspitals, reber ersetzt urs buess als scheffredakteur der tageswoche und wüthrich wird lehrer an der fhnw. ähnliches spielt sich im kanton bs ab. einige „mir wei luege“s und „morgestraich marsch“s später nehmen die völker die neue fusionsverfassung an und die karten werden neu gemischt: für den fünfköpfigen regierungsrat des kantons basel!
U. Haller meint
Glänzender Vorschlag, liebe Gotte. Nur: bis endlich „die völker die neue fusionsverfassung angenommen“ haben, haben wir eine RR-lose Zeit. Da das dauert. Und dauert. Aber wäre vielleicht auch gar keine so schlechte Option.
PS Was machen wir mit dem überflüssig gewordenen Stadtpresi von BS? Nun, wer will schon…ach, lassen wir das