So langsam habe ich das Gefühl, alles geschrieben zu haben. Nehmen Sie zum Beispiel diesen Beitrag vom 26. November 2008 (!):
Gut möglich, dass er gut gegen die Finanzkrise ist, dieser Weihnachtsmarkt, der uns in Basel pünktlich zur Adventszeit wieder heimsucht. Eingenebelt von Glühweinschwaden.
Dieses Holzbudendorf ist wie ein Krebsgeschwür: begonnen hat es mit ein paar wenigen Verkaufsständen, die auf dem Barfi etwas verloren herumstanden. Doch dann uferte das aus und dieses Jahr halten diese Minialphütten oder Maxihundehütten (wie es der geneigte Leser lieber hätte), den Barfüsserplatz plus das Stadttheater im Würgegriff.
Und ich frage mich, wer kauft eigentlich diesen verlogenen Mist, der da feilgeboten wird? Frauen, Rentner und Warmduscher? Und schwenke dabei über zur nächsten Frage – wo kommen denn plötzlich all diese stricksockenbewehrten Sandalenträger her, die diese Staubfänger, im Wortsinn, mit ihrem süssen Barockengelblick den OhwieschönkundINNEN andrehen?
Die müssen doch alle arbeitslos sein, denke ich. Oder verheiratet, oder auf Alimente. Denn welcher normale Mensch hat schon Zeit übrig, um sich stundenlang in einer solchen Holzhütte (Rottanne lackiert und mundgebissen) aufzuhalten? Zumal in Zeiten der Finanzkrise.
Wenn also jemand Unterschriften gegen diese Weihnachtsmarktseuche sammelt, ich unterschreibe sofort.
Da gibt es nichts mehr zu ergänzen. Selbst „die Finanzkrise“ können wir auch dieses Jahr stehen lassen.
U. Haller meint
Etwa das gleiche Aergernis wie das ganze Roma-P… (sorry, aber da ist mir political correctness für einmal wurscht), das in diesen Tagen die Strassen und den Bahnhofplatz beschallt und in den Trams bettelt. Bei der BLT übrigens streng verboten. Wenn die einen erwischen wird gleich die Polizei aufgeboten. Aber die rot-grün angehauchte BVB scheut vor einem klaren Statement zurück. Mensch, hab‘ ich deren Medienverantwortliche schon gelöchert, mit sehr wenig Erfolg.
mehrlinks meint
Dann lässt also die BLT die alte Landjäger-Tradition wieder aufleben … überall wo sie auftauchen, die unerwünschten Reisenden, gibt’s Ärger … ich glaub’s nicht …
Der alte Roma-Geiger an der Ecke beim Aeschenplatz stört überhaupt nicht, auch wenn er ab und zu „musikalisch“ in einer Endlosschlaufe hängen bleibt …
(Allemal sympathischer als das mit Lichtergirlanden bekränzte Weihnachts-Tram anlässlich der unsäglichen Tangotaufe neulich beim Depot – nicht einmal konsequent Niederflur gönnen sie uns!)
Aber zurück zum Thema: Wie bringt man die Leute dazu, den 13. Monatslohn, der dank der florierenden Binnenwirtschaft noch immer ausgezahlt werden wird, stil- und sinnvoll auszugeben. Und dazu noch vor all den fidelnden und blasenden Gästen vom Balkan schützen – und all dies vor Weihnachten.
Da gerät man leicht ins Grübeln, nicht wegen der Glühwein-Nebelschwaden*, sondern wohl eher wegen gewissen wieder wachgewordenen Reflexen, diesen unerklärlichen Gemütsanwandlungen … dieser Sehnsucht nach …
Wir lieben es halt einfach, das Ein- und Auspacken …
Liberopoulos meint
Weihnachtsmärkte sind tiptop. Waren bisher aber auch eher was für Kleinstädte, der in Bad Wimpfen (Wo liegt denn das?) oder Waldenburg sind sehr bekannt. Aber ich begreife auch nicht, warum da nun auch Basel, das ja sonst viel zu bieten hat, mitmischeln muss. Im übrigen machen nicht nur Handgestrickte Markt. Meine Frau hat mit ihrer Schulklasse schön Geld für das Skilager gesammelt. Der Steuerzahler dankts!
mehrlinks meint
(Titel: Wenn schon -seuche, dann wohl Finanzmarktseuche …)
So fände ich es auch schöner: Ein tief verschneiter Münsterplatz, knirschender Schnee, Eiszapfen von den Dachrinnen und Eisblumen auf den Fenstern, der Glühwein würde seinem Namen gerecht und die Wangen der Leute zum Glühen bringen – aber das alles funktioniert halt wegen der Klimaveränderung nicht mehr zuverlässig …
Die Sehnsucht des „einfachen Volkes“ nach Waldhütten-Romantik mit Kerzenlicht und heissen „geistigen“ Getränken zu Zeiten rund um die Tagundnachtgleiche hat tatsächlich etwas atavistisches an sich, ist unstillbar …
(… vielleicht weil wir früher mal zu dieser Jahreszeit ums Feuer sassen, Geschichten erzählten und Nüsse knackten … und die Wölfe heulen hörten …)
Gotte meint
hahahaha, wirklich gut gebrüllt löwe! unterschreibe auch jedes wort (und jede entsprechende initiative!)
Peter Stampfli meint
War doch erst gerade in der NZZ einen ähnlichen Beitrag über die Weihnachtsmärkte.
Ich finde es persönlich auch sehr schade müssen „alle“ Traditionen aus dem In- und Ausland übernommen werden.
z.B den Halloweenkram geht mir gerade so auf den Geist wie das Oktoberfestgejodel.