Neuestes Video vom Polizeieinsatz auf dem Messeplatz, das die Tageswoche zugespielt bekommen hat.
Was dort auf dem Messeplatz VOR dem Polizeieinsatz vorgegangen ist, weiss ich nicht genau. Ich habe gelesen, dass ein paar Leute auf dem Messeplatz eine Kunstaktion politische persifliert haben sollen.
Was ich jedoch mitverfolge, ist die Online-Berichterstattung, bei der Tageswoche und anderwo. Dabei scheint mir weniger wichtig, was darüber geschrieben wurde, als das Bildmaterial, das die Vorgänge illustriert. (Herr Dürr als Feldherr bei der BaZ, Video über den Polizeieinsatz bei der Tageswoche)
Was ich sehe ist, dass man auf den ersten Blick nicht sagen kann, ist das jetzt in Istanbul oder in Basel.
Weil die Basler Räumung während der ART durchgeführt wurde, muss man das selbstverständlich anders deuten als die Vorgänge in der Türkei. Nämlich dahingehend, dass es sich in Basel um eine besonders gelunge Performance handelt.
Performance ist häufig ortsgebunden, kann jedoch überall, zu jeder Zeit und ohne zeitliche Begrenzung stattfinden. Dabei kommen vier Grundelemente ins Spiel: Zeit, Raum, der Körper des Künstlers und eine Beziehung zwischen dem Künstler und dem Zuschauer. Es gibt zwar Performances, deren Ablauf oder Konzept einer präzisen Dramaturgie folgen, die soziologische und philosophische Kontingenz der Entwicklung im Ablauf einer Performance ist jedoch ein wesentliches Element. Nicht selten sind Performances offene künstlerische Versuchsanordnungen ohne Ablaufkonzept.
Wie man unschwer erkennen kann, zitiert der Polizeieinsatz in Basel ziemlich gekonnt die aktuellen Vorgänge in Istanbul.
Weil weltweit die Polizeikorps dieselben Ausbildungshandbücher für Auseinandersetzungen mit der Strasse nutzen, musste der Einsatz in Basel, um grösstmögliche Authentizität zu erreichen, nicht besonders geübt werden.
So gelingt es denn Herrn Dürr, der diesen Einsatz angeordnet hat, mit einem Trupp Polizisten innerhalb weniger Minuten den Bogen zur Tadashi Kawamatas Favela-Installation zu schlagen.
Denn die Gemeinsamkeit ist offensichtlich: Weder handelt es sich bei der Installation tatsächlich um Elendshütten in Südamerika noch findet dieser Polizeieinsatz in Istanbul statt.
Die Ästhetik des Vorgangs wird mit der massstabgetreuen Umsetzung betont: Die Grösse der Kunstfavela entspricht ziemlich genau der Anzahl der eingesetzten Polizisten. Nur fünf oder sechs mehr hätten das Gleichgewicht zerstört.
Die stärkste Szene ist die, wo dieser Lautsprecher über den Platz fliegt und im Hintergrund Schüsse zu hören sind.
Recep Dürr – ein Politiker mit Kunstsinn. Wer hätte das vor dessen Wahl gedacht.
Wir sind gespannt, ob nächstes Jahr diese Performance eine Fortsetzung finden wird. Zum Beispiel mit einer Blockade am Eröffnungstag samt einer forcierten Räumung durch einen Trupp Polizei. Um die Dramatik der Bilder noch zu steigern, könnte man mit Rauchpetarden Tränengas imitieren.
PS: Wird dieses Video demnächst in Herrn Dürrs Büro als Endlosschlaufe auf einem Bildschirm an der Wand zu sehen sein? Er ist bekanntlich noch immer auf der Suche nach einem passenden Kunstwerk für seine Büroinstallation.
Rampass meint
Sie schreiben mitunter ziemlichen Mist auf diesem Sender, werter MM, hier ist Ihnen aber mal was Originelles und Witziges gelungen. Verbindung von ART und dem masslos übertriebenen Polizeieinsatz ist kreativ und clever.