Strassenszene Kasan
Russland hat den Kalten Krieg (1947 bis 1989) verloren. Der Westen hat ihn gewonnen.
Russland hat den Kalten Krieg nicht verloren, weil Herr Brandt und seine Nachfolger dessen Politik „Wandel durch Annäherung“ vorantrieben, sondern weil die Amerikaner die Sowjetunion totgerüstet haben.
Und weil für die besetzten osteuropäischen Staaten das westliche System schlicht attraktiver war, als das Sowjetsystem.
Der übriggebliebene Rest des Sowjetreiches, Russland, hat seit Ende der 90er-Jahre ein enormes Wirtschaftswachstum erlebt.
Um es ohne Umschweife auf den Punkt zu bringen: Ohne westliches Knowhow und westliche Investitionen hätten die Russen das aus eigener Kraft nicht geschafft. Besonders eng sind die wirtschaftlichen Bande mit Deutschland. Mehr als 6’000 Unternehmen mit deutscher Beteiligung sind in Russland erfolgreich tätig.
Wenn DIE ZEIT titelt: Putin will Revanche für 1989, dann gilt das Wort von Frau Merkel, der Mann leide an Realitätsverlust.
Herr Putin sollte hin und wieder das Warenhaus Gum besuchen. Oder zu Fuss durch Moskau und andere Städte spazieren. Und dabei einen Blick in die Auslagen der Geschäfte werfen. Oder auf die Automarken auf den Parkplätzen (und Trottoirs) achten.
Möglicherweise wird es ihm nicht mehr auffallen, dass der russische Konsumentinnengeschmack schon längst von westlichen Markenartikeln unterwandert wurde.
Weil auch er sich schon längst an den westlichen Lebensstil gewöhnt hat.
Niemand auf der ganzen Welt will so leben wie die Russen in der ehemaligen Sowjetunion. Nicht mal mehr die Russen selbst.
Deshalb ist es ein etwas schiefes Bild, dass da gezeichnet wird, vom schwachen Westen, der wirtschaftlich von Russland abhängig sei. Selbstverständlich werden weitere Stufen der Wirtschaftssanktionen auch unsere Wirtschaft treffen.
Möglich, dass wir in eine Rezessionsdelle rutschen.
Besonders die Franzosen, die auf ihrem 1,2 Mia. Euro teuren Kriegsschiff sitzen bleiben.
Doch in den letzten zehn Jahren haben wir die Dotcom-Blase überstanden und uns aus der Finanzkrise gerettet. Wir werden auch die Russlandkrise überstehen.
Mit Garantie besser, als die Millionen an den neuen Wohlstand und die vielen Markenprodukte gewöhnten Russen.
Wenn Herr Putin also das Rad zurückdrehen möchte, dann soll er doch als erstes von seinem Dienstmercedes auf einen Wolga wechseln und seine Polizisten von Nissans, Mercedes, Porsche Cayenne et al. Westwagen auf Ladas umsteigen.
Unsere historische Erfahrung ist die, dass a) Russland ohne Westverbindung wirtschaftlich in die Knie geht – eine Frage der Zeit – und b) Europa und dessen Lebensstil auch für dessen Landsleute allemal attraktiver ist, als derjenige der alten Sowjetunion.
Ohne westliche Investitionen in die Industrie bleibt Russland ein Petrolstaat.
Es gilt daher auch in dieser Situation der legendäre Satz: Keep Calm and Carry On
Geschäftsviertel, Kasan
Arleser meint
Nicht immer gleicher Meinung, aber diesmal schon – Danke!!