Vor Jahren habe ich mal ein Konzept für die Basler Bürgergemeinde geschrieben. Die befand sich schon seit geraumer Zeit in einer tiefen Sinnkrise.
Weil die Grenzen zwischen Kanton und Stadt in Basel ziemlich verwischt verlaufen.
Ein Kapitel drehte sich um den Begriff „Heimat“, den die SVP frisch in Besitz genommen hatte.
Was Heimat ist, wird zumeist durch ein ziemlich sentimentales Gefühl für einen bestimmten Ort bestimmt.
Zum Beispiel eben für Basel (oder für Leser von ausserhalb: für Zürich).
Doch wie robust dieses Heimat-Gefühl tatsächlich ist, zeigt sich erst, wenn man für die mit der Heimat verbundenen Ideale und Werte kämpfen muss.
Und unter Umständen auch bereit ist, Menschen zu töten, die uns unsere Heimat mit Waffengewalt streitig machen.
Gerade den letzten Satz werden die meisten Leserinnen und Leser als ungeheuerlich empfinden.
Ich tue das auch.
Weil wir doch meinten, uns nie mehr mit einem solchen Gedanken beschäftigen zu müssen.
Friedfertig wie wir nun mal gworden sind.
Doch wie es aussieht, müssen wir, noch etwas coronageschwächt, erkennen, dass „unsere Heimat Europa“ – mein Heimatgefühl ist geographisch etwas weiter gefasst – nach langen Jahren europäischer Friedenszeit, wieder von einem ganz offensichtlich durchgeknallten Mann bedroht wird.
Tödlich bedroht.
Die Frage ist also, ob wir bereit sind, für unsere Heimat zu kämpfen.
Wir müssen uns jetzt, also unverzüglich fragen: Sind wir entschlossen uns denen entgegenzustellen, die unsere Ideale und Werte vernichten wollen?
Mit allem, was ihnen zur Verfügung steht.
Sind wir bereit, diese von einer Vielzahl freier Individuen genährte, ergo pluralistische Summe von Ideen und Vorstellungen (für einmal) kompromisslos zu verteidigen?
Weil sie definiert, wer wir sind?
Sind wir hingegen jetzt, in dieser Stunde, nicht bereit, Opfer zu bringen, dann haben die recht, die schon seit Wochen behaupten, Putin sei stark und wir – der Westen – jämmerlich schwach.
gotte meint
ich weiss gar nicht, was mich im moment mehr beelendet: die aussicht, dass die welt einmal mehr in geiselhaft eines narzistisch gekränkten alten mannes ist. oder dass die medien sich darauf konzentrieren, uns das innenleben eines narzistisch gekränkten alten mannes zu erklären. oder dass sich gewisse politiker, vor allem solche mit einer gewissen liebe zu narzistischen alten männern, uns nun erklären, dass unser lebensstil woke ist und gegenüber der harten hand eines narzistischen alten mannes unterlegen ist.
Andres Egger meint
Ganz ausgezeichnete Analyse!
Jeglicher Kommentar erübrigt sich…
Arlesheimreloadedfan meint
Ohne Glauben an den nationalen Zusammenhalt zahlten die Tessiner Haushaltungen so 4000 Stutz für Ihr Fernsehen pro Jahr.
Wäre der Berner Mutz bis Heute so gegen die Jurassier vorgegangen,wie das Kiew gegen die Bewohner des Donezk macht – hätten wir längst die Franzosen im Land.
Besser nicht über die unsägliche Kunstsprache „Romantsch Grischun“ und was uns das schon gekostet hat,anfangen.
Gerade wir Deutschschweizer wurden schon in der Schule darauf vorbereitet,dass eine Mehrheit,sich immer zurück nehmen muss.
Rampass meint
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: der Westen hat seine Unfähigkeit mit dem überstürzten Abzug aus Afghanistan bewiesen. Europa hat sich freiwillig in eine Abhängigkeit von russischem Gas begeben. Wurde das vom Mainstream je thematisiert? Nein, „Klimarettung“ ohne Rücksicht auf Verluste geht vor. Putin lacht sich ins Fäustchen.
Niemand wird für die Ukraine „kämpfen“ und seinen Nachwuchs opfern. Nicht mal Putin, der macht das geschickter: https://www.achgut.com/artikel/putin_will_siegen_aber_nicht_kaempfen