Sagen wir es so: 2001 war Porto Kulturhauptstadt Europas. Seither geht es bergab. In der Innenstadt gibt es keine einzige Strasse, wo nicht einzelne Häuser oder gar ganze Häuserzeilen dem Zerfall preisgegeben wurden.
Selbst am repräsentativen Platz vor dem Rathaus der Stadt stehen einstmals prächtige Bürogebäude leer.
An den Fassaden sind verschiedene Zeitstufen des Zerfalls ablesbar. Sind die Besitzer oder Mieter erst kürzlich weggezogen, findet sich ein Verkaufsschild an der Fassade. Ist das schon länger her und die Hoffnung auf eine Wiedervermietung dahin, sind die Fensterscheiben in den oberen Stockwerken eingeschlagen. Die nächste Stufe ist erreicht, wenn Türen und Fenster zugemauert sind. Und schliesslich endet so ein Haus, indem man die restlichen Mauern mit einem Stahlkorsett stützt.
Inwieweit die aktuelle Eurokrise die Lage verschlechtert, kann ich nicht beurteilen. Auch in Porto herrscht saisonaler Ausverkauf, wobei zahlreiche Geschäfte an den Schaufenstern den ultimativen Ausverkauf plakatieren.
Wir reden ja immer von der Hochpreisinsel Schweiz.
Dabei ist Portugal ist ein Hochpreisland. Für die Portugiesen. Eine Espresso kostet in der Regel ein Euro. Für ein Kilo Trauben haben wir heute 2 Euro 50 bezahlt. Ein Sommerkleid im Ausverkauf ist mit 17 Euro angeschrieben. Ein Herrenanzug gibt es für 350 €. Ein paar modische Sommersandalen sind von ursprünglich 150 Euro auf nun 75 Euro runtergeschrieben. Ein Kilo Brot kostet je nach Qualität 1.50 bis 2.00 € . Fürs Essen haben wir zwischen 20 und 40 Euro bezahlt. Zu zweit. Mal mit mal ohne Wein.
Der durchschnittliche Bruttojahresverdienst in der Industrie und im Dienstleistungssektor liegt in Portugal bei etwa 16.000 €. Weit darüber liegen die Jahresgehälter im Kredit- und Versicherungsgewerbe (26.910 €). Extrem niedrig ist dagegen der Jahresverdienst in der Gastronomie (9.260 €) und im Baugewerbe (11.380 €). Der gesetzliche Mindestlohn beträgt aktuell 497 € brutto.
Eine 2-Zimmerwohnung kostet zwischen 500 und 1000 € Miete im Monat. Wer mehr Daten lesen will, kann das hier tun.
Die aktuelle Arbeitslosigkeit beträgt 12.4 Prozent, wobei die Jugendarbeitslosigkeit bei über 30% liegt.
Unser Hotel kostet mit Frühstück 60 €. Die kurze Fahrt mit der fürs Kulturjahr gebauten Gondelbahn Made in Austria dem Duero entlang, kostete 5 €. Pro Person!
gold price meint
Wenn Zentralbanken Geld drucken, um Staatsanleihen aufzukaufen, dann wird dies früher oder später Inflationsdruck aufbauen. Außerdem setzt dies eine Lohn-Preis-Spirale in Gang, die wiederum zu einer steigenden Inflation führt. Durch diesen Missbrauch der Notenbanken können sich die Staaten theoretisch langsam über die Inflation entschulden. Doch Inflation hat zahlreiche negative Folgen. So entwertet Inflation die Sparguthaben der Bürger, Preissignale auf den Märkten können verzerrt werden und die Investitionssicherheit nimmt ab. Doch nicht nur hier missbrauchen die Staaten ihre Macht. Staatsanleihen aus dem Euroraum durften bisher risikofrei bilanziert werden, es musste kein Kapital zu ihrer Sicherung hinterlegt werden. Dies sorgt dafür, dass das Aufkaufen von Staatsanleihen durch Banken für diese besonders attraktiv ist. Selbstverständlich sind europäische Staatsanleihen aber nicht risikolos. Den Staaten kam diese Regelung allerdings entgegen, da sie so ihre Anleihen günstiger emittieren konnten.
Markus Saurer meint
Genau. Und die Schweiz ist keine Hochpreisinsel – für die Schweizer! Für die Portugiesen werden die Importe immer unerschwinglicher – für uns nicht (obwohl wir wahrscheinlich weit höhere Importpreise zahlen). Von Bedeutung sind nicht die absoluten, sondern die relativen Preise. Wie viele Güter der einen Sorte müssen wir aufgeben, um Güter der anderen Sorte zu kaufen. Aber das versteht sowieso niemand…
freedomforces meint
Das klingt doch schon einmal vernünftig.
Das weniger. 😉 Die natürliche Knappheit ereilt jeden, nur ist das noch kein Indiz für ein bestimmtes Preisniveau.