Ich habe in den letzten 25 Jahren jede Menge Pressecommuniqués geschrieben. Deshalb weiss ich, wie das läuft.
Gute Medienmitteilungen sind die, die objektiv daherkommen und die Kernbotschaft so nebenbei transportieren. Schlechte sind solche, wo jeder Dubel merkt, dass es sich um plumpe Propaganda handelt. Was manchmal schade ist, denn damit killt man den Newswert einer Mitteilung.
Nehmen wir als Beispiel diese Mitteilung des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: „Grönlands Eismassen könnten komplett schmelzen bei 1,6 Grad globaler Erwärmung“.
Oh, denken wir schon beim Titel, das sieht ja düster aus.
Obwohl, der Blick auf unser Klimawandelwidget zeigt aktuell eine weltweite Temperaturveränderung seit 1979 von minus 0.12 Grad C an. Aber das ist für Klimareligiöse Äpfel mit Birnen verglichen. Denn es gilt die Temperatur am Ende der Kleinen Eiszeit, also die vor der Industrialisierung. Sonst kriegen wir das mit dem CO2 nicht auf die Schiene. Die beträgt aktuell 0.8 Grad C.
Die Potsdamer schreiben:
Die Eismassen Grönlands sind wahrscheinlich viel verletzlicher durch die Erderwärmung als bislang gedacht. Die Grenze für ein völliges Schmelzen der Eisdecke dort befindet sich im Bereich zwischen 0,8 und 3,2 Grad Celsius globaler Erwärmung, mit einem besten Schätzwert von 1,6 Grad über den Temperaturen vor Beginn der Industrialisierung.
Ein massives Schmelzen von Land-Eis könnte langfristig zu einem Anstieg des Meeresspiegels von mehreren Metern beitragen und betrifft daher möglicherweise das Leben vieler Millionen Menschen.
Das ist doch Dramatik pur. Schliesslich kenne auch ich ein paar nette Holländer und auch ich will nicht, dass die absaufen.
Vor den Fakten wird noch etwas Fingerzeigpropaganda dazwischen geschoben, das muss schon sein:
Wenn die Menschheit ihren Ausstoß an Treibhausgasen ungemindert fortsetzt, steuert sie langfristig auf acht Grad globaler Erwärmung zu.
Mit anderen Worten, es kommt noch viel schlimmer.
Dann die Fakten:
Dies würde innerhalb von 500 Jahren zu einem Abschmelzen von einem Fünftel der Eisdecke Grönlands führen, und zu einem fast vollständigen Eisverlust in 2000 Jahren, so die Studie.
Also jetzt mal langsam.
Derzeit beträgt der Temperaturanstieg seit der Industrialisierung gemäss den Potsdamern 0.8 Grad C und wie gesagt seit 1979 -0.12 Grad. Seit 1979 ist der CO2-Anteil in der Atmosphäre von etwas unter 320 ppm auf 392 ppm angestiegen. Um die 8 Grad C zu erreichen, müssten wir, wenn die CO2-Theorie stimmt, mit anderen Worten noch einiges mehr in die Luft blasen.
Und dann würde es nochmals 2000 Jahre dauern, bis die Grönlandgletscher vollständig weg wären.
2000 JAHRE!
Die letzten 2000 Jahre waren in der Tat nicht immer die besten für die Menschheit, wie wir wissen. Klimamässig war das so, dass im 13. Jahrhundert irgendwo ein Riesenvulkan Feuer und Asche spie und das Weltklima in die Kleine Eiszeit stürzte.
Die Mittelalterlichen hatten ziemlich Pech gehabt, zu der Zeit gelebt zu haben. Temperaturmässig angenehmer wurde es erst wieder im 19. Jahrhundert. Aber da standen noch der 1. und der 2. Weltkrieg bevor.
Mit anderen Worten: Man sollte Pressemitteilungen so schreiben, dass sie mehr sind als plumpe Propaganda. Von wegen Glaubwürdigkeit und so.
Update 14:20 Uhr: Always look on the bright side of life
Cornelis Bockemühl meint
Aber aber – wie kann man nur in einem sonst doch oft recht origiellen Blog mit so viel Schaum vor dem Mund über ein Thema schwadronieren und polemisieren über das vermutlich nur wenige auf der Welt wirklich kompetent diskutieren können?
Warum nicht mal mit demselben Drive über Nomenklatur-Finessen von Ascomyceten oder was weiss ich herziehen – einfach dass es mal was anderes ist wo kaum jemand was von versteht?
Ach so – diese Leute wollen uns nicht unser Auto madig machen! Ist ja auch sowas von gemein… 😉