Sie ist die «Stealth»-Kandidatin des bürgerlichen Lagers. Der Begriff «Stealth» wird im Zusammenhang mit Militärjets üblicherweise mit «Tarnkappe» übersetzt. Wörtlich jedoch bedeutet das englische Wort Stealth «Heimlichkeit» oder «Schläue».
Vor allem Letzteres kann man ihr und ihren Freunden im Geiste attestieren: Zur rechten Zeit zurückgetreten, um zum grossen Sprung in die Baselbieter Regierung anzusetzen.
Die Rede ist von der im August zurückgetretenen Parteipräsidentin der FDP Christine Frey und ihrer ehemaligen Führungsmannschaft mit Sitz am Altmarkt in Liestal.
Ihre Auftritte sind wohldosiert und stramm bürgerlich.
Da ist eine Frau unterwegs im Übungsflug, bewegt sich noch unter dem Radar der Medien. Was durchaus der Sache dient. Denn Frey und ihre Unterstützer brauchen noch etwas Zeit, um ihre Planskizze umzusetzen.
Doch spätestens nächsten Sommer müssen vollendete Tatsachen geschaffen sein: Frey ist die Regierungsratskandidatin der FDP und kann als Nachfolgerin von Sabine Pegoraro nicht mehr verhindert werden. Auch wenn es die SVP gerne anders hätte.
Deren Präsident hat angekündigt, seine Partei wolle im Frühjahr 2019 mit einem zweiten Kandidaten in die Regierungsratswahlen steigen.
Allein, die Wahlchancen eines zweiten SVP-Mannes (oder von Frau Mall) liegen weit unter fünfzig Prozent. Will also das bürgerliche Lager weiterhin die Regierung dominieren, dann kann die SVP gar nicht anders, als der FDP den Vortritt zu lassen. Der CVP ist das gerade recht. Weil sie nichts anderes will, als Toni Lauber erneut bestätigt zu bekommen.
Die parteistrategisch günstige Ausgangslage der Freisinnigen ist der alten Führungsmannschaft gutzuschreiben, die, der öffentlichen Beschimpfungen überdrüssig, im Frühjahr den Bettel hingeschmissen hat. Um neue Kraft zu tanken.
Womit wir beim Andererseits wären.
Andererseits ist da die neue FDP-Führung um den Übergangspräsidenten Paul Hofer. Diesem wird allseits grosses Organisationstalent attestiert. In der Tat hat er in kurzer Zeit neue administrative Strukturen geschaffen.
Hingegen zeigt der Quereinsteiger arge politische Defizite.
Einen Kandidaten aus dem Lager der neuen Führungsmannschaft aufzubauen, übersteigt seine Kraft und seinen Einfluss.
Zumal sich die SVP kaum auf einen Deal mit Kandidaten/-innen links von der Position des Wirtschaftskammer-Flügels der FDP einlassen wird.
Der realpolitische Kompromiss der bürgerlichen Wahlallianz: Toni Lauber (CVP), Thomas Weber (SVP), Monica Gschwind (FDP) und Christine Frey (FDP) sind das bürgerliche Dream-Team für die Wahlen 2019.
Doch ganz leer wird Paul Hofer nicht ausgehen.
Er darf Balz Stückelberger in den Wahlkampf um den Ständeratssitz schicken. Was der ja unbedingt will.
Die Ausgangslage für den Arlesheimer ist gut.
Er wird vom innerparteilich wichtigen Schneeberger-Clan gestützt, weil der «Eymann des Baselbiets» (politische Position und sonst so) auch der Nationalratsliste der Freisinnigen Schub verleihen kann. In der CVP wird der Sympathieträger ebenfalls gehätschelt.
Weil die einen brauchen, der sich jetzt verheizen lässt, damit im Jahr 2023 Toni Lauber vom Regierungsamt ins Stöckli wechseln kann.
Denn kaum jemand rechnet ernsthaft damit, dass ein bürgerlicher Kandidat gegen die Grüne Maya Graf einen Stich haben wird. Aus dem Grund wird auch die SVP den Arlesheimer unterstützen.
Aber wählen werden sie ihn nicht.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 25. Oktober 2017
Theo meint
Mit der Grundanalyse bin ich einverstanden. Nur den Stealth-Bomber sehe ich nicht in Frau Frey (die zeitweilig eher eine Narren- als eine Tarnkappe aufhatte und auch nicht mit Heimlichkeit aufwartete), sondern in Landrätin Schenker, die sich noch bei keinem Flügel unbeliebt gemacht hat, sich bei der Altmarkt- wie der Krankenkassenlobby auskennt und im Landrat in wichtige Kommissionen gepflanzt wurde.
h.s. meint
Das wäre was für Baselland. Hochwertigen Ersatz für Pegoraro. Die Leistungsausweis kann sich sehen lassen. Sekretärin, Parteipräsidentin, Pressesprecher des Staatsspital, Landrat, unabhängige Unternehmerin => RR-Kandidatin. Hätte aber noch die Plakattauglichkeit behandelt. Pegoraro möchte bleiben. Wer wird ihr wann überzeugen zu gehen?
https://leonhardeulerblog.wordpress.com/2017/10/24/wie-geht-es-weiter-mit-sabine-pegoraro/
Bringold Margareta meint
Es ist doch egal, wer unter Christoph Buser Regierungsrätin ist. Welche Puppe er da tanzen lässt, interessiert nicht wirklich. Viel interessanter ist für mich, was die Linken machen. Wird Maya Graf als Ständerätin kommen und wird sie von der SP unterstützt, können die Bürgerlichen einpacken. Wird dafür von Mitte-Links ein SP-Regierungsrat unterstützt, sind die Chancen für einen Wahlerfolg gegeben. Geeignete Kandidaten und Kandidatinnen wären vorhanden. Der Leistungsausweis der bürgerlichen Regierung und des bürgerlichen Landrates ist beschämend. Aber Leistung zählt in diesem Kanton nicht, solange Filzokratie und Vetternwirtschaft regieren.
Meury Christoph meint
Man getraut sich ja in diesem Zusammenhang nicht mehr nach einer politischen Leistungsbilanz zu fragen.
Profaner Mainstream ist offensichtlich angesagt und es stellt sich nur noch die Frage der »Einschaltquote«: Wer wird wie oft, wie & wo prominent genannt. Die bürgerliche »Frauenpower« mit Gschwind, Pegoraro und (scheinbar) Frey ist in der Besetzung doch eher ein politisches Trauerspiel. Der Kanton wird in dieser Konstellation noch schärfer nach rechts rücken und die angestauten Probleme werden weiterhin vertagt.
Die Partnerschaft mit dem Kanton Basel-Stadt ist, dank bürgerlicher Hilfe von FDP & SVP aus dem Baselland, an einem Tiefpunkt angelangt. Die FDP inhaltlich so hohl, wie seit Jahren nicht mehr. Lösungsorientierte bürgerliche Politik: Fehlanzeige! Das Menschenbild der FDP Granden ein Desaster. Man reduziert die Politik auf eine reine Wirtschaftspolitik. Das Gemeinwohl verkommt zum Fremdwort.
Da wird auch Christine Frey nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sein.
angrymonk meint
Pegoraro, Gschwind, Schneeberger, Frey: Die Elite des Baselbieter Freisinns…
gotte meint
@angrymonk: das ist jetzt ein bisschen einseitig. bitte die herren nicht vergessen (z.b. buser, hofer und richterich).