Klar verstehe ich das, ein neuer Parteipräsident muss sich und seinen Anhängern Mut machen. Sonst wird das nichts mit den Interviews gleich nach der Wahl.
Herr Hofer also will der FDP die beiden Sitze in der Regierung sichern, zu den derzeit siebzehn drei weitere Landratssitze hinzugewinnen und nach den nationalen Wahlen im Oktober 2019 mit zwei FDPlern in Bern Präsenz markieren.
Ich will das – entgegen der Erwartung eines Teils der Leserschaft – nicht als Lachnummer abtun. Auch wenn der neue Präsident der FDP in der Vergangenheit mit clownesken Wahlkampfeinlagen für Heiterkeit sorgte.
Beginnen wir mit dem Landrat: Ja, es ist durchaus möglich, dass die FDP bei den Landratswahlen im Februar 2019 drei Sitze hinzugewinnt. Zum Beispiel auf Kosten der SVP oder halt von sonst wem.
Weil die Baselbieter Wahlen dank dem Hare-Niemeyer-Verfahren eher einer Lotterie gleichen. Am Schluss ist es nicht der Wählerwille, sondern sind es die Nachkommareste, die über den Erfolg einer Partei entscheiden. Oder Politstars brutal aussortieren.
Und ja, es ist durchaus möglich, dass die FDP 2019 zwei Vertreter nach Bundesbern schicken kann, nämlich eine Nationalrätin und eine Ständerätin.
Womit wir bei den Regierungsratswahlen angelangt sind.
Diese sind der Angelpunkt der bürgerlichen Allianzabsprachen. Die Ausgangslage ist derzeit wie folgt: Bei der CVP ist Herr Lauber gesetzt, und die Partei verzichtet seit letztem Samstag auf die Ständeratsnomination von Frau Schneider-Schneiter. Die FDP tritt mit dem Anspruch Gschwind plus unbekannt an, und für die SVP sind weniger als zwei Regierungssitze nicht verhandelbar. Herr Reber muss aus finanziellen Gründen nochmals ran, und die SP will wieder rein.
Deshalb richten wir den Blick auf Frau Pegoraro mit der Feststellung: Totgeglaubte leben länger.
Das Sesselrücken bei der FDP, der Anspruch der SVP auf den zweiten Regierungsratssitz und das Forfait der CVP fürs Ständeratsrennen eröffnen der Berufspolitikerin überraschend die Möglichkeit, die Strategie der bürgerlichen Allianz entscheidend zu beeinflussen und sich gleichzeitig eine politische Perspektive nach dem Regierungsrat zu eröffnen.
Weil sich die Einsicht durchsetzen wird, dass die SVP mit Herrn de Courten einen auch für Freisinnige wählbaren Kandidaten hat und es dieses Mal von ihr kein Zurückstecken in letzter Minute gibt.
Das Problem der SVP: Sie wird es in Gesamterneuerungswahlen selbst dann schwer haben, ihr Ziel zu erreichen, wenn sie die Unterstützung der bürgerlichen Delegiertenversammlungen hat.
Doch dieses Handicap kann Frau Pegoraro im Alleingang beseitigen.
Sie macht einen Deal mit Herrn Kämpfer und stellt ihre Partei vor vollendete Tatsachen, indem sie im Frühjahr 2018 zurücktritt, Thomas de Courten den Weg in die Regierung ebnet und sich im Gegenzug die Nomination für den Ständerat sichert.
Sowohl die vorgezogenen Regierungsratswahlen als auch die Ständeratswahlen werden zu Lagerwahlkämpfen. Mit intakten Siegeschancen für eine geeinte bürgerliche Allianz.
Was, die Pegoraro in den Ständerat?
Warum denn nicht?, muss man zurückfragen. Sabine Pegoraro bringt fünfzehn Jahre Regierungserfahrung mit, was im Ständerat von Nutzen ist, und sie ist im absehbaren Rennen mit einer Grünen und einem Sozialisten ohne Wenn und Aber als bürgerliche Politikerin positioniert.
Ihr bleibt nicht viel Zeit, sich zu entscheiden.
Zuerst erschienen in der Baslerz Zeitung vom 23. August 2017
Bringold Margareta meint
Es ist tatsächlich nicht ungewöhnlich, verdiente Regierungsräte ins Stöckli zu wählen. Aber welche Verdienste kann die gute Frau Pegoraro denn vorweisen?hat. In den vergangenen Jahren reihte sich doch Flop an Flop. Sie war eine Puppe, die nach den Fäden der Wirtschaftskammer tanzte. Das brauchen wir nicht mehr.
Die bürgerliche Allianz hat den Kanton nicht wirklich weitergebracht, Stagnation statt Fortschritt, lähmende Sparübungen statt Innovation.
Und Links-grün wird wohl bei den nächsten Wahlen auch noch ein Wörtchen mitreden. Wenn sie die richtige Strategie wählen und wenn Claude Janiak nicht mehr antritt, gewinnen sie bei den nächsten Wahlen eine grüne Ständerätin und einen SP-Regierungsrat. Und die jungen Wilden von Links-Grün nehmen den Schwung aus diesem Erfolg mit und verteidigen im Herbst 2019 ihre Sitze auch im Nationalrat.
h.s. meint
Wenn die CVP mit einen Ständeratskandidat in 2019 oder 2023 kommt, dann ist es Anton Lauber. Alle bürgerliche Parteipräsidenten wissen, dass wenn Sabine Pegoraro Kandidatin wird für das Stöckli, man besser das Geld für den Wahlkampf spart. Maja Graf ist dann gewählt.
Der Parteipräsident der FDP braucht die SVP in 2019 nicht. 1 RR und seinen NR kriegt er so oder so. Die SVP hat gar keinen Ständeratskandidat der Majorzfähig ist. Beim Landrat ist die SVP so oder so einen Konkurrent. Die Spielchen laufen diesmal nicht.