Fast 2000 Kilometer liegen zwischen Granada und Paris, eine Distanz, die wir mit dem Zug in zwei Nächten zurückgelegt haben.
Wir erleben so etwas wie einen Temperaturschock: in Granada zeigte diese Temperaturanzeige an der Cran Via de Colon nachmittags um vier 44 Grad. Hier in Paris herrschen angenehme 24 Grad, sofern sich keine schwere Wolken vor die Sonne schieben. Ist dies der Fall, kann eine leichte Jacke nicht schaden.
Paris scheint wie ausgestorben. Gut, es hat schon etwas mehr Leute hier, als sagen wir in Basel. Doch die Pariser haben sich in Scharen in die Ferien abgesetzt. Die Restaurants rund um den Place de la Contrescarpe sind zur Mittagszeit beinahe leer, andere haben wegen Betriebsferien geschlossen, wie an den geschlossenen Türen zu lesen ist.
Das Problem in Spanien ist mit der Zeit nicht nur die Hitze, sondern vor allem die Ernährungssituation. Die Spanier haben einfach keine Küche, die diesem Namen gerecht wird.
Wir haben zwei Mal wirklich gut gegessen: Das eine Mal beim Italiener in Cordoba und das andere in einem Restaurant in Granada, das eine moderne mitteleuropäische Küche bietet. Den Tapasrest kann man getrost vergessen.
Doch in Paris ist man nicht nur was die Speisen anbelangt in einer anderen Welt (wobei, wenn man von Osten und nicht von Südwesten her nach Paris kommt, hält sich die Qualität der Durchschnittsrestaurants in Grenzen), auch was den äusseren Wohlstand, überhaupt die Kultur anbelangt.
Klar, Paris ist nicht Frankreich.
Spanien und Portugal sind im mitteleuropäischen Massstab Schwellenländer. Trotz den Milliarden-Subventionen aus den verschiedenen EU-Töpfen. Da kann man noch weitere Milliarden reinpumpen, schon wegen der europäischen Idee, was ja durchaus in Ordnung ist, aber das wird nichts werden.
Krise hin oder her.
Lassen wir’s also gut sein. Wir haben nun in mehreren Reisen quer durchs Land gesehen, was man so sehen kann. Wir waren beeindruckt von der Weite der Landschaft, von einzigartigen Baudenkmälern, von beeindruckenden Plätzen.
Badeferien in Spanien – auf diese Idee sind wir noch nie gekommen.
Zu Spaniern selbst hatten wir keinen Kontakt ausser zum Personal in Restaurants und Hotels. Zum einen sind da die sprachlichen Hürden (unglaublich, dass auch junge Spanier selbst in touristischen Zentren nicht Englisch sprechen. Das Personal im ziemlich teuren Hotelzug Elipso nach Paris, in dem praktisch nur Ausländer mitfahren, verstehen nicht mal die englische Speisekarte), und zum anderen fehlt das Interesse.
Über was sollten wir uns denn unterhalten? Alltagssorgen interessieren mich nicht, die haben alle. Irgendwie.
Ich denke, wir werden kaum mehr nach Spanien zurückkehren. Und auch Portugal können wir auch definitiv als gesehen abhaken.
Nachtrag: Ein erster Leser (aus Spanien!) hat in einem Kommentar heftige Kritik an diesem Beitrag geübt, von wegen Arroganz und so. Der Beitrag war ziemlich ausfällig, auch gegen meine Begleiterin.
Das mit der Arroganz hingegen nehme ich entgegen. Aber es ist halt so, dass ich dieses „mit Land und Leute in Kontakt kommen“ schon immer einen Mumpiz gefunden habe. Weil das als Erkenntnis wenig hergibt.
Ich meine, wir fahren schon seit Jahren immer mal wieder mal nach Venedig. Ich kenne keinen einzigen Venezianer. Die interessieren mich auch nicht wirklich. Über deren Probleme lese und höre ich, wie auch über jene der Spanier, in den Medien. Wirklich interessante Menschen trifft man irgendwie halt, wie dieses englische Ehepaar beispielsweise nicht in England, sondern im Zug nach Barcelona.
Kurz: Die Einheimischen irgendwo sind ungefähr so uninteressant wie die Einheimischen bei uns.