Mit Blick auf die Olympischen Winterspiele baut sich vor der Skifahrernation Schweiz ein ziemliches Dilemma auf: Soll sie sich dem Diplomaten-Boykott der Amerikaner und anderen anschliessen?
Und damit ein Zeichen setzen, wie man so gerne daher redet, wenn der Protest nichts kostet?
Soll also unsere Sportministerin und ihr Tross zuhause bleiben und sich dem westlichen Protest gegen die brutale Unterdrückung der Uiguren anschliessen?
Von wegen Menschenrechte.
Oder soll sie es besser bleiben lassen, weil man den Zorn der Chinesen fürchten muss?
Durchaus berechtigt.
Und schon ist er wieder da, der Satz, der den Schweizern schlaflose Nächte bereitet, wenn sie sich entscheiden müssen: “Darum herum kommen wir nicht.”
Was zusammengefasst bedeutet: wie auch immer der Bundesrat demnächst nicht entscheidet, der Schweiz drohen Konsequenzen.
Man stelle sich also vor: Unsere Sportministerin und ihr Tross wird in Beijing mit allen Ehren empfangen.
Vor laufenden Kameras.
So ein Empfang schafft es garantiert in die Hauptnachrichten der grossen Nachrichtensender.
Und auf die Titelseite der New York Times.
Nun kann die Schweiz aber auch sagen: Da machen wir mit. Menschenrechte sind schliesslich unser Ding, von wegen Genf und so.
Was man in China wohl nicht sehr freundlich aufnehmen wird, frei nach Trapattoni: „Was erlaube Schweiz?!“
Was mit einem kleinen Land passiert, das gegen China aufmuckt, können wir dieser Tage am Beispiel Lettlands Litauens mitverfolgen.
Weil Litauen eine Art diplomatische Vertretung Taiwans in Vilnius zuliess, wurde der baltische Staat als Adresse für Waren aus der chinesischen Zollliste gestrichen, d.h., für chinesische Waren ist Lettland nicht mehr erreichbar.
Die liefern nicht mal mehr die Waren aus, die litauische Unternehmen ihren chinesischen Lieferanten bereits bezahlt haben.
Um noch einen draufzusetzen, drängt Beijing „internationale Konzerne dazu, ihre Geschäftsbeziehungen mit Litauen zu beenden.„ Sonst drohen – Konsequenzen.
Litauen ist übrigens in der EU und deshalb nicht allein. Die Schweiz bekanntlich nicht und bei einem Konflikt mit China ziemlich allein.
Will sich also die Schweiz dem Diplomaten-Boykott anschliessen, dann sollte man den Entscheid mit einem Worst Case-Scenario versehen.
Fährt hingegen die Sportministerin und ihr Tross zur Eröffnung der Winterspiele nach Beijing – dann auch.
Eigentlich kann nur noch Corona die Schweiz vor sich selbst retten: Die Lage spitzt sich bis Februar derart zu, dass Frau Amherd und ihr Tross nicht reisen kann.
Weil die Chinesen ausser Athleten und Betreuern niemanden anderen mehr einreisen lassen.
Timon meint
Litauen muckt gegen China auf, nicht Lettland
M.M. meint
Switzerland or Sweden who cares. 🙂
Danke