Kürzlich habe ich mit einem Journalisten aus dem Hause Tamedia über dieses und jenes geredet.
Beiläufig fragte ich ihn: Was läuft eigentlich bei der Sonntagszeitung in Sachen Offshoreleaks? Das kann es doch nicht gewesen sein, diese dürre Geschichte über den verstorbenen Herrn Sachs?
Er wusste es auch nicht, was seine Kollegen bei diesem Thema so treiben.
Nun verfolge ich für mein Flipboard-Magazin #Offshorleaks mögliche Nachrichten über Offshore Leaks über viele Kanäle aus aller Welt. Und was tut sich da? Seit zwei Wochen praktisch nichts mehr.
Selbst das ICIJ ist mehr oder weniger verstummt. Irgendwie erschöpft sich die Geschichte darin, dass alle, die ein paar hundert Millionen auf der hohen Kante liegen haben, diese – ach wie verachtenswert – steueroptimiert anlegen.
Könnte es sein, dass Offshore Leaks die weltweit grösste journalistische Pleite aller Zeiten ist?
Dass dieses internationale Vernetzungsmodell zur Auswertung von 260 Gigabytes mit ungefähr 2.5 Millionen Dokumenten, inklusive 2 Millionen E-mails ausser einer heisser Blähung nichts hervorgebracht hat? Dass die Story der Sonntagszeitung, Teil dieses Netzwerkes zu sein, die eigentliche Story war?
Könnte es sein,dass Tausende von Zeitungsabonnenten und -freiwilligzahlern dem grössten Journalisten-Bluff aller Zeiten aufgesessen sind?
Offshore Leaks kann auch für das Versagen des hochgejubelten Datenjournalismus stehen. Weil die Journalisten aus Mangel an einschlägigem Sachverstand schlicht und ergreiffend an ihre an sich schon eng gesteckten Grenzen gestossen sind.
René Zeyer vom Journal21 stellt zurecht fest:
Zusammen mit den kläglichen Ergebnissen von «Offshore Leaks» verschwinden auch einige interessante Fragen im Orkus der flüchtigen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Wer war der Dieb? Warum taucht das grösste Offshore-Paradies der Welt, die USA, nicht auf? Wieso wurde noch keine einzige Verbrecherorganisation als Besitzer einer Trust-Struktur enttarnt? Wieso wurde bislang noch kein einziges Dokument den Strafverfolgungsbehörden übergeben? Ach, Schwamm drüber.
Peter Johannes Meier meint
Das ICIJ ist daran, häppchenweise Original-Dokumente der Harddisk online zu stellen. Allerdings nur Daten, die bereits zu Medienberichten geführt haben. Der Umgang mit den zugespielten Dokumenten stellt auch Journalisten vor neue Herausforderungen. Mehr dazu http://beobachter.ch/offshoreleaks