Der Kreis schliesst sich.
In den neunziger Jahren habe ich für etliche Firmen deren allererste Bilanzpressekonferenz organisiert (das war zu der Zeit, als man noch nicht politisch korrekt zur „Medienkonferenz“ einlud).
Hei war das jeweils eine Aufregung in den Chefetagen.
Und nervös waren sie wenn der Felix Erbacher und seine Kollegen anmarschierten. Und jedes Wort im Pressecommuniqué wurde auf die Goldwaage gelegt. Dabei schrieben die Journalisten eh das, was sie gerade wollten.
Das grösste Problem war nicht etwa, dass die einen in die Pfanne hauen wollten. Das grösste Problem war schon immer, dass sie wenig Ahnung von der Materie haben und deshalb einfach falsches Zeugs schreiben.
Nun, die Zeit der Bilanzpressekonferenzen neigt sich ihrem Ende zu. Weil die Redaktionen gar kein Personal für all die Pressekonferenzen mehr haben.
Und zum anderen, weil die Unternehmen dank des Internets über eigene Informationskanäle verfügen. (Nur haben viele das noch nicht gemerkt.)
Ich sag’s schon seit fünf Jahren: Unternehmen müssen sich mit eigenen Kanälen von der Vermittlertätigkeit der Medien unabhängig machen. Wenn es ihnen nicht gelingt, mit ihren Firmennews ihre Stakeholder zu erreichen, dann erreichen sie diese auch nicht über die Medien.
Novartis geht diesen Weg. Der Konzern hat kurzerhand die traditionelle Bilanzpressekonferenz abgeschafft. Zum Ärger der Medien, die nun nicht mehr den Gatekeeper spielen.
Finanzanalystenkonferenzen sind wichtiger.
Journalisten werden wie alle anderen über Twitter und mittels RSS Feed auf dem Laufenden gehalten. Die Informationen und Dossiers gibt es auf der Unternehmenswebsite.
Gut, es soll noch immer Journalisten geben, die weder das eine noch das andere auf ihrem Laptop eingerichtet haben.
PS: Im letzten Jahr haben wir drei solche Unternehmensnewsportale aufgebaut.
(c) Bild –-Andrew- from Flickr
Michael Przewrocki meint
avenir-suisse-webseite:schlicht=gut aber noch zu wenig bis keine fotos. Man hofft dort werde sich noch was strategisches ändern, es müssen ja nicht unbedingt kopfparaden sein. Es ist fast wie mit dem kath.kirchenblatt in basel. Text, text und nochmals text. Zum
Davonlaufen.
merlinx meint
Geht’s hier eigentlich nur noch um Röhren und Rinnen (Informationskanal, Kommunikationskanäle, Mitleidskanal, Vertriebskanal, etc.)?
Doch immer wieder anregende Unterhaltung auf diesem Kanal!
(Klar, ein Leben ohne die vielen Kanäle und Röhren tief im Boden können wir uns nicht mehr vorstellen. Es würde zB bestialisch zum Himmel stinken und unser Wohlergehen gefährden.
Ironischerweise duftete es bei der Muba ausgerechnet während der Baumesse aus den Schächten …)
Also, dank der von Ihnen gepriesenen neuen Informationskanäle kann Joe J. uns nun twittern, dass er es sich doch anders überlegt hat … wir fühlen uns erleichtert!
(Gut gepokert, Ihr Pillenverkäufer! So kommentieren andere …)
Ist Novartis jetzt keine Black Box mehr? Weit leuchtende Transparenz?
Die Gründe, etwas geheim zu halten, oder zu veröffentlichen, sollten hinterfragt werden können * – aber das ist wohl ein frommer Wunsch!
Nein, wir schätzen Ihre Bemühungen, uns immer wieder auf die epochalen Umwälzungen in Sachen Kommunikation/Information hinzuweisen – es geht wirklich darum, so viele wie möglich mitzunehmen. Irgendwann wird das Brett vor unseren Köpfen durchgesägt sein …
Tröstlich: Diese neue Art der Information/Kommunikation hilft uns doch, bei all unserer Schlechtigkeit noch „schwereloser“ aneinander vorbeikommen …**
(Inspiration by * Sascha Lobo, das Apfelkuchen-Prinzip http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,811007,00.html£
und ** Botho Strauss, Anschwellender Bocksgesang, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681004.html )
Gotte meint
schöne seiten – – – aber ich würde wohl in meinem leben nie auf die seiten von avenir suisse oder von ensi gehen, wenn nicht in einer medienmitteilung (oder in einem blog) auf diese seiten verwiesen wird, sorry.
M.M. meint
Müssen Sie auch nicht. Aber die Seiten finden schon ihre Leser, keine Bange. Und seit sie neu sind, erst recht.
Gotte meint
welche denn?
M.M. meint
Zum Beispiel diese hier.
http://www.ensi.ch/de/
http://www.avenir-suisse.ch/
und dann noch die hier
http://www.saldome.ch/
http://crashtests-wildhaus.net/
Eine weitere geht demnächst online. Dazu noch zwei Blogs (intern und extern). Haben diese Projekte mit verschiedenen Technikteams durchgeführt. Sind übrigens alle wie dieses Blog mit WordPress gemacht. Mich interessiert die Kommunikation und die Strategie. Programmierung kann man für mehr oder weniger Geld weltweit einkaufen (arbeite u.a. mit deutschem Team).