Da lese ich eben beim Guardian: „News is bad for you – and giving up reading it will make you happier“ und denke, Shit, was soll denn das jetzt schon wieder?
Schliesslich bin ich seit langen Jahren ein Newjunkie (eine Bezeichnung, die, ich gebe es zu, durchaus auf eine gewisse Krankhaftigkeit hindeuten kann).
Allerdings bin ich inzwischen ziemlich selektiv in meiner Auswahl.
Die Lokalzeitungen sind ja weg und damit auch sehr viel Schrott. Wenn die Frau Pegoraro, zum Beispiel, weder Ständerätin werden, noch die Direktion wechseln will, dann bekomme ich das im Verlaufe des Tages auch irgendwann mit.
Nur, und hier kommt die Frage, ist das zu wissen tatsächlich relevant?
Die Antwort im Guardian:
News is irrelevant. Out of the approximately 10,000 news stories you have read in the last 12 months, name one that – because you consumed it – allowed you to make a better decision about a serious matter affecting your life, your career or your business. The point is: the consumption of news is irrelevant to you.
Es gibt in der Tat nur wenige Nachrichten, von denen man sagen kann: gut zu wissen oder wichtig zu wissen. Nehmen wir diesen Bombenanschlag in Boston: Von Belang war sicherlich die erste Meldung, die mich praktisch mit dem Anschlag via Twitter erreicht hat.
Was danach berichtet wurde, befriedigt nur noch den Gaffer in uns.
News works like a drug. As stories develop, we want to know how they continue. With hundreds of arbitrary storylines in our heads, this craving is increasingly compelling and hard to ignore.
Da kann ich ehrlicherweise nicht widersprechen. Doch lesen wir weiter.
Die Spätamabendnachrichten im Fernsehen lasse ich schon seit langem sein. Denn ich will mir spätabends nicht von diesen Nachrichtenleserdarstellern das geballte Elend der Welt vorführen lassen. Und ich denke oft nach den Morgennachrichten, wie negativ programmiert die Leute auf den Weg zu ihrer Arbeit machen.
News is toxic to your body. It constantly triggers the limbic system. Panicky stories spur the release of cascades of glucocorticoid (cortisol). This deregulates your immune system and inhibits the release of growth hormones. In other words, your body finds itself in a state of chronic stress.
Was hatten wir heute? Folgemeldungen aus Boston, neuer CD-Klau mit Schweizer Bankdaten, das Bubi von Südkorea hat sich wieder gemeldet, Europäisches Gericht verurteilt die Schweiz, Europa hinkt dem Rest der Welt hinterher, Goldpreis rutscht weiter. Und dann noch ein paar lokale Unfälle.
News has no explanatory power. News items are bubbles popping on the surface of a deeper world. Will accumulating facts help you understand the world? Sadly, no. The relationship is inverted. The important stories are non-stories: slow, powerful movements that develop below journalists‘ radar but have a transforming effect. The more „news factoids“ you digest, the less of the big picture you will understand. If more information leads to higher economic success, we’d expect journalists to be at the top of the pyramid. That’s not the case.
Gestern übrigens wurden in den USA aus aktuellem Anlass von den Medien die Bezahlschranken hochgezogen. Meinte einer auf Twitter: Wenn’s mal wirklich relevante Nachrichten gibt, dann werden sie gratis verbreitet.
Sich komplett oder zumindest weitgehend aus dem Newsstrom auszuklinken, ist durchaus ein verlockender Gedanke. So rein theoretisch. Mal schauen, ich habe ja jetzt jede Menge Zeit für Pausen.
PS: Derjenige, der diesen Text geschrieben hat, ist ein Schweizer. Herr Dobelli, der im Moment bei uns als Denker gefeiert wird. Man kann seinen Essay auf Deutsch herunterladen: Vergessen Sie die News