Es verdichtet sich, dass die neuen Besitzer der Basler Zeitung aus dem Umfeld der Roche-Besitzer stammen könnten. Heute melden sich weitere Quellen, die aufgrund von Hintergrundgesprächen neue Teile des Puzzels beisteuern.
Im Zentrum des Bildes erscheint erneut Suters Fluggesellschaft Hello. Mit wenig Rechercheaufwand stösst man auf folgende Meldung vom 1. Februar 2009:
Die Schweizer Fluggesellschaft Hello hatte offenbar mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen und deshalb das Aktienkapital um fünf Millionen Franken erhöhen müssen. Dies meldete heute die Zeitung „Sonntag“. Moritz Suter habe bei Michael Pieper, dem Chef der Aarburger Küchenbaufirma Franke, um frisches Kapital gebeten. Dies, nachdem die Fluggesellschaft im letzten Jahr wegen hoher Treibstoffpreise Verluste hinnehmen musste.
Interessant an der Meldung ist, dass nicht Suter selbst in seine – kolpotierte – reichlich gefüllte Schatulle gegriffen hat, um „seine“ Hello vor dem Absturz zu retten, sondern ein Küchenbauer.
Schon eineinhalb Jahre später folgt die nächste Kapitalerhöhung. Dieses Mal sprudeln die Mittel recht üppig:
Der Verwaltungsrat hat ausserdem einer Kapitalerhöhung von 14,1 Millionen Franken zugestimmt. Die Aufstockung des Aktienkapitals auf 22,1 Millionen Franken sichere die Flottenerneuerung.
Das Datum der Meldung: 14. Dezember 2010. Ein Monat zuvor, am 24. November gab Moritz Suter den Kauf der Basler Zeitung bekannt. Und alles fragte sich: Woher hat Herr Suter das Geld für den Kauf eines Verlagsunternehmens, wenn er kein Geld hat, um seine Fluggesellschaft zu retten?
Ein paar Wochen später, in Bedrängnis geraten, sagt er, er habe lediglich die Holding gekauft und dafür eine Million Franken bezahlt. Und wo sind die 65 Mio. geblieben, die als Kaufpreis für die Basler Zeitung herumgeboten werden? Herr Tettmanti hat ja sein Geld bekommen, sagt dieser. Oder er spielt Bank mit erstklassiger Garantie.
Nun meldet sich bei mir eine weitere Quelle, die wissen will, dass der Weiterverkauf der BaZ seinerzeit zwischen André Hoffmann und Tito Tettamanti eingefädelt worden ist. Die kennen sich, was nicht weiter erstaunen mag und die verstehen sich.
Wie wir gestern geschrieben haben, habe Herr Hoffmann Geld für die Kapitalerhöhung der Hello zur Verfügung gestellt, vielleicht war auch Herr Tettamanti mit von der Partie. Dafür sollte sich Suter als Käufer der BaZ präsentieren. Die für den Kauf der BaZ seinerzeit on-dit-bezahlte 65 Mio. Franken lägen als Bankschuld in der Holding, garantiert durch Hoffmann.
Was wiederum mit der Aussage eines weiteren Gesprächspartners übereinstimmen würde, der mir Ende letzten Jahres gesagt hat, die BaZ gehöre den Banken.
Mit anderen Worten: Unter dem Strich ist von den neuen Besitzern relativ wenig Geld eingesetzt worden. So macht man lukrative Geschäfte.
Vielleicht muss man einschränken, dass es sich nicht unbedingt um ein persönliches Engagement von Roche-Erbe André Hoffmann handeln muss, sondern dass sich der Familienpool bei der Basler Zeitung engagiert.
Bereits vor dem Verkauf der BaZ an Herrn Tettamanti haben die Hagemanns Gespräche mit Poolmitgliedern über ein finanzielles Engagement geführt. Ohne Ergebnis.
Die Intention bleibt – es geht im Kern um ein Engagement für Basel. Was ja an sich begrüssenswert ist.
Der grossbürgerlich-konservative Flügel möchte eine bürgerliche Zeitung (eine Art Neuauflage der Basler Nachrichten), während, wie es sich jetzt zeigt, der bildungsbürgerlich-linke Flügel der Familie bei einer eher links ausgerichteten neuen Publikation den Financier spielen wird.
Wir hätten also zwei Motive für den BaZ-Deal: Zum einen der Herr Suter, der dringend Geld für seine Fluggesellschaft braucht und einer öffentlichen Rolle nicht abgeneigt wäre und zum anderen die Hoffmann-Oeris, die für die bürgerliche Stimme von Basel eine Basler Lösung wollen.
Alle könnten happy und zufrieden sein.
Jedoch: Man ist derzeit in beiden Flügeln der Familie Hoffmann-Oeri not amused über die neue, völlig überraschende Zeitungskonstellation. Hört man.
PS: Solange Herr Suter die Karten nicht auf den Tisch legt, handelt es sich um Mutmassungen. Allerdings sind meine Quellen von solcher Art, dass man nicht von dummem Herbeigeplauder sprechen kann.
Michael Przewrocki meint
Warum regt ihr euch eigentlich immer auf und mutmasst woher jeweils gelder stammen. Viel interessanter wäre doch zu wissen warum gewisse Investoren geheim bleiben sollen.
Markus Schöpfer meint
Wie dem auch sei. Die BAZ hat sich für den Leser nicht merklich verändert. Und sogar Hr. Somm ist hi und da wertvoll für das Blatt. Er ist der einzige, der ab und zu mal aufzeigt, welches Provinz-Denken hier herrscht, ob von links ode rechts, und dass es neben Basel auch noch etwas anderes auf dieser Welt gibt. Tut uns sicher hin und wieder gut.
de gustibus non est disputandum meint
In diesem Zusammenhang muss an die Veränderung im Aktionärspool der Familien Hoffmann-Oeri erinnert werden.
Besteht ein Konnex zwischen den beiden – nicht vorhersehbaren – Entwicklungen?
Michael Przewrocki meint
Was hier geschrieben wurde hab ich schon lange vermutet. Man muss nur die Leute auflisten, welche in den diversen Firmen der Betroffenen aufgelistet sind. Gut dass sich endlich kompetente Leute um die jahrzehntelange Medien-Machtdiktatur kümmern. Nur deren Aufbrechen bringt Vorschritt für Alle. Vielleicht war/ist die Episode Somm nur ein Theaterstück im Sinne von: „Basel braucht den entscheidenden Tritt um sich zu bewegen“. Somm mit seinem Hintergrund kann sich dies gut leisten. Er ist allerdings Erfüllungshilfe derer welche sich kein forsches Auftreten getrauen. So kann der Friede auch bewahrt werden. Man hofft auf ein gutes Ende. Btw: Das Probeabo der NZZ tut gut. Die sollte Vorbild sein für die neue Zeitung und die alte!