Kanada, Grönland, Panamakanal – Gaza: Trump auf weltweitem Eroberungskurs.
In Bezug auf Gaza hat Trump durchaus recht mit seiner Einschätzung, dass sich der Streifen in eine florierende Offshore-Stadt verwandeln liesse.
Er hat recht als Immobilienmakler.
Gaza ist ein extrem wertvolles Stück Land. Auf diesem Streifen am Mittelmeer könnte ein neues Beirut der alten Tage entstehen.
Allerdings dürfte dies mit einer Hamas-indoktrinierten Bevölkerung und der korrupten Palästinensischen Autonomiebehörde kaum realisierbar sein. Und überhaupt, solange dort noch Palästinenser leben.
So weit so rational.
Die USA wollen deshalb Gaza besetzen?
Die amerikanische Präsenz im Mittleren und Nahen Osten war schon immer eine Erfolgsgeschichte.
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Um mit einer ebenso salopp hingeworfenen Idee Nr. 47 zu imitieren: Nennen wir doch das Matterhorn um in Mount Trump.
„Make Climbing Great Again!“
Okay, die Idee wäre ein PR-Geniestreich, würde aber das Land in eine ihrer skurrilsten Identitätskrisen treiben.
Damit wäre kurz umschrieben, was derzeit in den USA abläuft.
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Die CIA soll – so lese ich – allen rund 20.000 Mitarbeitern ein Ausscheiden aus dem Dienst mit Abfindung angeboten haben, um „die Behörde den Prioritäten von Präsident Donald Trump“ – Kampf gegen Drogenkartelle – anzupassen.
Das Angebot umfasst acht Monatsgehälter sowie Sozialleistungen.
Keine Undercover-Aktionen mehr in fremden Staaten? Kein Sturz einer Regierung hier und einer dort? Keine Drohnenangriffe mehr auf Terroristenlager?
Ich vermute, das läuft folgendermassen weiter: Sagen wir 5.000 der besten Spezialisten für Terrorbekämpfung und Regierungsumstürze werden private Firmen gründen – und künftig als Kontraktoren weiterhin für Trump bzw. die USA tätig sein.
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Verfolge den Wahlkampf in Deutschland, zugegeben in einer eher bürgerlichen Bubble.
Vorläufiger Eindruck: Der einzige Unterschied zu den USA besteht darin, dass deren Präsident – anders als Scholz, Habeck, Weidel & Co. – gar nicht erst den Anschein erwecken will, rational zu handeln.
Nr. 47 inszeniert das Absurde als neue Normalität. Und alle halten hypnotisiert den Atem an.
X. Werdenberg meint
Geschätzter Herr Messmer, statt hier verklausuliert Sympathien für die Rivieraphantasmen zu bekunden, eine einfache Frage an Sie, nur mit ja oder nein zu beantworten, ohne wenn und aber und andere Klimmzüge: haben die Palästinenser:innen – ich erinnere an das internationale Recht auf Selbstbestimmung – Anspruch auf einen eigenen Staat? Nur Mut, dann wissen wir alle hier Bescheid.
M.M. meint
Meine Antwort ist so, wie sich die Situation seit 1948 darstellt: Einerseits, doch andererseits.
Somit stehe ich uneingeschränkt zum Existenzrecht Israels als Heimat der Juden.
X. Werdenberg meint
Es geht also doch nicht ohne weitere Klimmzüge. Es fehlt der Mut zu einem klaren Nein, dem Sie zwischen den Zeilen hier stets das Wort reden. Zusammen mit ein, zwei gelegentlichen Mitstreitern und Trumpanhängern. Bin etwas enttäuscht. „Uneingeschränkte“ Loyalität genoss auch jener, der gerade in diesen Tagen wieder bedrohlich aus seiner Gruft grinst. Uneingeschränkte Liebe macht blind und ist im Leben grundsätzlich dumm. Dafür sind Sie zu klug. Etwas mehr (abwägende) Empathie würde zudem nicht schaden. Nüt für ungut.
M.M. meint
Angesichts der Geschichte meiner Familie ist es völlig deplatziert, hier die Nazikeule zu schwingen.
Sagen wir es so, damit Sie die Realität im Nahen Osten auch kapieren: die Zweistaatenlösung werde ich nicht mehr erleben und sie ziemlich sicher auch nicht.
U. Haller meint
Falls Sie mich als „gelegentlichen Mitstreiter“ meinen, hier völlig unverblümt meine Ansicht:
Seit langem wird ein palästinensischer Staat gefordert. Der Adressat dieser Forderung ist immer und ausschliesslich die sog. „Besatzermacht Israel“. Dabei vergisst man geflissentlich, dass Israel bereits 1948 einem palästinensischen Staat zustimmte und dass es in der Zwischenzeit unzählige Versuche gab, einen zu etablieren.
Alles dreht sich damals wie heute um ein „freies Palästina“. Zu oft wird allerdings vergessen, dass die Interpretation dieses Begriffs sehr unterschiedlich ausfällt. Für die einen bedeutet ein „freies Palästina“, dass ein unabhängiger Staat neben Israel etabliert wird, für die anderen, dass Israel selbst zerstört muss und in dessen Landesgrenzen ein palästinensischer Staat errichtet werden muss. Je nach politischer und religiöser Ausrichtung finden wir völlig gegensätzliche Interpretationen.
Dass Israel fast 2000 Jahre von allen möglichen Großmächten kolonialisiert wurde, dass die Araber im Zuge ihrer islamistischen Expansion ab 705 n.d.Z. als Zeichen ihrer totalen Herrschaft und Erniedrigung eine Moschee auf dem grössten Heiligtum der Juden, dem Tempelberg, erbauten, wird dabei gerne ignoriert. Sie, die Araber waren und sind Imperialisten oder Kolonialisten, auch wenn das die auf einem Auge blinden Gutmenschen unserer Zeit nicht wahrhaben wollen.
Diese Tatsachen müssen endlich anerkannt werden. Durch die fehlende Anerkennung der offensichtlichen Tatsachen dreht man sich seit Jahrzehnten argumentativ im Kreis, ohne weiterzukommen. Dabei ist die Zweistaatenlösung längst tot
Trotzdem tingeln die Frau Baerbock und andere durch den Nahen Osten und faseln irgendetwas von der Gründung eines palästinensischen Staates. Die erste Bedingung, die dabei immer genannt wird, ist der Abzug der jüdischen Siedler aus der Westbank. Damit kann Israel weiterhin die Verantwortung zugeschoben werden, wissend darum, dass man politisch auf palästinensischer Seite sowieso nicht weiterkommt. Aber jüdische Präsenz gab es immer in Judäa und Samaria. Auch über die 2000 Jahre Kolonialherrschaft hinweg. Erst als mit Staatsgründung fünf arabische Staaten gleichzeitig Israel angriffen und Jordanien die Westbank sowie Ostjerusalem eroberte und Ägypten Gaza einnahm, wurden die in Judäa und Samaria lebenden Juden vertrieben.
Als die von den Arabern eroberten Gebiete im Sechstagekrieg von Israel zurückgeholt wurden, siedelten Juden zu Recht wieder dort an, wo sie auch schon die letzten 3000 Jahre gelebt hatten. Die Frage bleibt, was mit Gaza und der Westbank passieren muss, damit endlich Ruhe einkehrt. Die Antwort ist einfach: Die Lösung muss von den Palästinensern selbst kommen – nicht vom Westen, nicht von Israel. Eine Grundvoraussetzung wäre, dass Juden auf arabisch-muslimisch dominiertem Gebiet leben dürften, ohne Gefahr zu laufen, abgeschlachtet zu werden, genau so, wie Araber in Israel frei leben können. Dazu kommt, dass die berüchtigte Hamas-Charta ein für allemal zugunsten eines Friedensabkommens begraben wird. Doch das werde ich kaum mehr erleben.
Dornacher meint
Wenn Sie in Ihrer Argumentation, die quasi bis in die Steinzeit reicht, in einem Ihrer vielen Sätze die dort erwähnte Ethnie mit einer Ihnen sympathischeren ersetzen, erkennen Sie, wie hoch justiziabel diese pauschalisierende Sentenz ist. Oder gilt das nur in einem Fall?
M.M. meint
Das Problem ist, dass viele Leute meinen, sie erreichten mit ihrem pseudo-intellektuellen Gerede Expertenstatus. Dabei ist es nur Quark vergleichbar mit der solchen Viertelwisserkreisen verbreiteten Forderung: „Grönland zurück an die Dinosaurier“.
P. Keller meint
Solange territoriale Ansprüche religiös begründet werden, gibt es keine Hoffnung. Das gilt auch für Ansprüche, die mit kultureller Identität begründet werden. Das ist hüben wie drüben das Problem. Besonders absurd wird es, wenn sich selbst Agnostiker oder Hyperrealisten territorial auf ihre Jahrhunderte alte Blutsbande berufen. Väterliche Linie, mütterliche Linie und was dergleichen mehr ist. Statt im Hier und Jetzt die anstehenden Fragen zu beantworten.
M.M. meint
Oh, ich kann mir gut vorstellen, dass man die Schweiz…
Weil, deren Existenz lässt sich auch nur monetär begründen. Oder?
Daniel Flury meint
Nur so: Seit dem Jahr 2000 hätte man die Zweistaatenlösung, wenn nicht ein Herr Arafat sie mit dem palästinensischen Alleinanspruch auf den Jerusalemer Tempelberg verknüpft hätte.
U. Haller meint
Es ist spannend mitanzusehen, wie Trump mit unkonventionellen Ideen viele Gordische Knoten auf dieser Welt aufzubrechen versucht. Auf der weltweiten Empörungs-Welle kann ich leider nicht mitreiten, ganz im Gegenteil. Was Gaza anbelangt, hier ein Artikel, dem nichts beizufügen ist:
https://jewishjournal.com/commentary/opinion/379072/trumps-marshall-plan-for-gaza/
Urs Gygli meint
Dumme Frage: finden sie das Gewurstel der letzten 80 Jahre gut oder sogar besser?
M.M. meint
Nein, aber nicht alles was logisch tönt lässt sich, nur weil’s tatsächlich logisch wäre, auch durchsetzen.
Unterbaselbieter meint
Auch zum Themenkreis Trump und Gaza wird hier auf ausgesprochene erfrischende Weise und Denken gesprochen, ausgesagt, getalkt….
https://www.nebelspalter.ch/themen/2025/02/markus-ritter-als-person-umweltverantwortungsinitiative-fussabdruck-trump-und-gaza