Manchmal, ach was: Ziemlich oft meinen Politiker, die Bürger und -innen seien doof, insbesondere vor Abstimmungen.
Zum Beispiel wenn behauptet wird: Also mit dem Energiegesetz muss niemand sein Haus energetisch sanieren. Das verlangt das Gesetz nicht. Heute gibt es starke Wärmepumpen, die trotzen jedem Durchzug.
Das Gesetz ist in der Tat weniger wichtig als die Bauphysik.
Woraus folgt: Wer eine Wärmepumpe einbaut, muss dämmen, Gesetz hin oder her.
Und die Fenster ersetzen.
Falls keine Bodenheizung vorhanden ist, sollte man gleich noch die alten Heizkörper auswechseln.
Wer anderes behauptet ist ein – Politiker.
Was nicht heisst, dass Altbauten nicht saniert werden sollen.
Doch das kostet nun mal recht viel Geld.
Und wertet die Liegenschaft auf (Verkaufspreis, Eigenmietwert).
Übrigens Geld, das nicht nur Hausbesitzer stemmen müssen, sondern auch Mieter.
PS: Eine Bekannte, Hausbesitzerin, sehr grün, hat mit Blick auf die Abstimmung letzte Woche ihre alte Gasheizung gegen einen neuen Brenner ausgewechselt. In Deutschland (exakt dieselbe Diskussion) ist der Wärmepumpenmarkt komplett zusammengebrochen.
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Manuel Ballmer meint
Aber gerade Du M.M. wirst doch deine Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzen ohne zu dämmen oder braucht deine Hütte wirklich eine bessere Dämmung? Nicht alle fossil beheizten Liegenschaften stammen aus den 60/70er Jahre… Zudem kriegst du, wenn du es clever machst, gleich noch eine Klimaanlage…
M.M. meint
Wir haben eine Wärmepumpe geprüft, weil unser Grundstück zu klein ist, war/ist diese Lösung nicht möglich. Wir haben uns dann für einen neuen Gasbrenner entschieden, den müssen wir voraussichtlich 2042 ersetzen. 30% Minderverbrauch btw.
Dämmung okay, Komfortlüftung, Minergie-Standard.
Übrigens auch keine Sonnenkollektoren möglich, weil Dachfläche zu klein, aber das weisst du ja.
Zwischen dem Landratssaal und draussen in der Wirklichkeit bestehen halt ein paar praktische Unterschiede.
Margareta Bringold meint
Sie machen es sich mit Ihrem Politiker-Bashing etwas zu einfach. Lesen Sie die Abstimmungsunterlagen und das Dekret. Sie werden sehen, dass Sie mit der Aenderung des Energiegesetzes nicht gezwungen werden Ihre Liegenschaft für teures Geld zu sanieren. Das Gesetz und das Dekret schaffen aber klare Rahmenbedingungen und Fristen und bieten damit den Hauseigentümern Planungssicherheit. Steuerlich bieten die Investitionen grosses Steuersparpotential, gerade bei energetischen Sanierungen sind die Kosten steuerlich abzugsfähig. Das ist bei anderen wertvermehrenden Investitionen am Wohneigentum und bei einem Neubau nicht der Fall. Die steuerlichen Vorteile wiegen einen allfälligen höheren Mietwert auf, zumal längst nicht jeder Heizungsersatz eine Erhöhung des Eigenmietwertes nach sich zieht. Das steht zwar weder im Gesetz noch im Dekret, aber als Steuerberaterin sehe ich tagtäglich wieviel Steuern man mit einer energetischen Gebäudesanierung spart. Energetische Sanierungen steigern den Wert einer Liegenschaft. Bei einem späteren Verkauf Ihrer Liegenschaft werden Sie Ihr Eigentum mit einer eingebauten Wärmepumpe wesentlich besser verkaufen als mit einer alten Oelheizung.
Als Mieterin habe ich heute keine Möglichkeit, von der Vermieterin energetische Sanierungen zu verlangen. Nein, die Heizkosten werden auf die Mieter überwälzt und der Vermieter hat überhaupt kein Interesse daran, ein Gebäude zu sanieren. Ich hätte als Mieterin jedes Interesse daran, dass das Mietobjekt energetisch saniert ist, denn ich zahle die Heizkosten.
Für all das muss ich keinem Politiker glauben, selber denken hilft da auch.
Margareta Bringold, Landrätin GLP, Wahlen bei Laufen
M.M. meint
Um ihre lange Ausführung zusammenzufassen: Niemand muss, aber es bleibt nichts anderes übrig. Das sag ich ja.
Ach ja – und nicht die Wärmepumpe bestimmt den künftigen Preis, sondern die Dämmung.
Margareta Bringold meint
Ich sehe in der Praxis halt viele, die nur eine Wärmepumpe einbauen. Ich gehe deshalb davon aus, dass bereits eine ausreichende Dämmung vorhanden ist. Es kommt wohl wie so oft auf den Einzelfall an. Ich hoffe, das ist kurz genug für Sie.
Rampass meint
Niemand muss sanieren, frieren geht auch.
Bevor man ein paar Tausender an Steuern spart, muss eine 6-stellige Summe investiert werden. Was meistens nur mit einer Erhöhung der Hypothek möglich ist. Sofern die Bank das bewilligt. Die rechnet mit 5%. Was bei CHF 250k Investitionen CHF 12.5k ergibt: CHF 1k/Monat ohne Amortisation. Die einmalige Steuerersparnis wird dann vom höheren Hypozins sofort aufgefressen.
Fazit: man muss sinnlos viel Geld verbrennen damit der Kanton rechnerisch irgendwelche „Klimaziele“ erreicht. Dem „Klima“ ist’s schlicht egal.
So geht selber denken.