Dieses Kontokorrektkonto, über das ein Basler Regierungsrat verfügen kann, ist eine verflixt verführerische Sache.
Haben wir heute Nachmittag gelernt.
Denn so ein Regierungsrat ist im Grunde genommen ein armer Kerl. Über jeden Rappen muss ein solcher Rechenschaft ablegen. Spontan mal jemanden zum Mittagessen einladen, was ja für Führungsleute in der Wirtschaft selbstverständlich ist und über die Geschäftsvisakarte abgerechnet wird, ist für einen Regierungsrat – betrifft auch die Frauen – mit einem bürokratischen Aufwand verbunden, der einem die Lust vergeht. (Ich war mal ein paar Jahre Berater eines städtischen Regierungsrats.)
Deshalb ist es doch schön, wenn man da ein Kontokorrentkonto hat, von dem man dieses und jenes mal schnell berappen kann.
Umso mehr, wenn Herr Conti rund 50’000 Franken für Vorträge kassiert hat, Geld also, dass er für eine Individualleistung überwiesen bekam und gefühlt ihm zusteht.
Irgendwie halt.
Klammer-Bemerkung an Journalisten: will spätestens am Sonntag wissen, wer dem Gesundheitsminister des Kantons Basel-Stadt für einen Vortrag stolze Honorare bezahlt. Mir fällt da spontan nur eine Organisation ein.
Allerdings: Die Sache ist mit dem Rücktritt und dem Überweisen von 111’000 Franken nicht erledigt. Herr Conti ist mit dieser Flucht nach vorne nicht zum Ehrenmann geworden.
Es bleibt dabei: Herr Conti hat den Staat um über 100’000 Franken beschissen und wir müssen (leider) davon ausgehen, dass ohne die Baselbieter Honoraraffäre Herr Conti kaum auf die Idee gekommen wäre, über Weihnachten (vermutlich mit einem pfiffigen Berater) darüber nachzudenken, wie er sich am geschicktesten aus dieser misslichen Situation befreien kann.
Er hat damit rechnen müssen, dass man ihm in den nächsten Wochen auf die Schliche gekommen wäre.
Ob das auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft ist, müssen Juristen entscheiden.
Eines muss man jedoch festhalten: Herr Conti hat die Latte für weitere derartige Outings hoch gelegt.
Jeder seiner Kollegen in Basel-Stadt, der – mit welcher Ausrede auch immer – es unterlassen hat, dieses ominöse Kontokorrentkonto korrekt zu handhaben, wird nun auch zurücktreten müssen.
Und damit zum Schwenker auf den Nachbarkanton: Wir sagen jetzt schon mal Tschüss zu Herrn Wüthrich.
Wollen die Freisinnigen ihren letzten Sitz in der Regierung retten, wäre der gleichzeitige Rücktritt von Frau Pegoraro in Betracht zu ziehen.
e.winter meint
Was Herr Conti mit der Rückzahlung allenfalls macht, ist tätige Reue (wenn es denn ein Straftatbestand war, was a noch niemand geau weiss). Tätige Reue aber wirkt nur strafmindernd und nicht -befreiend.
Herr Conti ist Jurist und hat sich garantiert noch externen Rat geholt. Meines Erachtens ist das Vorgehen in der Tat nicht ehrenhaft, sondern blosse Schadensbegrenzung, deren Wirksamkeit sich wohl noch weisen muss.
Ich frage mich: soll ich meine Kinder nach dem Motto erziehen „Mach, was du willst, lass‘ dich einfach nicht erwischen.“ und: der Ehrliche ist eh der Dumme.?!
Es wird immer schwieriger, den Brechreiz zu unterdrücken.
Timon meint
Dass Herr Conti durch sein Outing nicht seine Verfehlungen wiedergutmachen kann und will ist auch an seinem Rücktritt zu erkennen.
Trotzdem frage ich mich beim Lesen Ihres Kommentares, ob Herr Conti nicht viel weiser gehandelt hat als ein ehemaliger Regierungsrat aus dem Nachbarskanton, der seine grösseren unrechtmässigen Bezüge mit einem fast 30 Jahre alten zweifelhaften Gutachten rechtfertigen möchte und Sie dabei fanden, man solle nicht so kleinlich sein?
M.M. meint
NIcht weiser, aber zeitgemässer und klüger. Abgesehen davon: nach 13 Jahren ist das Ende absehbar, auch mit Blick auf seine Partei. Er wird mit 59 eine volle Regierungsratsrente beziehen und schon bald neue Aufgaben finden.
Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich kenne Carlo Conti seit Jahren und schätze ihn ausserordentlich. Ich hätte ihm von Herzen einen anderen Abschied aus der Politik gewünscht.
Er hätte es verdient.
Baresi meint
Kontokorrekt, Contikorrent & Co … Nach alledem ist dieses Jahr noch offener als sonst, was in Basel zuerst da war. Die Fasnacht oder der Rest.