Die Cleveland Indians hatten schon lange ein Problem mit ihrem Emblem.
Eigentlich seit Jahrzehnten.
Das 1901 gegründete Baseballteam zeigt seit 1948 als Vereinslogo den Häuptling «Chief Wahoo», die rothäutige Karikatur eines grinsenden Indianers.
Das Logo des Clubs wurde auch bei uns durch den Film «Major League» mit Charlie Sheen bekannt.
Baseball-Käppi mit dem Cleveland-Häuptling kann man auch in Basel kaufen.
Die Kritik am Chief-Wahoo-Signet: Rassismus und Respektlosigkeit gegenüber den «Amerindians».
Gekontert wurden die Vorwürfe von den Fans und vom Verein mit den üblichen Argumenten wie Tradition, Identität und überhaupt.
Doch als der Protest in den letzten Jahren anschwoll, konnten die Verantwortlichen des Clubs den gewandelten Zeitgeist nicht mehr ignorieren.
Im Januar dieses Jahres haben die Cleveland Indians bekannt gegeben, dass sie ab nächster Saison auf Chief Wahoo verzichten werden.
Die Diskussion um das Vereinslogo kann man eins zu eins auf die Auseinandersetzung übertragen, die sich derzeit in Basel rund um die Gugge «Negro Rhygass» abspielt.
Was man vom Fall Cleveland – die Washington Redskins haben mit ihrem Indianer dasselbe Problem – lernen kann: Wenn der Zeitgeist gedreht hat, ist Beharren ein letztlich sinnloses letztes Gefecht.
Wenn heute Abend die Mitglieder der Negro Rhygass sich über ihr Signet beugen, dann rate ich ihnen als Kommunikationsprofi: Vergesst die Rassismusdiskussion der letzten Tage, die bringt euch nicht weiter.
Diskutiert stattdessen völlig unbelastet über euer Logo.
Dann stellt ihr fest, euer Signet mit dem «Globi in Afrika»-Schwarzen ist schon vor Jahren aus der Zeit gefallen, man hätte das schon längst überarbeiten müssen. So wie das Firmen mit ihren Markenlogos immer wieder machen.
Ich würde als Vorschlag in die Runde werfen: Veranstalten wir mit tausend Franken (Crowdfunding) einen Wettbewerb für ein neues Signet: Wir suchen Grafiker, die uns Vorschläge einreichen.
Der Vorschlag, den wir aussuchen, bekommt das Geld.
Mit einer Pressekonferenz vor der nächsten Fasnacht stellen wir Logo und Grafiker der Öffentlichkeit vor und schliessen das Kapitel ab.
Bessere PR geht nicht.
Was den Namen Negro anbelangt, so ist dieser nicht, wie man lesen konnte, eine von Weissen erfundene rassistische Bezeichnung für Schwarze.
Vielmehr ist es so, dass «Negro» in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts von schwarzen Wortführern lanciert wurde. Es ging um die Bürgerrechte der in den USA geborenen «Afrikaner», inzwischen die Mehrheit der Schwarzen. Die geografische Bezeichnung stempelte sie quasi zu Ausländern.
Zeitgeist: Ende der 60er-Jahre wurde «Negro» durch «Black» ersetzt.
Zum Schluss doch noch etwas Rassismus.
Ich habe blaue Augen. Meine Haare waren, als ich jung war und noch welche hatte, strohblond. Nur wenige Jahre früher geboren, hätte ich aufgrund des Nazi-Rassenwahns als Vorzeigearier gegolten.
Als Nachfahre jener überlegenen menschlichen Rasse, die, bildete es sich Himmler ein, ihren Ursprung im versunkenen Atlantis haben soll.
2014 veröffentlichte das Wissenschaftsmagazin Nature neue Fakten, die jeden Rasse-Nazi aus seinen Stiefeln haut: Helle Haut, blonde Haare und blaue Augen haben die Neandertaler, mit denen es unsere Vorfahren lustvoll trieben, in unser Erbgut eingeschleust.
«Reinrassige» Homo sapiens sind nur noch unsere schwarzen Brüder und Schwestern in Afrika.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 29. August 2018
Michael Przewrocki meint
Negro-also neu Black Spirituals?!
Urs Eberhardt meint
(Hallo Baresi.)
Wir durften hier gerade eine der betriebswirtschaftlichen Säulen des Messmer’schen Unternehmenserfolgs und Rentnerreichtums nachlesen.
(Wirklich gute Grafiker haben aber nie mitgemacht. )
„In for a penny, in for a pound.“
Markus Schöpfer meint
Wider der Marketing- und Kommunikationsmaschine Internet bleibt es im Kleinbasel in der Rhygass ruhig.
Sullivan Frisch meint
Letztlich ist es noch nicht sicher, zu welchem Schluss die Mitglieder kommen. Und eine Änderung zu „Black Rhygass“ macht wohl keinen Sinn.
Ratschläge und neue Namen trafen sicherlich in grosser Zahl ein. Der Änderungswille ist darum sicherlich nicht intrinsischem Ursprungs. Und vielleicht ändert der neue Zeitgeisst auch das nächste Sujet für die Fasnacht 2019. Zum Beispiel: „Thank you Tyler Brûlé“. Und vielleicht sind dann alle Mitglieder schwarz angemalt, wenn sie nach einem Ständchen die Larve ausziehen.
Marc Schinzel meint
Guter Kommentar. Natürlich ist es am besten, wenn die Mitglieder der “Negro Rhygass“ das untereinander diskutieren. Die brauchen all die “gut“ gemeinten Ratschläge von aussen, letztlich nur Instrumentalisierungen für eigene Zwecke, nicht. Dieser Weg wäre von Anfang an möglich gewesen, wenn Kritikerinnen und Kritiker statt medialer Anprangerung und Internet-Sperren das direkte Gespräch mit der Gugge gesucht hätten.
Baresi meint
… Veranstalten wir mit tausend Franken (Crowdfunding) einen Wettbewerb für ein neues Signet: Wir suchen Grafiker, die uns Vorschläge einreichen. …
Alles super bis auf die Grafiker, die so blöd sind und tatsächlich bei einer Aktion mit einer so miserablen Aufwand/Nutzen/Gewinnchance mitmachen. Aber klar, es wäre freiwillig.
Felix Zimmermann meint
Die wirklich einzig unterbezahlten Berater sind Grafiker und Designer. Sie haben mehr Einfluss auf den Marken und Unternehmenswert als all die überbezahlten PR- und Strategie Laferies, resp Folienpinsler… Nur begreifen das dieselben nicht, wie die tausend Franken Idee beweist…