Wenn man sich gestern die Kommentare in Radio und Fernsehen zum Rücktritt anhörte, hätte man den Eindruck gewinnen können, die Frau sei nicht per Oktober von ihrem Amt zurückgetreten, sondern mitten aus dem Leben gerissen worden.
Subjektive Einschätzung: Die Frau nervte. Weniger im Ausland, als im Inland.
Was mir auffällt, dass es zu Bundesräten ganz allgemein keine verlässlichen Einschätzungen gibt. (Kurze Frage an die Leserschaft – ist Herr Burhaltär eigentlich noch in Bern tätig?)
Sind sie im Amt, werden sie benörgelt. Treten sie zurück, wird ihr Da-Sein gelobt.
Der beste Bundesrat ist wohl der, der sich erst gar nicht zur Wahl stellt.
Also ich.
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C.P. meint
..wird ihr dasein gelobt. da macht ihr basler aber mal wieder eine „löbliche ausnahme“. scheint fast, als wäre man in der region mit kuhmägen gesegnet. kann mir nicht vorstellen, dass ein menschlicher magen all diese „wahrheiten“ unbeschadet verdauen kann.
rumpelstilz2 meint
Immerhin hat Frau Calmy-Rey,ebenso wie alle ihre Bundesrats-Vorgänger,ihr Land nicht ausgenommen,liess keine callboys ankarren und versteckte kein Schwarzgeld bei Mugabes UBS (United Bank of Simbabwe).Ist doch auch was 😉
Henry Berger meint
Vorerst ist festzuhalten, dass Frau Bundesrätin Calmy Rey in der welschen Schweiz völlig anders wahrgenommen worden ist, als in der deutschen Schweiz. Das etwas „schräge“, extrovertierte wurde in der Romandie viel weniger als Mangel, denn als „normales“ Persönlichkeitsmerkmal wahrgenommen.
Wieso kann man einer zurücktretenden Bundesrätin, nicht einfach danken. Ob wir nun Frau Calmy Rey geliebt habe oder nicht, es ist doch eine Tatsache, dass sie 9 Jahre ihres Lebens in den Dienst der Eidgenossenschaft gestellt hat. Wo bleibt der Respekt, der Anstand?
In diesem Sinn „nervt“ auch Ihr „die Frau hat genervt“.
Die SVP ist mehr als scheinheilig, zum einen sagt man, dass man zur Konkordanz steht, d.h. man tut so, als ob man grundsätzlich mit einer SP-Vertretung im Bundesrat einverstanden ist, andrerseits schüttet man über eine zurückgetreten Bundesrätin dieser Partei nur Spott und Hohn! Der heutige Artikel von Herrn Somm ist zutiefst unanständig, gerne hätte ich seine Reaktion gesehen, wenn über die Abwahl von Herrn Blocher in ähnlicher Manier geschrieben worden wäre.
Eigentlich möchte man ein rein bürgerliche Regierung, am besten mit 3 SVP BR, + 3 willfährigen FDP-Bundesräten und noch irgend ein „Konkordanz-Feigenblatt“, ggf. CVP oder so.
Diese Partei zerstört eigentlich genau dass, was sie vorgibt zu schützen. Personen und Kommentatoren, welche nun einfach ihre Dreckkübel über Frau Calmy Rey ausgiessen, betreiben m.E. das genau gleiche Spiel.
Zum Schluss dies: Klar darf man BR kritisieren – aber der Respekt vor dem politischen „Gegner“ darf nie verloren gehen. Die rassante Veränderung der Schweiz unter tatkräftiger Mithilfe der Presse macht mir Angst.
Henry Berger meint
P.S. betreffend der völlig unterschiedlichen Wahrnehmung der BR Calmy Rey in der Deutschschweiz und der Romandie: Dies bekräftigt mein Eindruck von der SVP als primär einer deutschschweizerischen Bewegung. Eine zunehmende stärkere SVP könnte somit irgendwann auch ein Problem für den Zusammenhalt des Landes werden!
max meint
Lieber Herr Berger, über Herrn Blocher und die SVP wurde und wird noch ganz anderes gesagt/geschrieben. Ihre Mahnung, den Anstand zu wahren, vermisse ich zu diesen Gelegenheiten regelmässig.
Zur Sache: das Versagen von Calmy ist darin begründet, dass sie nie erkannt hat, dass Aussenpolitik Interessenpolitik ist. So hat sie während ihrer gesamten Amtszeit weder in Deutschland, Frankreich, Italien, noch in den USA auch nur ein Bein auf den Boden bekommen.
Das sind die Länder, mit denen die Schweiz Konflikte hat. Es bringt der Schweiz wenig bis gar nichts, wenn ihre Aussenministerin Katastrophentourismus betreibt, telegen über Grenzen schreitet, Menschenrechtsräte iniziiert, über welche selbst ihre Hardcoregroupies nur noch den Kopf schütteln können, oder Staaten anerkennt, die faktisch nicht existieren.
Ihre ganze Tätigkeit zielte ausschliesslich auf innenpolitische Wirkung, und dafür war sie sich nicht zu schade, eins ums andere mal andere Länder zu brüskieren.
Im Uebrigen ist es eine neuzeitliche Schweizer Unart, abtretende Bundesräte in den Himmel zu loben und Kritik an ihnen als „unanständig“ zu brandmarken. Es heisst „de mortuis nihil nisi bene“. Und tot ist ja auch Frau Calmy noch nicht.
rumpelstilz2 meint
85 % der Stimmbürger in diesem Land mögen jetzt einfach nicht mehr mit diesem Geblöke!bringt doch eure Initiative zur Volkswahl des Bunderats durch,dann habt ihr die 7 Bundesräte gleich alle,gewählt von 15 % der Stimmbürger.Die jährliche Auswanderung würde exponentiell zunehmen und ihr könnt wieder Landschaftsgärtner machen wie vor 200 Jahren
max meint
Lieber rumpelstilz2, über Bundesratswahlen habe ich zwar gar nichts geschrieben, aber es ist nett, dass Sie, als viel anständigerer Mensch als ich, meine Meinungsäusserung als „Geblöke“ bezeichnen.
Da Sie auf die Punkte, die ich aufgezählt habe, gar nicht eingehen, nochmals zwei Fragen:
Auf die Einrichtung des „Menschenrechtsrates“ ist Frau Calmy immer noch stolz. Was genau hat das der Schweiz gebracht? Erachten Sie diesen Rat auch noch als Erfolg?
Frau Calmy zählt die Anerkennung des Kosovo zu ihren Erfolgen. War es die Anerkennung eines erkennbaren failed state zu dem Zeitpunkt wert, Serbien und Russland zu brüskieren?
Wäre nett, wenn Sie mir diese Fragen noch vor Ihrer Auswanderung beantworten könnten, denn danach bin ich sowas von mit Landschaftsgärtnerei beschäftigt.
rumpelstilz2 meint
Sie haben wohl nichts reingeschrieben von der Bundesratswahl.Aber Ihre lieben Freunde haben eine Initative dazu eingereicht und zwar die institutionell wohl selbstmörderischste seit 1848.Mit Ihrer vermeintlichen Unanständigkeit brauchen Sie auch nicht zu kokettieren,es ist ja was anderes…Zu Calmy-Rey:der Menschenrechtsrat habe der Schweiz nichts gebracht;nun dann,der Schweiz muss immer alles etwas bringen.Wir müssen unserer Einzigartigkeit was zufügen,nicht war.Es gibt keine Welt da draussen.81 Staaten haben bisher den „failed state“ anerkannt;darunter natürlich nur so kleine Länder wie die USA und die EU-Staaten,Australien oder die Türkei.
Im übrigen halte ich es mit meinem Aufenthalt auf unserem Planeten so,dass ich seit Jahrzehnten das Privileg habe,an verschiedenen Orten auf dieser Welt zu leben.Es könnte js sein,dass ich dieses posting aus 12’000 km Entfernung schreibe.Hier leben übrigens etwa 10’000 Nachkommen unserer Sippe,abstammend von ausgewanderten Vorfahren im 18./19 Jahrhundert aus der Nordwestschweiz,der Armut und dem Hunger entfliehend.
Rahel H. meint
Lieber Herr Berger
Sie sprechen mir aus der Seele. Auch ich habe den diffamierenden und höchst unfairen Artikel von Markus Somm über die abtretende Bundesrätin Frau Calmy-Rey gelesen und bin darüber ebenfalls unglaublich empört!
Wie mir scheint, hat die SVP nach wie vor immer noch ein Problem damit, dass es starke Frauen gibt die auch im Bundesrat einen sehr guten Job machen.
Dass der Chefredaktor der BAZ selber besagten Artikel schrieb, wundert mich allerdings nicht allzu sehr.
Schade für diese Zeitung, denn solche despektierliche Artikel über abtretende Regierungsmitglieder sind für viele LeserInnen bestimmt höchst inakzeptabel, aber die BAZ ist eben leider, BLOZ sei „Dank“, auch nicht mehr was sie mal war.
Peter Stähli meint
M.M. ich würde Sie auf der Stelle in den BR wählen! Leider kandidieren Sie aber nicht.
Elisabeth Schoch meint
Gut beobachtet und guter Artikel. Gestern dachte ich auch, dass ein BR wohl erst lobende Worte kriegt, wenn er sich verabschiedet.
Ich wäre also auch ein gute BR 🙂
Und wenn es mich braucht, dann opfere ich mich…
Das kommt mir doch bekannt vor 😀