Die passende Musik zu einem solch trüben Tag wie heute liefert das letzten Album von Leonhard Cohen: „Thanks for the dance“.
Musik ist mit Orten verbunden, mit Stimmungen, mit speziellen Momenten.
Musik weckt Erinnerungen.
Dieses letzte Album Cohens ist am 22. November vor einem Jahr posthum veröffentlicht worden.
Wir waren zu der Zeit in Zentralamerika unterwegs, übernachteten in Antigua in einem zu einem Hotel umgebauten Herrschaftshaus aus der Kolonialzeit.
Ich habe das Album morgens kurz nach vier auf mein iPhone geladen.
Draussen ist es noch dunkle Nacht, unterbrochen von ein paar in die Jahre gekommenen Strassenlaternen, welche die Hauptstrasse mit dem ausgewaschenen Klopfsteinpflaster in spärlich-gelbes Licht tauchen.
Eine Stimmung also, wo jede Minute ein streunender Hund um die Ecke schleichen könnte.
Und dann dieser Sternenhimmel.
Im Zimmer gibt das grüne LED-Licht des Reiselautsprechers etwas vom Kamin preis, auf dem er steht.
Und dann.
Und dann füllt Cohen den Raum mit seinem sonoren Timbre „What happens to the heart“.
Neun Songs, 29 Minuten.
Ich bin überwältigt.
Cohen begleitet mich schon mein ganzes Leben.
Was erst in den späten Sechzigern begann, nachdem ich von der Hauptstrasse abgebogen war, um meinen eigenen Weg zu suchen.
1967, als „Suzanne“ veröffentlicht wurde, war das einer dieser Momente, wo die damals aktuelle Musik um eine weitere Facette bereichert wurde.
Cohen der wortgewaltige Poet.
Und jetzt mit siebzig, an diesem frühen Morgen, der noch zur Nacht zählt, in diesem Hotelzimmer sein allerletztes Lied: „Listen to the hummingbird“
Listen to the hummingbird
Whose wings you cannot see
Listen to the hummingbird
Don’t listen to me
Eigentlich, so muss ich anmerken, sind diese Lieder eine Ergänzung zum letzten von ihm 2016 veröffentlichten Album „You want it darker“.
Schon dieses Album hatte etwas Endgültiges; Cohen ist drei Wochen nach dessen Veröffentlichung gestorben.
„Steer Your Way“ ist mein Lieblingssong auf diesem Album:
Steer your way past the ruins of the altar and the mall
Steer your way through the fables of creation and the fall
Steer your way past the palaces that rise above the rot
Year by year, month by month, day by day
Thought by thought
Die Playlist mit diesen beiden Alben haben wir immer und immer wieder gehört. Die Lieder sind seither untrennbar mit den Erinnerungen an diese Zentalamerikareise verbunden.
Im Auto quer durch Costa Rica zum Beispiel.
„Steer your way“ haben wir auf der Fahrt die Berge runter nach San Jose gleich mehrmals hintereinander laufen lassen.
Weil der Song an diesem Morgen die einzigartige Stimmung auf dieser Passstrasse unterstrich, diese kurvenreiche Fahrt von hoch oben aus dem kühlen Nebel runter in die Hitze der Stadt.
Welch ein Glücksgefühl.
Gregor Stotz meint
https://www.youtube.com/watch?v=bVsYz5rB8Bw