Wie ich aus zuverlässiger Quelle gehört habe, will die Basler Staatsanwaltschaft morgen in Sachen TagesWoche tätig werden.
Sollte dies tatsächlich der Fall sein, dann ist wohl der Moment gekommen, wo Frau Oeri die Reissleine ziehen muss.
Denn die schon jetzt angeschlagene Reputation des Online-Wochenmagazin-Hybrids würde mit einer Untersuchung der Stawa vollends in den Keller sausen.
Und das wiederum wird auf die Stifterin zurückschlagen.
Es ist ja auch niemand da in dieser Redaktion, der Persönlichkeit genug hat, um diese Unternehmenskrise zu bewältigen.
Ich wurde heute von Journalisten und anderen zur TagesWoche befragt. Ich empfinde alles andere als Schadenfreude über den Niedergang dieses Experiments. Auch wenn ich von Anfang an sagte, dass die Herrn Buess und Leupin eine Fehlbesetzung sind.
Das Gefühl, das bei mir vorherrscht, ist Wut.
Wut auf diese Journalisten, die den Karren in den Sand gesetzt haben. Mit einer ziemlich anmassenden Attitüde. Herr Buess 2011 im Schweizer Journalist: „Die Lämpen in den Quartieren mögen lustig sein, aber der Knatsch zwischen Merkel und Sarkozy interessiert uns mehr.“
Damit wollte Herr Buess mit seinem Co-Chef nichts weniger erreichen, als ein starker Konkurrent zur BaZ zu werden. Endlich sollte Basel guten Journalismus vorgesetzt bekommen, täglich online und wöchentlich mit einem Printprodukt.
Und jetzt, gut dreieinhalb Jahre später? Ein Trümmerhaufen.
Online läuft noch immer in der Beta-Version (Herr Leupin: „Beim Onlineauftritt handelt es sich nicht einfach um eine Newsseite, sondern um ein Angebot, das es in dieser Form in der Schweiz noch nie gegeben hat“ und die Wochenprintausgabe („Sie bietet vertiefende Inhalte, Einordnungen, Analysen und Gastkommentare“) blättere ich hin und wieder in der Mitte ziemlich gelangweilt durch; mein Abo habe ich nach einem Jahr nicht mehr verlängert.
Als die erstmals Leserzahlen von über 20’000 veröffentlicht wurden, war ich ziemlich erstaunt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Meiner Schätzung nach liegt das LeserInnenpotenzial für so ein Blatt bei 5000 bis allerhöchstens 10’000 Exemplaren.
Nun wissen wir, dass die Hälfte der Auflage verschenkt wurde.
Wenn schon, hätte man von Anfang an auf online setzen sollen. Jetzt nach vier Jahren ist der Lesermarktvöllig ausgereizt und der Werbemarkt erst recht. Es kann nur noch bergab gehen.
Ja, ich bin stocksauer auf diese Versager.
Ihnen wurde der Traum jedes Journalisten erfüllt, nämlich von einer Mäzenin genügend Geld zur Verfügung gestellt zu bekommen, um den Journalismus umzusetzen, von dem alle (bei der BaZ) schon immer geträumt haben.
Frei, unabhängig und ohne vom Verlag und den Anzeigenheinis gegängelt zu werden.
Und was lernt man aus der Geschichte?
Mäzenatentum ist keine Alternative zu professionellem Verlagshandwerk. Und: Journalisten sind keine Unternehmer.
Schiess meint
you are so right, schade um das Energiegeld, ich hatte ja auch gehofft dass………