Herr Messmer & Herr Haller, gestatten Sie – beide als penetrant Einseitige bzgl. Zuneigung in diesem Dauerkrieg – folgende Frage: wie beurteilen Sie, ethisch und pragmatisch-lösungsorientert, die Pager-Sache? Mal losgelöst von Sympathie.
Um auf diese Frage einzugehen: Ich bin selbstverständlich auf der Seite Israels. Die Israelis kämpfen um ihr Überleben, den die Vernichtung des jüdischen Staates und der Juden ist das erklärte Ziel des Iran und seines Fussvolks in Gaza, im Libanon und anderswo. (Wird inzwischen auch von den Dreieckträgern in Europa und den USA so gefordert => Einstaatenlösung.)
Sie kämpfen gegen einen Feind, der sich jeglicher vernünftiger Diskussion entzieht.
Weil die Hamas/Hisbollah-Terroristen gar nicht anders können. Denn gäben sie den Kampf gegen Israel/die Juden auf, verlören sie den Sinn ihres Daseins.
Das macht sie so gefährlich.
Die irrationale Vorstellung, Israel und die Juden vernichten zu müssen, ist der grösste gemeinsame Nenner der arabischen Stammesgesellchaften.
Ansonsten haben die nix, keine staatliche Vision, keinen wirtschaftlichen Plan, keine Idee für ihren Beitrag zu einem friedlichen Nahen Osten, nicht mal eine Skizze, wie denn ein arabisches Staatswesen organisiert sein soll. (Demokratie, Diktatur, Gottesstaat, ja was denn?)
Was bedeutet, dass die Idee eines palästinensischen Staates einzig durch den Kampf gegen Israel genährt wird.
Habe ich einen Ausweg?
Nein.
Gibt es einen Ausweg?
Ich werde die Lösung nicht mehr erleben. Und Sie ziemlich sicher auch nicht.
Und nun zur nächsten Frage: die Pager-Sache.
Wenn wir von der Fragestellung, der berechtigten Fragestellung, ausgehen: Wie kann ich am effektivsten einen grossen Teil der Führungsschicht der Hisbollah-Terroristen auslöschen, auf einen Schlag auslöschen, dann ist die Antwort mit „Pager-Bomben ein militärisch-strategischer Geniestreich.
Wie Videos zeigen, war die Aktion Zielpersonen gerichtet, d.h., ohne Kollateralschäden.
(Was mich übrigens an den Videos auf X irritiert, ist der Umstand, dass die Umstehenden den am Boden liegenden Hisbollah-Kämpfern nicht helfen, ich meine spontan helfen. Sie stehen rum und wundern sich.)
Dazu noch der Kontext: Seit dem 7. Oktober 2023 hat die Hisbollah 7.500 Raketen, Panzerabwehrraketen und Drohnen aus dem Libanon nach Israel abgefeuert, insbesondere auf die nördlichen Regionen nahe der israelisch-libanesischen Grenze.
Wegen der andauernden Angriffe wurden 60.000 Israelis aus der Nordgrenze zum Libanon evakuiert, 28 Dörfer wurden vollständig geräumt. Darunter auch Kirjat Schmona mit seinen 28’000 Einwohnern (also Reinach plus Arlesheim).
Lassen Sie es mich deshalb so auf den Punkt bringen: Die Pager-Aktion zeigt einmal mehr die intellektuelle und technologische Überlegenheit der Israelis.
Und die Überlegenheit der israelischen Geheimdienste.
S. I. meint
Danke für Ihre Aufmerksamkeit, Herr Messmer. Ich habe soeben etwas Augenöffnendes gelernt: es ist sooo einfach, zwischen gut und böse zu unterscheiden. Im Ernst: Mit dieser Versimpelung eben bewegen Sie sich offengestanden und mit Verlaub weit unter Ihrem intellektuellen Level.
M.M. meint
Die Gemengenlage ist ziemlich simpel: Bevor du mich umbringen kannst, tue ich alles, damit ich dich zuerst umbringen kann.
Gilt übrigens auch für die Ukraine.
Aber ich verstehe, dass das alles noch immer ausserhalb der Vorstellungskraft der meisten Menschen auf der Insel des Glücks liegt.
Was ich wiederum irgendwie schön finde.
PS: Bilden Sie sich nur nichts ein. Hätte heute sowieso etwas über die Pager-Sache geschrieben. 🙂
U. Haller meint
Wenn man über Monate hinweg kein Wort über die tausenden Raketen verloren hat, die die Hisbollah auf israelische Städte und Zivilisten im Norden schoss, sich aber jetzt erschüttert zeigt, dass Israel eine der wahrscheinlich präzisesten Militäroperationen der Geschichte durchgeführt hat, bei der gezielt Hisbollah-Terroristen eliminiert wurden, ist das ein weiterer Beweis dafür, was für doppelte Standards die Welt hat, wenn es um Israel geht, und wie moralisch bankrott sie ist.
angrymonk meint
„Fatima was in the kitchen on Tuesday when a pager on the table began to beep, her aunt said. She picked up the device to bring it to her father and was holding it when it exploded, mangling her face and leaving the room covered in blood, she said.“ (New York Times)
Da fragt sich doch, wer hier moralisch bankrott ist, Herr Haller. Ihre Schwärmereien für ein weiterer Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht sprechen für sich. Das darf man auch widerlich finden, ohne den islamischen Terrorismus zu unterstützen.
M.M. meint
In der Tat ist das ein tragischer, weil zutiefst menschliche Tragödie, die da die NYT schildert.
Weil bei in Gaza, im Libanon, in Syrien, in der Ukraine, kurz überall, wo gekämpft wird, unschuldige Opfer zu beklagen sind.
Wie kürzlich in Iasrael, wo auf einen Schlag 12 Kinder auf dem Golan beim Fussballspiel von einer Hisbollah-Rakete getötet wurden.
Nicht auszuhalten sind die Einzelheiten der Gräueltaten der Hamas vom 7. Oktober.
Nachrichtenagenturen melden, dass unter den fast 3000 von den Pager-Explosionen betroffenen Personen zwei Kinder waren.
Die zentrale Frage, die sich stellt: Wem gehörte der Pager. (Können Sie selbst beantworten.)
Das Argument von wegen Moral und Schwärmereien, na ja, ist nicht nur schwach, sondern etwa so, als ob man Ihnen eine relativierende Bewunderung für Terroristen unterstellen würde.
Tun wir aber nicht.