
Der Untergangs der MCHGroup ist eine Geschichte, die sehr viel über Basel aussagt. Weil kaum ein Unternehmen in dieser Stadt derart durch und durch baslerisch ist wie die Messe.
Klar ist da jetzt noch Corona. Doch der Untergang des Unternehmens hat schon viel früher begonnen.
Vielleicht damals in den 90ern, als die Messeleitung den Standort in der Stadt aufgeben wollte und neben dem Euroairport ein neues, grosszügig ausgelegtes Messegelände erstellen wollte.
Der damalige Messedirektor wurde zurückgepfiffen. Der ehemalige Diplomat musste einsehen, dass die Meinungselite dieser Stadt – es waren praktisch nur Männer, die das Sagen hatten – nicht in der Lage waren, über die Grenzen des Kleinbasels hinauszudenken.
Sie bekamen ja auch recht.
Weil für die Messe immer wieder parteiübergreifend staatliche Millionen locker gemacht werden konnten, konnte man mit Neubauten Expansion und Wachstum simulieren.
Der Herzog-de Meuron-Bau ist das Sinnbild dieser Art des Wirtschaftens: Eine kunstvoll gestaltete Aluminiumfassade kaschiert banalen Hallenbau.
Unter dem Strich kann man heute sagen, dass all die hunderten von Millionen, welche in den letzten dreissig Jahren in Basel in die Messe investiert wurden, in den Sand gesetzt sind.
Die Messe Basel ist eine gigantische Fehlinvestition des Staates.
Die Geschichte der MCHGroup ist ein anschauliches Stück aus dem Lehrbuch staatlichen Misswirtschaftens: Politiker ohne spezifische Branchenkenntnisse bestimmen im Verwaltungsrat die strategische Ausrichtung des Unternehmens mit Blick auf ihre Wählerschaft und die lokalen Interessen.
Und auch das ist typisch: An der Spitze des Verwaltungsrates sitzt ein ehemaliger Regierungsrat mit vermeintlich grossem Namen, der im Amt wenig Fortüne zeigte und auch danach in der freien Wirtschaft nicht allzu sehr reüssierte.
Wäre da nicht dieses Messepräsidium.
Wen wunderts, dass für ihn im Jahr 2020 das Internet noch immer „Neuland“ ist.
Die Idee, die Uhren- und Schmuckmesse mit einer zeilenlangen Domain als eine Mischung aus Amazon und Museumsportal (?) im Internet wiederzubeleben, ist geradezu grotesk.
Wenn also schon seit Jahren Leute am Werk sind, die keine Ahnung vom Geschäft haben, ist es nichts als folgerichtig, dass da einer aus dem fernen Amerika auftaucht und den Laden übernimmt.
Das heisst, die verbliebenen Trümmer zusammenwischt und sich dann auf die ART konzentriert, was man salopp auch so schreiben könnte: Sich mit der ART aus dem Staub macht.
Nach London zum Beispiel.
Nun kann man sich fragen: Spielt das alles überhaupt noch eine Rolle?
Soll man sich darüber aufhalten, dass es der Präsident nicht gebracht hat, der CEO auch nicht so recht weiss, wohin mit allem und die Millionen an staatlichen Geldern verpufft sind?
Nein, weil es der Messe Basel in den wirtschaftlichen Turbulenzen, die sich weltweit gerade eben zusammenbrauen, nicht mal zu einer Fussnote reichen wird.
Corona verändert derzeit alles und relativiert damit die aktuelle Situation der MCHGroup.
Der wirtschaftliche Sturm, den Corona entfacht hat, wird in den nächsten Monaten derart viel Selbstverständliches, zerstören, dass es auf die Messe Basel auch nicht mehr ankommt.
Die ART wird auch ohne Basel überleben.
Der Kunstmarkt ist für die Bereicherungsökonomie derart wichtig, dass man den nicht ein paar Provinzlern in Basel überlassen kann.
Jetzt erst recht nicht.
P.Gutekunst meint
So ist es in der Tat, Herr Messmer. Für manche opulente ARTiers verlor Basel allerdings schon mit dem Wegfall der Steuerberatung in den Nebenräumen der VIP-Lounge an Bedeutung. Und in Blotzen (mit Zwischenstopps in Genf oder Altenrhein) lässt sich der Learjet inzwischen auch nicht mehr so diskret parken. Unabhängig von der Messe, oder auch nicht: Die ART-Story ist noch nicht geschrieben, auch nicht ihre Anfänge, als man noch so was von brav und baslerisch bescheiden im lauschigen Antiquariat über knarrendes Parkett huschte , während unbemerkt das Zweitoffice in Vaduz das Business ankurbelte.
M.M. meint
So ist es in der Tat, Herr Gute-kunst.
Baresi meint
Art London, Art Paris, Art Berlin oder doch etwas weiter südlich, weil im Frühling freut man sich auf die Wärme, z. B. Art Monaco? Von der Hotellerie, dem Flughafen, dem Finanzplatz, den kurzen Wegen etc. wäre aber auch Genf noch gut.
Franz meint
Auf diese Zeilen habe ich schon lange gewartet…
Basel wird gerade im Zeitraffer zur Kleinstadt.
In jeder Beziehung.
Ich denk mir auch immer wieder bei zumindest einem Pharmamulti, dass dessen Topmanager lieber in einer Weltstadt wirken würden.
Der Campus wird eher zurück- als fertiggebaut.