Ich bedanke mich für die vielen Tipps und Anregungen. Der Hinweis mit den Schweizerkreuz-T-Shirt von Frau Fetz habe ich mir zu Herzen genommen. Werde meinen Veston à la Bavière anziehen. Bin schliesslich ein Eingebürgerter aus Deutschland.
🙂
Meine Argumentationslinie geht dahin, (für alle, die nicht zugucken möchten und die es trotzdem interessiert, was ich sagen werde – denke die Mehrheit der SchweizerInnen):
- Nur bei der SVP ist im Slogan der Bezug auf „Schweiz“ stimmig.
- Die FDP-Wähler sind mit „Aus Liebe zur Schweiz“ nicht zu mobilisieren – was bei den Wahlen in BL bewiesen wurde.
- Der CVP-Slogan „Keine Schweiz ohne uns“ ist ebenfalls schlüssig – die hecheln dauernd irgendwelchen Duschmitteln hinterher.
Was man tun müsste…. da muss ich dann etwas ausholen (was in der Arena ja schon mal sehr schlecht ist). Also: Das demokratische System westlicher Ausprägung hat seine Wurzeln in der Französischen Revolution (und der amerikanischen). Seither gibt es vier politische Grundströmungen, denen man die Parteien holzschnittartig wie folgt zuordnen kann:
- Freiheit – Liberale
- Gleichheit -Sozialisten
- Brüderlichkeit – Christdemokraten
Quasi als (ungewolltes) Nebenprodukt hat sich aus der französischen Revolution die vierte Strömung heraus entwickelt, der Nationalismus. Der wird von der SVP abgedeckt, weshalb die Behauptung „Schweizer Qualität“ durchaus stimmig ist.
Alle diese vier Strömungen haben in der Schweiz grob gerechnet einen natürlichen Wähleranteil von 25 %. Was bedeutet, dass sich die Parteistrategen auf diese 25 % konzentrieren könnten. Denn anders als im Ausland wird bei uns nie eine Partei auch nur annähernd eine 51-%-Mehrheit erlangen.
Voraussetzung ist allerdings, dass man tatsächlich an seine Werte glaubt und sich um seine Klientel kümmert. Aber Parteistrategen sind auch nur Menschen: In Nachbars Garten wachsen die süssesten Früchte. Die von der SVP scheinen derzeit besonders süss zu schmecken.
Was wäre zu tun? Zurück zu den Wurzeln! Und: keine Angst vor der Ausgrenzung.
- FDP / Freiheit / Claim: „Seit 1848“. Damit wäre alles klar. Man hätte die Tradition drin, die moderne Schweiz, die Erfahrung, die Beständigkeit. Niemand kann das kopieren. Die SVP ist 1291, die FDP 1848. Dass die FDP seit den 90er Jahren in Sachen Selbstwertgefühl herumeiert – das gefällt der SVP.
- CVP /Brüderlichkeit / Betonung: „Christlich“. Die Wertediskussion in Europa und in der Schweiz dreht sich nun mal um die christlichen Werte des Abendlandes. Dass die Christlichdemokraten sich ihres Christseins genieren, ist das Kernproblem der CVP. Das gefällt der SVP.
- SP / Gleichheit / Slogan: „Überwindung des Kapitalismus“. Herr Wehrmuth liegt richtig. Die Daseinsberechtigung der Sozialdemokratie liegt einzig darin, dass deren Anhänger den Kapitalismus überwinden wollen. Das geschieht auch dauernd. Man muss sich nur mal die letzten 150 Jahre Revue passieren lassen. Wenn man das ein wenig moderner verpackt, da liegen 25 % alle mal drin. Dass „die Genossen“ lieber im Schrebergarten rumrecheln als den Acker zu bestellen, ist das Kernproblem. Das gefällt der SVP.
Seit 1968 gibt es noch eine weitere politische Grundströmung: die Protestbewegung. Überall dort, wo die „Kernparteien“ sich dem Selbstzweifel ergeben, haben die Protestparteien Zulauf. Aktuell beispielsweise die GLP, eine Nullthemenpartei.
Nach wie vor eine Protestbewegung und keine Partei ist der Zusammenschluss von verschiedenen Bewegungen zur Grünen. Diese haben sich mit einem einzigen Thema etabliert: Atom. Zuerst die Atomwaffen und jetzt die Atomkraftwerke. Sie haben erneut das Glück, dass termingerecht zu den Herbstwahlen die AKW-Frage wieder ins politische Zentrum gerückt ist. Doch wenn alle die Atomkraftwerke abschalten wollen, haben die Grünen ein Problem.
Die BDP ist keine Partei der Mitte, sondern eine klassische Protestbewegung. Ob sie es zur Partei schaffen wird, hängt allein von der Schwäche der anderen ab.
So in die Richtung wird es laufen – wenn ich überhaupt zu Wort kommen werde.
Hier kann man mir jetzt schon widersprechen.
Thommen 61 meint
Gleichheit-Sozialisten
Der bürgerliche Irrtum bei dem Wort gleich dauert immer noch an!
Es geht um die GleichWERTigkeit, nicht um irgendeine fantasierte Gleichheit. zB Schwule sind anders, aber sollen gleichwertig wie Heteros sein! Diese Intention fehlt den meisten. Da reicht die Brüderlichkeit niemals, es muss die Schwesterlichkeit dazu! 😉
rittiner & gomez meint
bei so einer vorbereitung, hört eben niemand mehr zu, alle kommen mit ihren vorgefertigten statements.
Jakob Rohrbach meint
Widersprechen ist gefährlich und da ich der Gefahr nicht gerne zu nah ins Auge schaue, weiche ich vorerst einmal aus.
Eines bleibt jedoch zu sagen: SAG NIEMALS NIE.
P. Herzog meint
Was der Politik fehlt, und was auch bei der politischen Parteien Werbung oft oft vergessen wird, ist der Wunsch der Menschen nach Sicherheit. Sicherheit heisst in diesem Zusammenhang zu wissen, welche Ziele eine Partei oder bis wann erreichen will. Anders als in Deutschland getraut man sich hier nicht, eine feste Verpflichtung einzugehen, sodass die politische Werbung oft nur Floskeln sind, die keinen greifbaren Sinn erkennen lassen.
rumpelstilz2 meint
waren nach 4’35 genau 98 mal Schweiz/Schweizer.Nach dem vermutlich einzig ehrlichem Satz zum Thema,als ein Politiker zu M.M. meinte,die Slogans seien nicht für gescheite Leute wie M.M gemacht,bin ich zu Abendspaziergang ausgezappt.Wie bei jedem Marketing nehmen auch Parteien wie bei der Werbung als kleinsten gemeinsamen Nenner den Dümmsten ,um das Produkt zu verkaufen.
Michael Przewrocki meint
Und ich habe immer gedacht den dümmsten sind die abstimmungen egal, oder doch nicht?
max meint
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es für oder gegen Sie spricht, dass Sie es geschafft haben, einen Abend lang neben Herrn Kohler gestanden zu sein und nicht dauernd gekotzt zu haben. Statt zu dem Stumpfsinn, den dieses linke DRS-Mietmaul zum besten gegeben hat, anerkennend zu nicken, wäre vielleicht Hirn einschalten nicht ganz falsch gewesen. SVP Positionen muss sicher niemand teilen. Die Dämonisierung, die Kohler komplett argumentlos zum wiederholten mal abgelassen hat, führt allerdings direkt zu den Anschlägen auf SVP Sekretariate, SVP Parteitage, auf Herrn Fehr et altera. „Wehret den Anfängen“ ist eine immer wieder gern gebrachte Formulierung, wenn’s um die Nazikeule geht. Selber berücksichtigen das die Gutmenschen, wie Kohler ein exemplarisches Subjekt ist, eher selten.
P.S.Ihre Aussage zu den Slogans war übertoll: selbstverständlich hat die FDP vor allem verloren, weil sie den falschen Slogan hatte. OK, Sie sind Werber, aber Hand aufs Herz; glauben Sie wirklich, dass sogar in Ihrem absolut wichtigsten Kanton der Schweiz Slogans irgend etwas zum Wahlausgang beigetragen haben? Ist Reber gewählt worden, weil der FDP Slogan Scheisse war, oder weil unsere Supimedien Fukushjima werbewirksam dramatisiert haben?
Rainmaker meint
Damit fühle ich mich vollkommen vertreten heute Abend 🙂
Michael Przewrocki meint
Die Sendung wird doch um 18 Uhr aufgezeichnet. Alle Beizen noch offen. MM fährt doch Zug.
rumpelstilz2 meint
das weiss ich doch nicht,wohne in anderer Zeitzone ;-).Alles andere hätte auch nicht gestimmt:die Autos wären Monteverdis aus Binningen gewesen,die SVPler wären mit den Saurer-Traktoren gekommen und die aus der Region Zürich mit Bucher-Grasmähern.Zu Hause hätten sie noch etwas Musik vom Revox-Stereobandgerät gehört.Und morgen wären sie in den ACV gegangen,wegen den Konsimärkli und hätten nur Einheimisches gekauft (Bananen und so).Und morgen abend die Weltchronik mit Walther Bringolf nach den „Echo der Zeit“ auf Radio Beromünster.An Sonntag Jodlerchor,wo sie besingen,wie der „Grossätti dängelet“.
max meint
Grosses Tennis, die Welt hat auf Sie gewartet…..
rumpelstilz2 meint
die Welt? grosse Töne für einen skotomisierten Schweiz-Verklärten.Ich hätte bei Kohlers Voten auch genickt wie M.M.Sie passen halt nicht in das Konzept von Lachbauern und staatlich finanzierten Staatsverachtern wie z.B. Ihren Mörgeli.In BL haben gerade mal 9 % (24% von 36 % Stimmbeteiligung) etwas am Hut mit Ihrer SVP.Viel Glück morgen in ZH bei der nächsten Schäfchenzählaktion
Blacky meint
Lieber M. M.
Weil’s Ihnen für mehr als drei Sätze ohnehin nicht reicht, würde ich – nonverbale Kommunikation eben – übers T-Shirt von Anita Fetz eine Krawatte von Sebastian Frehner knüpfen. Oder von Christoph Eymann aus der SVP-freien Zone…
rumpelstilz2 meint
Ich möchte hier mal Arena-Toto spielen:folgende Worte werden verwendet:72 Mal „Willensnation“, 64 mal „Erfolgsmodell“,734 mal „Schweiz/Schweizer“,16 mal „Auslegeordnung“,72 mal „Wertediskussion/christliche Werte“.Dazu eine irrelvante Anzahl Verben und Adjektive.Nach der Sendung geht nach Hause mit deutschen,japanischen ,amerikanischen Autos.Kurzer Halt auf Autobahn,weil alles geschlossen ein Happen bei McDonalds,bedient von türkischer Kassiererin,die den Hambuger vom singhalesischen Koch in Empfang nimmt.Zu Hause noch schnell ein zap bei RTL und Harald Schmidt.Kurzer Blick in Internet bei TA,Blick,SPON.Schlafen im schwedischen Bett und morgen schnell über die Grenze .Dank günstigen Euro bei Aldi vorbei und weil es so grad so günstig ist auch noch italienische Klamotten und französische Parfums posten.
C.P. meint
1291: SVP = Schweiz. Was ist daran stimmig? Die Schweiz gibts seit 1848 (Bundesverfassung) als Willensnation. Die verordnete Neutralität hat nicht mal was mit „Bruder Klaus“ zu tun. Für die SVP ist allenfalls „Swissness“ stimmig.
LINDER meint
‚Seit 1848‘, klingt gut, für einen Single Malt aus dem schottischen Hochland oder den inneren Hebriden-Inseln. Ein klares Verkaufsargument für langgereifte Qualität und substanziellem Abgang.
Für eine Partei hingegen finde ich den Slogan die Beweisführung, dass die Partei mal sehr wichtig war, aber heute den Rückhalt verloren hat, weil nicht mehr wirklich zeitgemäss. Einfach liberal sein wollen, reicht nicht ganz. Und eine Organisation sein wollen, die primär als steueroptimierungs Club daherkommt. Da fehlen dann die Werte. Auch der Zeitgeist des Jahres 2011. Aber die WählerInnen werden entscheiden, und das ist gut so.