Sind kürzlich mit zwei Touristinnen aus Israel ins Gespräch gekommen.
Mutter und Tochter, Spalebar.
Man meint aufgrund all des Zeugs, das man liest und schon gelesen hat, schon eine gewisse Ahnung zu haben.
Weshalb man dies sagt, jenes antwortet – und dann hält man einfach sein Maul.
Nicht weil man auf völlig Unverständnis stösst. Oder die Diskussion zu entgleisen droht.
Nein, es ist weil man sich selbst reden hört.
Und man den mitschwingenden Gedanken nicht mehr los wird: Dass es sich auf der Insel Schweiz, umgeben von uns freundlich gesinnten Nationen, gut reden lässt.
Weil wir den Horror, inmitten sich die Israelis befinden, nicht verstehen.
Weil uns die existenzielle Frage, um die es geht, ausserhalb unseres Erfahrungshorizonts liegt.
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Deutsches Satire-Blatt:
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Leon de Winter hat in der NZZ ein Meinungsstück zum Nahostkonflikt geschrieben (etwas vom Besten, das ich in letzter Zeit zu diesem Thema gelesen habe.)
Der Kern:
Der Islam ist von der Idee eines permanenten Krieges gegen die Ungläubigen durchdrungen, und die Juden sind ein Hindernis in diesem Krieg, das mit Ausdauer und ausreichendem Blutvergiessen beseitigt wird, wie jedes Hindernis in der Geschichte des Islams ausgelöscht worden ist.
Es wird im Nahen Osten keinen Frieden geben. Und auch keinen Palästinenserstaat.
Weil ein solcher die Vernichtung Israels voraussetzt.
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Die Tochter sagte, dass sie schon seit Wochen gegen Netanyahu auf die Strasse geht. Israel habe die Politik, dass jeder Israeli, der irgendwo auf der Welt in Schwierigkeiten gerät, zurück geholt wird.
Was auch immer das koste.
„Weshalb wir das jetzt nicht mit den Geiseln getan?“ Warum gelte dieses Selbstverständnis Israels nicht mehr? „Warum ziehen wir nicht unsere Armee aus Gaza zurück, um die Geiseln zu retten?“ Von denen vielleicht noch dreissig tatsächlich überlebt haben, meinte sie.
Ich verschanzte mich hinter der Position „Dilemma“, die Sache mit den zwei Möglichkeiten, von denen keine wirklich akzeptabel ist.
Was mich dann zum Maulhalten brachte.
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Die Schwäche, die die Hamas-Führung ohne Rücksicht auf Verluste ausnutzt: „Kein israelischer Politiker kann die Geiseln ihrem Schicksal überlassen.“ (de Winter).
Sinwar, der geniale Teufel, kennt die Juden und jene, die er für die ungläubigen Hunde im Westen hält. Er weiss, dass der moderne westliche Rechtsstaat nicht in der Lage ist, Kriege in der Wüste bis zum bitteren Ende durchzuhalten: Das mächtigste Land der Erde hat sich aus dem Irak und aus Afghanistan zurückgezogen. Wer den muslimischen Kämpfern in der Wüste gegenübersteht, wird untergehen, wenn er das Kriegsrecht einhalten will.
Kurz nachdem israelische Soldaten in einem Tunnel die auf kurze Distanz kaltblütig ermordeten Geiseln gefunden hatten, veröffentlichte die Hamas Videos mit Abschiedsreden der Ermordeten.
away meint
Der letzte Satz hat eine Schwere, die kaum zu ertragen ist.