Man sollte hin und wieder Dinge tun, die man noch nie getan hat. Das bereichert das Leben. Oder es bestätigt, was man wusste: Da habe ich nichts verpasst.
Gestern beispielsweise bin ich erstmals freiwillig an eine Kandidatenshow gegangen.
Martin Wagner hat im Gründerzentrum Reinach seine Überlegungen zur Politik dargelegt. Der Saal war bis zum letzten Platz besetzt.
Was bei der Hitze eigentlich erstaunlich war.
Interviewt wurde Herr Wagner vom lokal bekannten Fernsehmoderator Dani von Wattenwyl. Letzterer braun gebrannt wie die Frau Oeri in ihren besten FCB-Tagen („Ich war in den Ferien und habe eine Südamerikanerin als Mutter.“)
Von jetzt an wird es politisch.
Es ist alles andere als sicher, dass die FDP den Nationalratssitz von Herrn Gysin wird verteidigen können. Immerhin hat der Gewerbekammerdirektor letztes Mal 24’998 Stimmen gemacht. Herr Kurrus, der theoretisch Nachrückende, brachte es gerade mal auf 16’707 und Urs Steiner, auch er seit Jahren eine bekannte Persönlichkeit mit einer einst starken Hausmacht im Laufental, auf 15’494 Stimmen. (Ein gewisser Herr Rufi brachte 9’053 Stimmen ein.)
Es sieht also so aus, dass der FDP unter dem Strich mindestens 10’000 Stimmen fehlen könnten.
Die Partei und deren zugewandte Orte können sich demnach nicht den Luxus geschmäcklerischen Sprücheklopfens über ihre KandidatInnen leisten.
Man tut gut daran, auf eine Karte zu setzen.
Die FDP hat zwei Kandidaten und eine Kandidatin, die man ernst nehmen kann, d.h., bei denen man sich nicht fremdschämen muss, wenn die in Bern vor die TV-Kameras treten.
Da ist zum einen die Oberbaselbieterin Daniela Schneeberger (die Frau hat keine eigene Website, zumindest taucht die nicht bei Google auf), der Unterbaselbieter Balz Stückelberger (dessen Website findet man auch nicht über Google) und der Oberbaselbieter Martin Wagner, (Shit, auch dessen Website findet Google nicht, schade für all das zum Fenster hinausgeworfene Geld), ähem, jetzt in neuer Kanzlei- siehe Kommentar.
Den Rest der KandidatInnen kann man vergessen.
Frau Schneeberger ist eine brave Wirtschaftskammersoldatin mit einem fundierten kantonalpolitischen Leistungsausweis.
Herr Stückelberger ist erst seit drei Jahren überhaupt in der Politik und hat gar keinen politischen Leistungsausweis, sieht man mal von seinen Dorfauftritten ab.
Und Herr Wagner ist erst seit einem halben Jahr im Politikgeschäft.
Allerdings, das zeigt seine Medienpräsenz der letzten Monate, weiss er sehr gut, wie der Hase läuft. Er hat es beispielsweise mit seiner eher belächelten SVP-Schelte geschafft, dass im Kanton Baselland, aber auch national kein FDPler mehr gross von einer gewünschten Nähe zu den Nationalkonservativen schwafelt.
Ganz zu Schweigen von einer Listenverbindung mit den Nationalkonservativen.
Herr Wagner ist in den wichtigsten Politfeldern sattelfest, wie sich gestern zeigte, kann argumentieren, auch wenn er dazu neigt, den Zuhörer mit Worten an die Wand zu nageln. Wahrscheinlich denkt er noch schneller als er redet.
Kurz – der Mann ist ein blitzgescheiter Debattierer. Er beherrscht das Kerngeschäft des Politikers.
Die Frage stellt sich also, mit welchem Kandidaten die FDP, respektive die bürgerlichen Wählerinnen und Wähler links der SVP die meiste Wirkung für ihre Anliegen erzielen.
Und da muss man unvoreingenommen sagen: Martin Wagner hat das Kaliber zum Bundesparlamentarier.
Sein Problem ist seine Glaubwürdigkeit. Nur, sollte man fragen, ist das nun geschmäckerlisch oder hat man den Mann kürzlich bei einer Lüge ertappt?
Man kauft ihm im persönlichen Gespräch ab, dass er sich für die liberale Werte in Politik und Wirtschaft einsetzen wird. Weil er das von Berufs wegen tut.
Er verwies in der Diskussion immer wieder auf seine Mitstreiter auf der FDP-Liste und sagte, es sei nicht so wichtig ob er gewinne. Was zähle, sei der Sitz für die FDP.
Und dann meinte er noch launig, was er als Kampfansage versteht: „Wir wollen den ersten Nationalrat nach Bern schicken, der auch ohne die Hilfe der Wirtschaftskammer des Herrn Gysin gewählt wurde.“
Wagner bekommt, anders als der SVP-Ständeratskandidat, keine Unterstützung von der Wirtschaftskammer.
Stückelberger und Wagner sind gesetzt.
PS: Die zwei Stunden haben sich gelohnt.
Insighter meint
Bis zum letzten Platz besetzt heisst im Forum des Business Parc Reinach (aka Gründerzentrums), dass maximal 50 Leute dort waren …
Markus Meier meint
Aha! (Pause) Ich glaube, wir werden in den nächsten Wochen sehr oft den Namen Martin Wagner hier lesen. Wagneruploaded sozusagen.
Michael Przewrocki meint
Fürs Kapital-unbeirrt-Immer mehr und mehr! Bis zm Gehtnichtmehr-Kollaps.
M.M. meint
Und die Frau Fischer – Wahlkampffrau von Herrn Wagner – schreibt:
Betreffend der Webseite von http://www.martin-wagner.ch (die gibt es sogar), so werde ich das noch verbessern (so dass man diese auch auf Google findet). Danke für den Hinweis!
Henry Berger meint
Der etwas „schwierige“ Zugang zur Homepage von Herrn Wagner ist wohl kein grosser Schaden, sind doch dort seine Aussagen sehr mager, die üblichen Schlagworte halt. Man weiss also wirklich nicht, für was dieser Herr steht!
M.M. meint
Apropos Link und Google – eben erreicht mich folgende E-Mail:
Lieber Herr Messmer
Wenn man beim folgenden Artikel auf den Namen Martin Wagner klickt, wird man auf die Internetseite seiner alten Kanzlei Wagner Meili Berger anstatt auf mcs-law weitergeleitet (http://arlesheimreloaded.ch/2011/08/24/martin-wagner/). Es wäre gut, wenn man dies ändern könnte.
Ich habe diese Information bereits an Frau Fischer weitergeleitet.
Liebe Grüsse und vielen Dank!
Alexandra Vonarb
Nun ist meine Frage, wo zum Geier finde ich jetzt den gültigen Link zu seiner neuen Kanzlei, respektive, warum ist er überhaupt noch auf der alten erreichbar.
Leute: Nicht die individuelle Website ist das Mass aller Dinge sondern allein die Google-Suche!
Henry Berger meint
Herr Wagner? Der übliche FDP-Filz – hier einfach hoch2! Bei Herr Gysin wusste man wenigstens noch etwas genauer für was er lobbierte – Herr Wagner ist hier für mich etwas eine Black-Box
Baresi meint
Einspruch, Herr MM. Frau Schneeberger kommt bei mir auch an vierter Stelle in Google obwohl ich Frau Schneeberger vor Ihrem Beitrag nicht kannte. Und die Wahlkampfseite von Herr Stückelberger, den ich schon kannte, kommt tatsächlich nicht. Dafür alle anderen von ihm.
M.M. meint
Die Wege von Google sind unergründlich. Googeln Sie mal mich, dann wissen Sie was ich meine.
Sollberger Simeon meint
Sehr geehrter Herr Messmer
Frau Schneeberger besitzt selbstverständlich eine eigene Website.
Bei Google wird sie an vierter Stelle angezeigt. Damit Sie sich jedoch weiterhin den relevanten Themen widmen können hier den Link:
http://www.danielaschneeberger.ch
Liebe Grüsse Simeon Sollberger
M.M. meint
Die wird bei Ihnen nur an vierter Stelle angezeigt, weil sie die schon oft angeklickt haben. So ist halt Google, ein lernendes System.