Jetzt ist die Zeit, wo sich die KandidatInnen für den Nationalrat eine Strategie für die heissse Phase des Wahlkampfes zurechtlegen, die nach den Sommerferien beginnt.
Zu diesem Warmlaufen gehört, dass sich die unbekannten Neuen ins Taschenlampenlicht der Frühinteressierten drängen.
Interessant ist beispielsweise die Taktik des Herrn Wagner (FDP, BL).
Er hat für seinen Wahlkampf offensichtlich eine einfache Formel gefunden: Wer mich wählt, wählt einen vehementen Blocher-Gegner.
Deshalb drischt der Mann auf den Übervater der Nationalkonservativen ein, was das Zeugs hält. Er scheut sich nicht, in seinem Zornessturm Tabugrenzen zu überschreiten, in dem er die Kinder von Herrn Blocher angreift und diese via Sonntag-Kommentar als dessen Klons beschimpft.
Was ihm gestern prompt schon den zweiten Sonntag in der „Sonntag“ aus dem Hause Wanner einen äusserst prominenten Auftritt beschert hat und die „NZZ am Sonntag wiederholt“, was Herr Wagner am Sonntag zuvor in der Sonntag gesagt hat. Da mochte auch der SonntagsBlick nicht hintanstehen – Wagner auf allen Zeitungskanälen.
Das bezeichnet man gemeinhin als Senkrechtstart.
Man darf gespannt sein, ob diese Taktik aufgehen wird. Ich war vor den Landratswahlen der Meinung, die FDP hätte, statt eines Kuschelkurses zu fahren, die SVP pointiert auf Distanz halten sollen und deren Politik zwischendurch auch mal frontal angreifen müssen.
Jetzt zieht diese Taktik mal einer von der FDP durch.
Da ich mich schon vor Jahren aus dem Wahl- und Abstimmungsgeschäft verabschiedet habe, lehne ich mich gelassen zurück und schaue dem Spiel mit Interesse zu.
Nach dem Wahltag im Oktober werden wir die Theorie als unumstössliches Ergebnis eines 1:1-Feldversuches vorliegen haben, aus dem wir wieder einiges werden lernen können.
Für diesen Lernprozess spielt es keine Rolle, ob Herr Wagner gewählt wird oder nicht.
Wahrsager meint
Bin gespannt ob die Zürcher Medien unseren Zampanoo in ihre Strategien einbeziehen.
Hp. Weibel meint
Ja, haben sie. Wagner ist nicht mehr VR-Präsident der Weltwoche. Da hat jemand rasch reagiert.
Hp. Weibel meint
Habe ich das jetzt richtig verstanden? Zuerst lässt sich Herr Wagner als Eigentümer und Verleger der BaZ feiern, um dann einzugestehen, dass er als Strohmann doch nichts zu sagen hatte. Und war nicht seine Kandidatur, hinter dem Rücken von HRG eingefädelt, ein Schuss in denselbigen? Muss ich daraus schliessen, dass er jetzt als Strohmann der FDP gegen die SVP antritt? Nun, ich danke Herrn Wagner für seinen profilierten Wahlkampf. Und Frau Pezzetta bedankt sich auch; und tritt als Wahlkampfleiterin ab.
Wahrsager meint
Hoffentlich hilft Wagner mit seinem Stil dass die Zaghaften wagen endlich die Wahrheit sagen.
N.T. meint
Mit Martin Wagner hat sich endlich jemand gefunden, der das Problem Blocher offen beim Namen nennt. Er kann und darf sich aufgrund eigener Erfahrungen mit Blocher ein solches Urteil bilden. Der FDP tut solch frischer Wind gut – endlich werden klare Positionen bezogen.
Martin Fischer meint
Blocher ist der grösste Newsmagnet, also schmückt sich M.W. geschickt mit fremden Federn, um die nötige publicity zu kriegen. Dass er ein Windbeutel ist, gehört zur Grundausrüstung der Politik – also nichts Neues unter dem Christoph.
Ch. Keller meint
Der Herr Wagner instrumentalisiert die FDP für seine persönliche Vendetta. Er kümmert sich keinen Deut um die anderen FDPler, welche die übliche Ochsentour absolvieren und wohl oder übel mit den SVPlern zusammenarbeiten müssen. Er hat schon vermeldet, dass nur diesmal Nationalrat werden will und sonst nicht mehr. Man könnte sich ja auch in einem unterbesetzten Ortvorstand oder überhaupt irgendwie für die FDP engagieren. Dies ist natürlich für einen „Kasinokönig“ und „Dealmaker“ keine Option.
Ausserdem: Man stelle sich einmal vor ein SVP-Nationalratskandidat würde einen der FDP-Granden auf diesem doch unterirdischem und von persönlicher Rache getriebenen Niveau attackieren. Die Reaktion der Medien wäre vernichtend. Gegen die SVP scheint aber alles erlaubt und erwünscht zu sein. Ein wahrer (Medien)Held der Wagner. Die altehrwürdigen FDPler sind sicher stolz auf ihren Neuzugang.
E.J meint
Wagners einzige Motivation in die Politik einzusteigen sind primitive Rachegefühle. Der Mann ist verletzt worden und benimmt sich nun – als FDP-Kandidat – völlig daneben.
Michael Przewrocki meint
Und hinter den Kulissen tobt der Medienkampf. Es ist doch kein Zufall dass Blick und Sonntagszeitung mit Informationen gefüttert wurden. MW will doch ein Medienimperium aufbauen. Ich würde mich nicht wundern wenn dann-zur Beruhigung der helvetischen Seelen-eine CH-Beteiligung draus wird. Was immer passiert, der gescheite Eidgenosse toleriert keine Diktatu(o)ren, egal ob genial oder steinreich. Es nützt ihnen auch gar nichts, denn auf längere Zeit sind die Konsumenten am längeren Hebel.
Hans Keller meint
Dieser Wagner langweilt mich bereits jetzt mit seinem „strategischen“ SVP-Bashing…!
h.s. meint
Aus diesen Interviews bleiben mir nur Bruchstücke. Erstens ist da der Bruchpunkt in 2009 (Blocher-Seminar), aber bis Ende 2010 (Suters BaZ-Uebernahme) keine Reaktion von Wagner.
Zweitens ist da die Bemerkung von Blocher: Dann ruf ich Tettamanti an, daraufhin war Wagner still. Das sagt etwas über seiner Position. Nicht Eigentumer, nicht Verleger sondern Befehlsempfänger.
Zusammenfassend bleibt mir nur den Eindruck, dass Martin Wagner viel Geld verdient seinem Herrchens Stimme zu sein.
Die Frage lautet: Wes Brot isst er gerade jetzt?