Wir haben gestern im Schwimbi noch darüber gewitzelt, dass Somms Samstagskommentar die Titelzeile „Trump hat recht“ schmücken wird.
Und in der Tat: Donald Trump hat recht II
Markus Somm hat recht, das Pariser Abkommen ist über weite Strecken nichts als heisse Luft.
Wenn nach der Trump-Rede durch alle Nachrichtenkanäle die weltweite Empörungs-La-Ola-Welle schwappt, dann wird es mir leicht kötzelig.
Ich habe die Rede Trumps live auf BBC verfolgt (und damit ohne störende deutsche Übersetzung, welche eine solche Trump-Rede mit dem nüchternen Nachrichtensprechersound verfälscht. Um authentisch zu sein, müsste Harald Schmidt den Text auf Deutsch lesen).
Und überhaupt: Trump erinnert mich mit seinem Habitus je länger desto mehr an Mussolini – ich weiss, diese historischen Vergleiche.
Trump hat sich in seiner Rede nicht kritisch mit dem Inhalt des Abkommens auseinandergesetzt. Hat keine bedenkenswerte Pflöcke eingeschlagen. Sondern daherpolemisiert, als befände er sich auf einer Wahlkampftour.
Er kann nicht anders.
Das ist die Schwäche seiner Position unterlegt mit diesem überheblichen „America first“-Argument.
Deshalb was das die beste Stelle, wo er sagte, er werden jetzt einen neuen, besseren Deal für Amerika aushandeln. Und alle Welt hat sofort gedacht: Und niemand wird mit ihm verhandeln.
Doch Herr Somm hat recht, wenn er feststellt:
Politiker lieben die Klimapolitik, weil sie sich erstens als jene zeigen können, die wirklich Historisches leisten – ohne dass man sie je an ihren Taten messen kann: Denn wer von den gegenwärtigen Politikern erlebt das Jahr 2100, also jenes Jahr, bis zu dem dank des Pariser Abkommens die Temperatur auf der Erde nicht mehr als 2 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten angestiegen sein soll?
Das hätte Trump sagen müssen und beifügen können, dass die USA nicht gewillt seien, Geld in Massnahmen und Beihilfen zu stecken, die unter dem Strich nichts bringen. Und stattdessen auf die Wirtschaft zu setzen.
Dass sich die Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung erneuerbare Energien entwickelt, ist weniger der Politik geschuldet als vielmehr dem wirtschaftlichen Potenzial, der digitalen Technik und dem Wohlstand in den Industrieländern.
(Die Kernkraftwerke in der Schweiz werden in dreissig Jahren nicht abgeschaltet, weil es die Politik will, sondern weil sie nicht mehr rentieren. Und viele Energiewendestimmer diesen Zeitpunkt nicht mehr erleben werden.)
Das Pariser Abkommen war für die Politik ein Befreiungsschlag. Ein für alle mehr oder weniger lästiges nationales Thema wurde globalisiert.
Trump respektive der Rechtsrevoluzzer Bannon stören die Harmonie. Und das ist gut so. Weil jetzt alle Farbe bekennen müssen.
h.s. meint
Nö, Markus Somm hat unrecht. Paris ist die Anfang eines Prozesses. Beispiele dafür sind die EU (klein angefangen in 1950) und die WTO (klein angefangen in 1947 in Genf). Der Sinn dieses Abkomens war ein Prozess aufzustarten.
https://leonhardeulerblog.wordpress.com/2017/06/03/markus-somm-hat-recht-und-trotzdem-wieder-unrecht/