Wir backen unser Brot schon seit längerem selbst. So alle zwei, bis drei Tage.
Die ersten beiden Wochen haben wir Brot gekauft, im Supermarkt, beim Bäcker. Italienisches Brot ist inzwischen so gut, wie bei uns. Selbst das vom Supermarkt.
Ausgenommen selbstverständlich wie immer Toastbrot.
Der Nachteil: Dieses Brot hat zwar eine schöne, knusprige Kruste, wie man sich das vorstellt – die ist wichtig, um die Krume, das Innere des Brots vor schädlichen Bakterien zu schützen und das Brot haltbarer zu machen.
Doch innen tun sich ziemlich Löcher auf, sodass das Brot rasch austrocknet. D.h., das Brot ist höchstens am nächsten Morgen noch ein Genuss.
Ausser man mag es in den Morgenkaffee zu tunken, so wie früher.
Ergo haben wir angefangen, wieder unser eigenes Brot zu machen. Korrekterweise muss ich sagen: Habe ich beim erten Mal tatkräftig zugeschaut, wie sie den Teig geknetet hat, (habe den Weisswein entkorkt und zwei Gläser gefüllt).
Zuhause haben wir eine KitchenAid, die ich auch bedienen kann.
Das Problem ist die Hefe. Es gibt in Italien offensichtlich nur Trockenhefe und nicht diese Frischhefewürfel wie bei uns.
Vor drei Wochen haben wir beim Bäcker um die Ecke deshalb nachgefragt. „Certo“, sagte die Verkäuferin, ging nach hinten in die Backstube und kam mit einem Plastiksack zurück.
Darin war ein halbes Kilo Teig. Wir könnten zurückkommen, falls wir mehr bräuchten.
Zuhause war unser Putzmann gerade dabei, die Bettwäsche zu wechseln. Wir zeigten ihm – etwas ratlos – den Brotteig und er meinte begeistert: „Miei cari – questo è oro puro!“
Das sei „lievito madre“, das wertvollste, das ein Bäcker für sein Brot braucht. Um nicht weiter rumzurepublikeren, kann man für eine ausführliche Erklärung auf obigen Link drücken.
Seither wird die lievito madre unseres Bäckers liebevoll gepflegt.
Muss man sich das vorstellen, wie seinerzeit in den Siebzigern mit dem Kefir-Joghurt.
Es ist ja – wissenschaftlich – eine offene Frage, ob unsere Vorfahren mit dem Getreideanbau begonnen haben, weil sie Vergärtes trinken wollten, um berauscht die harte Wirklichkeit besser ertragen zu können, oder ob sie das taten, um Brot herzustellen.
Auf alle Fälle ist Brot ein unwahrscheinlich effizientes Lebensmittel.
Weil die gleiche Menge Mehl mit Wasser runtergewürgt ein Bruchteil der Kalorien liefern würde, die wir seit ein paar tausend Jahren dank dem Brot zu uns nehmen können.
Mal abgesehen davon, dass wir Mehl erst nach dem organischen Prozess verdauen können, der beim Brotmachen abläuft.
Was mich fasziniert: Auf der ganzen Welt – selbst in der Wüste – fliegen genügend Hefebakterien rum, so dass der mit Mehl und Wasser angesetzte Teig sich zu einem luftigen Brotteig aufbläst.
Das Geheimnis des Brotes ist denn auch die Luft, die gespeichert wird und dem Teig das Volumen gibt.
Und das Zweite: Jedes Mal ist das selbstgemachte Brot anders. Auch wenn man alles genau so macht wie letztes Mal.
Das Frühstück ist bei uns immer das erste Highlight des Tages.