Wir drucken keine Leserbriefe. Obwohl solche uns hin und wieder zugestellt werden. Doch der Wahlkampf ist derart langweilig, dass es jetzt doch noch zu einem Schlagabtausch kommt – ähem, zu einem Schlagabtäuschlein.
Herr Nussbaumer ist gestresst. Deshalb nervt er sich öffentlich. In einer Rundmail an die Medien und sonstige, plus auf Facebook empört er sich, weil er einen Flyer der glp in seinem Briefkasten fand.
Tja, so ist das, lieber Eric, im Wahlkampf. Wir nerven uns ja auch. Zum Beispiel über dieses Plakat unten im Tal von dir. Ist ein wenig gross geraten.
Das wahre Gesicht der GLP: „Wählen Sie die Grünliberalen, damit uns nicht die EVP oder die BDP den Sitz wegschnappt.“ Heute gelesen auf dem Flugblatt eines GLP-Kandidaten. Fazit: Eine zersplitterte Mitte, jede Partei sucht die Profilierung – das kommt nicht gut.
Nun schickt uns die glp eine Antwort. Die veröffentlichen hier aus Spass (und damit wir ein weiteres Bild aus unserer Serie nachschieben können).
Interessant dabei ist, dass die glp unsere Analyse übernimmt. In der Tat. Es wird eng für Herrn Nussbaumer.
Gestern hast Du meinen glp-Flyer natürlich auch in Deinem Briefkasten gefunden. Dass dieser Flyer Dich ärgert und Du Deinen Ärger in die ganze Welt hinaus mailst, überrascht mich nicht. Dass Du mich nicht in den Verteiler Deines Mails nimmst, ist aber doch ein bisschen schwach. Offenbar bist Du ziemlich gestresst, weisst Du doch ganz genau, dass wenn wir Grünliberale einen Sitz im Nationalrat machen, dies natürlich auf Kosten der SP gehen könnte.
Da die SP – und Du als linientreuer Genosse sicher auch – immer noch mit der Überwindung des Kapitalismus und der Abschaffung der Armee beschäftigt ist, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn neue Köpfe mit neuen Ideen das Baselbiet in Bern vertreten. Köpfe, die konkrete, praktisch umsetzbare Lösungen für die aktuellen Probleme der Schweiz parat haben und nicht weltfremde Hirngespinste. Während Ihr Sozialisten bei jedem Problem – so auch bei der Energiefrage – die staatliche Verwaltung weiter aufblähen wollt, haben wir Grünliberale da ein einfaches pfannenfertiges liberales Konzept. Unsere Energiesteuer senkt den Energieverbrauch und kurbelt die Schweizer Energieproduktion an. Dafür bringen wir das grösste Verwaltungsmonster, unter dem die KMUs leiden, die Mehrwertsteuer, vollständig um den Rank und verbessern gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Die Details erkläre ich Dir gerne einmal unter vier Augen.
Was Du offenbar nicht mitbekommen hast ist, dass wir Mitteparteien CVP, EVP, BDP und glp uns nach wie vor bestens verstehen und wir einen gemeinsamen Wahlkampf betreiben. Dazu gehört auch dieser Flyer von mir.
Als starke Mitte werden wir in Bern gemeinsam konstruktive Lösungen erreichen und endlich die von den beiden Polparteien SP und SVP und der Wischi-Waschi-FDP verursachte Blockierung der Politik lösen.
Am Ende werden vielleicht 50 oder 100 Stimmen im Baselbiet darüber entscheiden, ob die glp, die EVP oder die BDP den zweiten Sitz der Mitteparteien machen wird. Für die SP ist dieser Zug wahrscheinlich schon abgefahren. Meinst Du nicht?
Viele Grüsse
Gerhard Schaftroth
Ah ja, den Titel der Zuschrift wollen wir den LeserInnen nicht vorenthalten:
Gerhard Schafroth statt Eric Nussbaumer in den Nationalrat
Laiko meint
In meinem Umfeld gab es Leute, welche die freie Liste mit Leuten aus SP, GP und GLP ausfüllen wollten. Dank dem hier veröffentlichten Brief von Monsieur Schafroth konnte ich sie davon überzeugen, die GLP wegzulassen.
Thomas Pfluger meint
Lustig finde ich ja, dass Herr Schafroth, der zu den profiliertesten MWST-Spezialisten der Schweiz gehört, die Mehrwertsteuer „um den Rank bringen“ will. Respekt! Auch ich finde die MWST ein tötungswürdiges Monster, aber als „Sozialist“ bin ich natürlich der Meinung, man sollte sie nicht durch eine andere nicht-einkommensabhängige Steuer ersetzen.
LINDER meint
Gibt es eine unsozialere Steuer wie die Mehrwertsteuer? Vor allem dann, wenn sie dann auf 20% erhöht wird wie in manchen EU-Ländern (und wo es sich die SP ja wünscht, da mitzumachen..). Grundbedarf kostet für alle gleich. Und die oberen 10’000 kaufen sich die Jacht dann im Ausland, abseits der MwSt Belastung, oder reisen herum.
Thomas Pfluger meint
Ganz Ihrer Meinung. Die MWST sollte es nicht geben, aber auch keine andere nicht einkommensabhängige Steuer, selbst wenn die Idee einer Energiesteuer grundsätzlich verlockend tönt. Naja, die Abfallsackgebühr kann ich grad noch akzeptieren 😉
Wahrsager meint
Es wird immer farbiger!