Zuerst dachte ich: das muss ein Scherz sein.
Aber nein.
Das Feuilleton der NZZ am Wochenende titelt: BaZ-Verkauf schlecht für die Kultur.
Der BaZ-Verkauf sorge „in der Kulturszene für Unruhe“, weil die Kulturszene mit dem Einsteigen des Tagis „ein Meinungsmonopol“ fürchtet.
Die Meinungsvielfalt gehe verloren.
Wenn nun auch noch die «Basler Zeitung» in die Tamedia-Grossküche integriert wird, ist dies umso bedauernswerter, weil die «BaZ» sich nach wie vor durch einen Kulturteil mit oft gutem Autorenjournalismus und durch einen pointiert anderen Blick auszeichnet. Als der «Tages-Anzeiger» während des Abstimmungskampfes zu «No Billag» mit seinen Kollegen vom SRF sympathisierte, nahm die «BaZ» die Kulturförderung der SRG sehr kritisch unter die Lupe.
Ich denke, die Kulturschaffenden werden nicht die einzigen sein, die sich in ein paar Monaten die Ära Somm zurückwünschen werden.
Tito Tettamanti über Anita Fetz in der Zeit:
Sie hätte eine erstklassige, kosmopolitische Managerin und Kapitalistin sein können. Stattdessen hat sie sich für ein Leben im staubigen Ständeratssaal entschieden.
Recht hat er.
G. Koller meint
Ist das nun eines dieser Komplimente, die nichts kosten, leicht neckisch, mit einer frechen Spitze, ausgeteilt von einem, der ganz oben angekommen ist, an eine, die zwar auch hoch hinauf gelangte, aber eines in Verlauf ihrer politischen Karriere mit Bestimmtheit nicht hat, nämlich Staub angesetzt?
Wäre er denn vielleicht, umgekehrt, ein herausragender Bundesrat, Departement Finanzen, geworden, wenn er als Tessiner Staatsrat nicht über einen kleinen Skandal gestolpert wäre?
Er verwendet den schönen Begriff „kosmopolitisch“, das zeichnet ihn natürlich als einen bis ins hohe alter geistig fit gebliebenen Menschen aus.
Hinter dem also netten Kompliment des in den Kategorien „Besitz, Vermögen, Kaufen und Verkaufen“ äusserst erfolgreichen Unternehmers – auch bei dem Geschachere um die BaZ – verbirgt sich vielleicht das Bedauern, dass die „alte“ OFRA-Aktivistin, ehemalige POCH-Nationalrätin und später geläuterte sozialdemokratische Ständerätin in ihrem politischen Handeln zu seinem Leidwesen immer kräftig daran mitgewirkt hat, dass von den Milliarden, die da oben sich ansammeln auch immer wieder ein paar Millionen nach unten umverteilt werden.
Was den angeblichen „Staub“ im Stöckli betrifft, so ist ihm beizupflichten, dass sich die Vitalität unseres Staates nicht nur in einer „riesigen Flut von Gesetzen und Reglementen“ äussern sollte, sondern durchaus immer wieder darüber gestritten und verhandelt werden muss, welches nun jetzt und im Blick auf die nächsten Generationen die Aufgaben des Staates sind und wie und in welchem Ausmass er dementsprechend alimentiert werden soll.
Auf der andern Seite sind wir doch froh, dass es Politiker/innen wie sie gibt, die das Gejammere über den Verlust an unternehmerischer Freiheit“ nicht allzu ernst nehmen können, sondern im Gegenteil den verheerenden Auswirkungen einen globalisierten Techno-Kapitalismus ein wenig Einhalt bieten möchten.
Einen „kämpferischen Kapitalisten“ bringt vielleicht ins „Grübeln“, dass es eben noch Dinge und Menschen gibt, die kein Preisschild tragen, und eine ebenso unnachgiebige Linke muss zugeben, dass gerade die guten Ideen eines Marx auf das Schlimmste pervertiert worden sind.