Wir erleben die Politik Donald Trumps in Echtzeit – mit einstürzenden Börsen, Strafzöllen auf Schweizer Exporte und einem Scherbenhaufen als neue globale Ordnung.
Erklärungsversuche gibt es viele, doch am Ende bleibt oft nur der Verdacht, dass der Mann im Oval Office habe nicht alle Tassen im Schrank.
Die für mich bislang schlüssigste Erklärung für das, was da gerade abgeht, liefert der US-amerikanische Medientheoretiker Douglas Rushkoff in seinem gerade eben auch auf Deutsch erschienenen Buch „Survival of the Richest: Escape Fantasies of the Tech Billionaires“.
Als Dreh- und Angelpunkt der aktuellen amerikanischen Politik macht Rushkoff Denke und Pläne ultrareicher Tech-Milliardäre (auch im Orbit der Nr. 47) aus: Die neuen Eliten bereiten sich auf den Untergang vor.
Sie sind davon überzeugt, dass aufgrund des Klimawandels und damit einhergehenden sozialen Verwerfungen der Kollaps unserer Zivilisation nicht mehr abzuwenden sei.
Weshalb superreiche Tech-Eliten den gesellschaftlichen Kollaps nicht verhindern, sondern ihm entkommen wollen; mit einer Mischung aus Fluchtfantasien, Technoglaube und – Verantwortungslosigkeit.
Das Buch zeigt, wie tief inzwischen Kapitalinteressen, Technokratie und Elitendenken in politischen Entscheidungen verankert sind. Wenn Milliardäre wie Elon Musk oder Peter Thiel politische Debatten mitbestimmen, (Thiel hat seinen ehemaligen Mitarbeiter Vance im Zentrum der Macht platziert), oder durch Lobbyismus und Spenden ganze Richtungen beeinflussen, tun sie das ausschliesslich aus Eigeninteressen: Man versucht nicht mehr, die Welt zu reparieren, sondern bereitet sich auf den eigenen Exit vor.
Was nach Verschwörungsgeschwurbel tönt, hat jedoch einen realen Hintergrund.
Zum einen leben Superreiche längst jenseits gängiger gesellschaftlicher Vorstellungen – also unserer. Zum anderen war Rushkoff, wie er schreibt, von einer Handvoll Milliardären zu einer Diskussionsrunde in ein Luxusresort im Nirgendwo eingeladen worden. Die Runde wollte vom Kapitalismuskritiker Rushkoff wissen, wie sich im Ernstfall ein Aufstand des Wachpersonals verhindern liesse.
Die ersten Wochen der Präsidentschaft Trumps bestätigt, was Rushkoff lange vor dessen Amtsantritt vorausgesagt hat (das englische Original erschien 2022):
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Privatisierung öffentlicher Dienste (z. B. Bildung, Gesundheit, Sicherheit), oft im Namen von Effizienz, aber faktisch als Rückzug des Staates.
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Smart Cities und Massenüberwachung, die von Tech-Konzernen gesteuert werden, ohne demokratische Kontrolle.
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Politik für Kapital: Steuersenkungen für Reiche, Deregulierung zugunsten von Big Tech, mangelhafte soziale Sicherung.
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Zukunftsvisionen wie SpaceX, KI-Überwachung, Marsbesiedelung, Offshore-Städte eigenen Rechts, die nicht dem Kollektiv dienen, sondern den Eliten als Fluchtwege.
Rushkoff bezeichnet die Denkweise der Eliten als „The Mindset“: Ein techno-utopischer Glaube, dass man mit genug Geld und Technologie den eigenen Tod, gesellschaftliche Zusammenbrüche oder ökologische Katastrophen überlisten kann.
In Trump haben sie einen Darsteller gefunden, der skrupellos die Agenda der Milliardärs-Elite exekutiert. Er wird dabei, so wie die anderen, noch viel reicher werden.
Man kann also folgern: das von Trump angezettelte Wirtschaftschaos ist Teil der Mindset-Strategie.
Douglas Rushkoff ist ein US-amerikanischer Medientheoretiker, Autor und Professor, der sich kritisch mit der Schnittstelle von Technologie, Wirtschaft, Kultur und Macht auseinandersetzt.
Er lehrt an der City University of New York, moderiert den Podcast „Team Human“ und engagiert sich gegen eine technokratische Welt, in der Menschlichkeit durch Algorithmen ersetzt wird. (ChatGPT)
Daniel Flury meint
Dazu noch ein Film:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elysium_(2013)