Dank einem aufmerksamen Leser haben wir eben folgenden bemerkenswerten Satz zugeschickt bekommen.
Dazu gehört auch die Patientenfreizügigkeit in den beiden Basel. Diese ist eigentlich beschlossen, aber noch nicht vollzogen. Ich hoffe, dass der Vollzugswille immer noch da ist in der neu zusammengesetzten Baselbieter Regierung.
Sagt heute Herr Morin in der Print-BaZ.
Das ist ein erstaunlicher Satz, weil ich davon ausgegangen bin, dass seit diesem Jahr in der ganzen Schweiz Patientenfreizügigkeit herrscht, ich also im Fall der Fälle ohne die bisherige Zusatzversicherung ins Spital meiner Wahl verlegt werden kann.
Nix da, es braucht zunächst einmal einen Vollzugswillen?
Mit anderen Worten: Das Duo Frey/Buser, beide FDP und in Freundschaft und nun auch beim Kantonsspital eng verbunden, hat möglicherweise ein neues gemeinsames Thema: Erhalt des Nichtmehrmonopols des Kantonsspitals.
Indem sie auf die Büza-Regierungsräte einwirken – deren Wiederwahl sie in Händen haben – bei der Patientenfreizügigkeit ihren Vollzugswillen zügeln.
Bekanntlich wäscht eine Hand die andere.
Scherwardnadse meint
Es geht glaub weniger um Notfälle als um planbare Eingriffe.
gotte meint
hahaha, ein „freier markt“! wenn ich im landratssaal auf dem frisch gebohnerten boden ausrutsche und in das zufällig fürs apfelschälen gezückte messer eines landrats falle und mir fast das herz verblutet, dann werde ich als informierte konsumentin zunächst die tarife der notfallangebote der spitäler vergleichen, mir als nächstes die cvs der diensthabenden ärztinnen aufs i-phone laden und mit den dienstplänen des pflegepersonals abgleichen, um anschliessend eine informierte entscheidung zu gunsten des besten preis-leistungsverhältnisses zu treffen. dann werde ich ins privatspital „feel good“ eintreten, wo ich zusammengeflickt werde und anschliessend mit fünfsterngastronomie wieder gesund gepflegt werde. toll, dieser markt! bezahlt mit steuergeldern und prämien – oder gibt es etwa leute, die sich ihren gips zu weihnachten wünschen?
Siro meint
bezahlt wird grundsätzlich immer nur die base-rate im referenzspital der im kanton angebotenen leistung. da spielt es für den steuer- und prämienzahler eben gerade KEINE rolle, in welches spital sie gehen. deshalb möchten ja alle kantone, die günstige spitäler haben, eine möglichst breite versorgung aufrecht erhalten. das mag zwar für die übergangsphase noch verständlich sein, doch langfristig werden sich die base-rates (nach unten) anpassen. wer dann nicht mithalten kann, bekommt schwierigkeiten. der kanton als spital-betreiber, spital-aufsicht und spitalversorgungssichersteller ist in nicht vereinbaren rollen. die „spitalplanung“ ist verpolitisiert (und verteuert).
Siro meint
bezahlt werden muss der steuer- und prämienzahler nur, was die base-rate des referenzspitals der angebotenen leistung des wohnkantons entspricht. deshalb möchten auch alle kantone an einer möglichst breiten grundversorgung festhalten, sofern sie günstig ist. dies mag zwar jetzt kurzfristig noch stimmen, aber langfristig wird es nicht mehr aufgehen. die base-rates werden sich (nach unten) anpassen, sobald sich eine mehrzahl von spitälern durch effizienzmassnahmen massstäbe sätzen können. ihr beispiel passt auch deshalb nicht, weil gerade die notfallversorgung durch die gemeinwirtschaftlichen leistungen abgedeckt sind. das problem der kantone ist, dass sie ihre mehrfachrolle als spital-betreiber, spital-aufsicht, spital-vertragsgegner und spital-versorgungssichersteller nicht unter einen hut bringen können. deshalb müssen die kantone als spitalbetreiber aussteigen. das wollen die politiker nicht, weil sie ihre spitäler nicht abgeben möchten. sinnvoll ist es nicht und dem patienten bringt es gar nichts, wenn er aus politischen gründen, spitäler (teure) aufsuchen muss.
Schewardnadse meint
Seit dem 1. Januar 2012 können Patienten frei wählen, in welchem Schweizer Spital sie sich behandeln lassen wollen. Doch die so genannte «freie Spitalwahl» bedeutet nicht, dass die Grundversicherung alle Kosten für eine ausserkantonale Hospitalisierung übernimmt.Wählen Patienten ein Spital aus, das nicht auf der Spitalliste ihres Wohnkantons steht, so zahlen der Wohnkanton und die Grundversicherung
nur den Tarif, der in einem vergleichbaren Spital («Referenzspital») im eigenen Kanton gilt.
Siro meint
kaum ein politiker scheint die neue spitalfinanzierung verstanden zu haben. würde man sie zu ende denken, gäbe es nur eine antwort: keine „spitalplanung“ sondern privatisierung der spitäler und ein freier markt. dies passt basler (und baselbieter) politikern halt nicht, weil sie „ihre“ spitäler behalten wollen. das müssten die medien mal als thema aufnehmen, anstatt die alte leiter ewig weiter zu spielen: baselbieter wollen nicht mit baslern zusammenarbeiten (*gähn*).
M.M. meint
Wir können ja daran arbeiten – äh, ich meine Sie. Sie haben ja dreiviertel Ihres Politikerlebens noch vor sich. 🙂
Siro meint
ich werde mich wohl ende meiner amtsperiode – zumindest politsch – wohl ihrem lebensstil anpassen. nur den müssiggang, werde ich mir wohl noch länger aufsparen müssen …
M.M. meint
Aha – Rücktritt von Herrn Imber – ein Primeur.
Siro meint
nichts mit rücktritt, irgendwann endet jede (zum glück) jede amtsperiode.
M.M. meint
Also wir haben das hier so verstanden: Ende Amtsperiode – Ende Landrat Imber 🙂
Siro meint
bis auf weiteres, ja. vielleicht werde ich dann ja auch zum blogger 🙂
und im übrigen: die fdp macht mir mittlerweile grosse freude. wir sind kritisch, ziemlich ehrlich, machen gute sacharbeit und haben intern eine sehr gute konfliktkultur. auch wenn sie das nicht wahrnehmen: ich behaupte, die fdp ist im gegensatz zu den anderen grossen parteien als erste partei in der moderne angekommen. der blpk-entscheid ist für mich ein gutes beispiel dafür. natürlich nörgeln die medien erwartungsgemäss über das verhalten der fdp. doch eigentlich müssten die journalisten mal die grösse haben, diese partei zu loben: die fdp hatte als einzige grosse partei den mut (entgegen ihrer eigenen regierungsmitglieder), dem stimmbürger reinen wein einzuschenken und unabhänig zu sein. und ohne das heutige personal – das sie bekanntermassen nicht besonders schätzen – wären solche entscheide nicht möglich. und ich schätze die heutige fdp-führung für ihren mut, ihre ehrlichkeit und ihre unabhänigkeit. das suchen sie anderenorts – bei allen verbesserunsmöglichkeiten, die auch wir haben – sehr oft vergebens.