Die Fiktion ist die neue Wirklichkeit. Lehrt uns das Coronavirus.
Verständlich also, dass im Umgang der politisch Verantwortlichen mit der neuen Wirklichkeit über weite Strecken im Nebel gestochert werden musste.
Als der Bundesrat das Corona-Heft noch in der Hand hatte, fiel das nicht unbedingt auf. Wir alle suchten uns im Februar, März und April in Neuland nach dem Ausgang.
Eigenartig mutete hingegen an, wenn die kantonalen Politiker vor die Medien traten, um der Öffentlichkeit ihre neuesten Massnahmen zu verkünden.
Isaak Reber, er soll der aktuelle Regierungspräsident sein, redete, ohne Luft zu holen, in Endlossätzen auf uns ein, mit denen er uns sagen wollte, wie entschlossen die Baselbieter gerade eben einen Entscheid gefällt habe.
Der dann tagsdarauf Makulatur war.
Die Baselbieter Regierung simulierte Krisenregierung, es spielte keine Rolle.
Doch letzte Woche hat der Bundesrat die Verantwortung für die Corona-Massnahmen an die Kantone abgeschoben.
Was mich mit Blick auf die Regierungsmannschaft in Liestal etwas beunruhigt: Mein Vertrauen in die zwei Frauen und die drei Männer bewegt sich im Mikrometerbereich.
Was uns nämlich das Coronavirus auch gelehrt hat: Was im fernen China passiert, kann bei uns in zwei, drei Wochen, akut werden.
Wobei die aktuellen Bilder aus Deutschland noch viel beunruhigender sind.
Soll jetzt niemand denken, dass abgesperrte Wohnblocks und Quarantäneerlasse für Stadtquartiere oder gar ganze Ortschaften bei uns nicht denkbar seien.
Ich stelle mir also vor: Aus irgendeinem Grund kommt es in Binningen zu einem Ausbruch mit 70, 100 Neuinfizierten und ein paar Tage später haben wir einen grösseren Infektionsherd im Längiquartier in Pratteln.
Wie gehen unsere kantonalen Behörden – in Stadt und Land – damit um?
Wird in Binningen die Kantonsgrenze zu Basel-Stadt dicht gemacht und werden rund um die betroffenen Wohnblocks in der Liebrüti, wie in Deutschland, Zäune aufgestellt und Polizisten postiert?
Ist Frau Schweizer einer solchen ausserordentlichen Lage gewachsen, sie, die schon wegen etwas Spielgeld die Kontrolle verliert?
Was wird Frau Gschwind tun, die, so der Eindruck, das Coronaproblem den einzelnen Schulhäuser überlässt?
Wie weit ist Herr Weber mit dem Baselbieter Tracking-System?
Überhaupt: Wie stellen sich „die in Liestal“ vor, wie sie von nun an die Verantwortung tragen werden, die Verantwortung für die Menschen, die Wirtschaft, das politische System?
Wer wird Isaac Reber glauben, wenn er uns, wie vor Wochen der Bundesrat, in Endlossätzen Unzumutbares zumuten will?
Womit gesagt ist, dass nicht der bis ins Detail formulierte Massnahmenkatalog zählt, sondern allein die Glaubwürdigkeit.
Anonymus meint
Sorry, Herr Messmer, ich schätze Ihre Denke normalerweise, aber das ist einfach nur oberflächliches Geschwurbel. Das hingegen sind Fakten, die zeigen, dass die BL-Regierung einen verdammt guten Job abgeliefert hat: https://www.srf.ch/news/panorama/grosse-studie-im-baselbiet-welcher-antikoerpertest-taugt-wirklich-etwas?wt_mc_o=srf.share.app.srf-app.unknown
M.M. meint
Pluspunkte: Zentrale Abklärungsstationen, zentrales Covid-Spital – auf Veranlassung des Kantonsarztes und seines Stabs. Alle politischen Ansagen wurden vom Bundesrat überholt. Man hätte jeweils nur einen Tag abwarten können.
Was ich bis jetzt nicht gehört habe, sind die kantonalen Massnahmen, welche ab sofort vorgesehen sind. Jetzt, wo die Regierung die Verantwortung trägt. Zum Beispiel warten wir (Krav Maga) darauf, wann Kontaktsporttrainings wieder aufgenommen werden darf.
Ich erwarte einfach, dass man jetzt bald etwas vom Regierungsrat hört. Nicht unverbindliche Ankündigungen, sondern konkrete Massnahmen.
isaac reber meint
jedem seine sicht der dinge, geschätzter manfred messmer, aber das ist jetzt doch eine arge verdrehung der tatsachen.
an jenem wochenende gab es weder auf öffentlichen noch internen kanälen irgendeinen noch so kleinen hinweis, dass der bund in absehbarer zeit weiter gehen wollte als eben am vortag kommuniziert.
weil rasches handeln aber von höchster dringlichkeit war, hat der baselbieter regierungsrat am 15. märz den hebel nach vorne gelegt und die notlage erklärt.
die zugrundeliegende einschätzung war absolut richtig. das zeigte sich auch daran, dass sich umgehend weitere kantone anschlossen. ebenso richtig und erwünscht war dann aber, dass der bund am 16. märz das heft selbst in die hand genommen hat.
Michael Przewrocki meint
Im Tram junger Balkanese-hab noch selten welche mit Masken gesehen-grüsst älteren Landsmann mit Handschlag. Abstand Pustekuchen. Andere Umarmen sich. Nächste Welle kommt garantiert, schneller als erwarten aber klar warum. Wegen Uneinsichtigen. NB: Zuviel Maske und zuwenig Sonnenlicht kann Lippen aufspringen lassen. Vit D-Mangel. Hab das nach sturem Maskentragen festgestellt. Jetzt wieder wegen der Sturheit.