Also irgendwie las sich das vor ein paar Wochen noch ganz anders.
Damals im März hatten nämlich die drei bürgerlichen Regierungsräte die Nase voll vom Hickhack ihrer Parteipräsidenten zur Neuauflage der Büza; die Bestätigung von vier Bürgerlichen in der Regierung ist alles andere als sicher.
So nahmen sie das Heft selbst in die Hand: «Anstelle der formellen Kooperation der Parteien gründen die drei wieder antretenden bürgerlichen Regierungsräte Anton Lauber (CVP), Monica Gschwind (FDP) und Thomas Weber (SVP) ein überparteiliches Komitee, das ihren Wahlkampf orchestrieren soll», berichtete die bz im Juni.
Die Federführung des Komitees übernahm FDP-Landrätin Saskia Schenker.
Kernpunkt des Konflikts unter den Bürgerlichen war und ist die von Oskar Kämpfer schon im März angekündigte Kandidatur von Thomas de Courten.
Der SVP-Präsident hatte den Rechtsausleger zur Überraschung der anderen just an dem Tag in Stellung gebracht, als Sabine Pegoraro offiziell verlauten liess, dass sie definitiv nicht mehr antreten werde.
FDP-Parteipräsident Paul Hofer beharrte sieben Wochen darauf, dass seine Partei wieder mit zwei Kandidaten antreten werde.
Vergeblich.
Anfangs Juni knickte der Umtriebige kleinlaut ein.
Auch CVP-Parteipräsidentin Brigitte Müller äusserte grosse Bedenken gegen eine Doppelkandidatur der SVP und vor allem gegen den Kandidaten. Weder die Doppelkandidatur noch der Kandidat seien in ihrer Partei mehrheitsfähig.
Glaubt sie noch heute.
Das Komitee der Regierungsräte, bestückt mit prominenten Namen aus dem Landrat plus zwei Nationalrätinnen, hatte, so konnte man das bis letzte Woche interpretieren, die taktische Aufgabe, die zerstrittenen Parteipräsidenten bei den Regierungsratswahlen aussen vor zu lassen.
Bei der FDP war die Devise klar: Hofer soll sich um den Landratswahlkampf kümmern und die Erwachsenen um die Regierungsratswahlen.
Der hat das nur noch nicht kapiert.
Denn für den Parteitag von morgen Donnerstag will er eine Art Grundsatzdiskussion über die Strategie seiner Partei zu den Regierungsratswahlen führen.
Doch es gibt nichts mehr zu diskutieren.
Das regierungsrätliche Komitee ist mit bürgerlichen Vertretern aller Parteien derart prominent besetzt, dass sich eine Abstimmung des Fussvolks erübrigt. Auch eine über den SVP-Kandidaten de Courten.
Müller und Hofer wurden von den eigenen Leuten kaltgestellt.
Dass es so weit kam, ist einem politischen Geniestreich Kämpfers zuzuschreiben – oder soll man besser von einem Putsch reden?
Während die anderen sich darin gefielen, ihre Bedenken zu wälzen, schuf Kämpfer Tatsachen.
Er hat sich den Wahlkampf der Bürgerlichen in drei Schritten unter den Nagel gerissen: Schritt 1: de Courten ins Gespräch bringen und abwarten; Schritt 2: de Courten offiziell nominieren; letzter Schritt: sich selbst als Wahlkampfleiter an die Spitze des Regierungsratskomitees setzen.
Das Sahnehäubchen für die SVP: Die Bürgerlichen werden im Regierungswahlkampf auf die Parteilogos verzichten.
Ihr Kampfruf: Wir kennen keine Parteien mehr, nur noch Kandidaten.
Kämpfers nächste Aufgabe: Er muss jetzt de Courten weichspülen, er muss aus dem Berner SVP-Hardliner einen gemässigten Baselbieter Politiker drechseln.
Auch dabei ist ihm Unterstützung sicher.
An den Parteiversammlungen der CVP und der FDP morgen Abend werden seine Co-Präsidenten Thomas de Courten zum Bestwert verkaufen.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 22. August 2018