Gestern . Am Rhein. Kurzer Small-Talk unter Veteranen des Journalismus.
Sagte, was ich selbst kaum mehr hören kann: Dass mich das Meiste, was da geschrieben wird, langweilt.
Überdrüssig, wäre die passende Umschreibung meines Zustands bezüglich der lokalen Medien.
Und überhaupt, die heutigen Journalisten.
Ich solle jetzt nicht so tun. Und die „gute alte Zeit“ verklären, die es ohnehin nie gegeben hat.
„Wir sind nicht besser gewesen“, meinte der eine, der noch nicht so lang weg vom Fenster ist.
Was mein schrumpfende Interesse anbelangt, so läuft dies parallel mit der Unlust, strittige Positionen zu diskutieren. Denn was soll’s.
Also sagte ich: „Ja, ja, stimmt schon.“
Gedacht habe ich: Klar war das damals in den 70ern, den 80ern, den 90ern die beste Zeit für Journalisten. Weil wir damals des Nachrichtenmonopol inne hatten und damit Journalisten (einzelne) eine ganz andere gesellschaftliche Stellung inne hatten – nicht geliebt, aber notwendig.
Die Verlage verdienten (in der Regel) jede Menge Geld. Und die PR-Heinis konnten eine überschaubare Zahl von Kanälen bedienen.
Der Rhythmus der News war von nächstem Morgen zu nächstem Morgen für Print und um 7 Uhr, 12.30 Uhr und um 18.00 Uhr die Radionachrichten.
Die Lokalradios in den 80ern mit ihrem neuen Stundentakt hatten keine Abo relevanten Folgen.
Das heisst: Die Pendler haben nicht ins Handy gestarrt, um sich in den Weiten von Social Media zu verlieren, sondern haben die Zeitung aufgeschlagen. Was ein ebenso exotisches Bild abgiebt, wie diese Büroszenen in Serien, wo alle rauchen.
Zigaretten rauchen, im Büro!
Aber wie gesagt: Was soll’s.
Die Irrelevanz der Tageszeitung zeigt sich aktuell selbst in ihrem Kerngeschäft, der Politik, darin , dass die Parteien keine Wahlinserate mehr schalten.
Der Markt hat immer recht. Vielleicht ist es bei denen auch nur der Herdentrieb.
Sissachr meint
Sie sollten sich nebst der „Zeit“ evtl. noch die Sissachr „Volksstimme“ reinpfeifen. Jede Menge guter Beiträge und kaum noch Inserate. Zudem stirbt die Abonnentschaft langsam weg. Leider reitet also auch dieses Blatt so langsam in den finalen Sonnenuntergang.
Andrea Müller meint
„Ja, ja, stimmt schon.“
Michael Przewrocki meint
Chefredaktor Michel hatte doch Zigarre geraucht als ich Euch an der Petersgasse auf dem Volksblatt besuchte.
M.M. meint
Nein, der hat ausschliesslich Gauloises (blau, ohne Filter) geraucht und ich im selben Büro Marlboros.
An guten Tagen eine Packung. Beide.
Thaddäus Rebmann meint
Ja, es war früher besser. Für die berufstätigen Medienleute. Wie es fast für alle Arbeitenden früher besser war. Goldene Zeiten eben.
Heute Wirr-warr, überall. Zuviel und mehr-mehr-mehr-bis-zum-geht-nicht-mehr.
Trotzdem:
Finde es aber wichtig, das es nicht nur die offiziellen Kanäle gibt. Gerade heute. Sondern auch „alternative Medien“ (nicht Fakten). Es ist offener geworden, weniger vertuschbar. Denn irgendwer kitzelt (und kritzelt) irgdendwo immer ein sie/es/er. Mein Paradebeispiel: Corona. Dort wurde vom offiziellen SRF (zB) viel „Lückenpresse“ geboten (viel weggelassen was nicht in Berset-Kram passte). Und andere (auch alternative) füllten die Lücken auf. Manchmal mit Bockmist, manchmal aber auch mit interessantem Relevantem.
Heute auf der Redaktion oder in der Werbung = nein Danke. Früher = alle wollten hin. Und über schöne Zeiten plaudern und sich freuen, das man die erleben DURFTE ist doch eigentlich das Allerschönste. Was will man (2023) vom Leben mehr?….