Jetzt jubeln sie wieder, die Autokratenversteher.
Der Sturz Johnsons sei Wasser auf die Mühle der grossen und kleinen Alleinherrscher dieser Welt.
Putin stampft im Kreml vor Freude auf den Boden.
Wie Dölfi damals in Compiègne.
Seht her, sagen sie den Völkern, die nichts zu melden haben, wie schön geordnet und stabil es dagegen bei uns läuft.
Wobei geordnet und stabil im Klartext bedeutet, dass Millionen in Umerziehungslagern und Gulags verschwinden.
Sonst ist das nichts mit der Autokratenstabilität.
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Nein, es ist ein sehr positives Zeichen, dass Boris Johnson weg ist.
Nicht weggeputscht, sondern rausgedrängt.
Johnson war viele Jahre Zeitgeist.
Und jetzt nicht mehr.
Demokratie ist nicht das politische System für grosse Würfe – „hey Leute, überfallen wir mal schnell die Ukraine!“
In der Demokratie quält man sich von Lösung zu Lösung, nur um dann festzustellen: Jetzt wackelt es an einem anderen Ort.
Niemand durchschaut dieses chaotische System in Gänze.
Geschweige denn beherrscht es.
Wäre dies möglich, hätten wir schon längst den von allen (ausser mir) herbeigesehnten Weltfrieden.
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Rubrik „Ich sag’s ja“ vom 10. Juni:
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Übrigens, die Heizkosten für eine vierköpfige Familie werden wegen der hohen Energiepreise auf bis zu 5000 Euro steigen, haben sie für Deutschland errechnet.
Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass solche Grössenordnungen nicht auch auf die Schweiz zutreffen werden.
Wer sich mal schnell selbst schockieren will, kann das mit dem eon-Rechner tun.
Tausende Fernwärme-Haushalte in Basel (plus Gasbezüger rundherum) werden diesen Winter wegen der Energiekrise existenzbedrohende Finanzprobleme bekommen.
Und die Politik pennt.
Wädi meint
Wie stark für einzelne Konsumentengruppen auf den Herbst resp. 1. Januar die Strom- und Gaspreise steigen, hängt nicht von dem im e.on-Rechner hinterlegten deutschen Gas-Preisen sondern von der Beschaffungsstrategie des einzelnen Schweizer Stadtwerks ab.
Bereits in den letzten Monaten haben in einzelnen Regionen die Gasverteiler mehrere Preiserhöhungen durchgeBen müssen, weil sie sämtliches Gas kurzfristig am europäischen Markt einkaufen. Andere Verteiler haben sich für mehrere Jahre mit Gas über längerfristige Verträge eingedeckt, sodass die Endkunden-Preise dort nicht steigen müssen (ausser sie haben auf russisches Gas gesetzt).
Beim Strom sieht dies ähnlich aus: Stadtwerke mit einem grossen Teil Eigenproduktion (wie IWB mit ihrem Kraftwerkspark) oder langfristigen Lieferverträgen werden ihren Kunden wohl höchstens geringe Preiserhöhungen kommunizieren müssen. EVUs, welche allen Strom über die Börse kürzerfristig einkaufen, haben das Nachsehen: an der Strombörse EEX haben sich die Preise teils verzehnfacht. Da wird beim Brief an die Kund:innen mit den neuen Strompreisen wohl am besten noch ein Valium beigelegt.
Andres Egger meint
Aha…
„In: Liz Tuss“
Ähem… fehlt da vielleicht ein „i“ ???
Christoph Gass meint
Die Dame heisst „Liz Truss“. Der Fehler hatte sich bereits im Artikel vom 10. Juni eingeschlichen… Also nichts mit „i“. 😉