Facebook rechnet damit, dass bis August rund 1 Milliarde Menschen einen Facebook-Account haben werden. Das sind dann ziemlich genau 50 % der weltweiten Internetnutzer.
Weil kein anderes Social Network derartige Zahlen erreicht, kann man von einem Monopol reden.
Und wie alle Monopole ist auch dieses bares Geld wert. Denn eine Milliarde Menschen, die über ihr Befinden, ihre politischen Ansichten, ihre sonstigen Wertvorstellungen und Vorlieben auf Facebook posten, liefern eine derartige Fülle von Daten, dass die Versuchung gross ist, diesen Informationsschatz gewinnbringend zu heben.
Dazu kommt, dass alle diese Äusserungen und Fotos nicht von irgendwelchen anonymen Leuten stammen, sondern von Usern mit einem Profil, das weit über einen üblichen Telefoneintrag hinausgeht.
Zwischenbemerkung: Anfang der 90er Jahre habe ich mich mit einer Software beschäftigt, welche Zeitungsartikel nach Stichworten auswertet. Entwickelt hatten dieses relativ teure Programm amerikanischen Geheimdienste. Die Absicht war, so ein Stimmungsbild einer Bevölkerung zu erlangen, beispielsweise politische Umwälzungen frühzeitig zu erkennen. Ein aktuelles Stimmungsbild der Schweiz könnte man beispielsweise erhalten, wenn man all die Leserkommentare zur Affäre Hildebrand durch entsprechende Filter laufen liesse. Das Resultat könnte dazu dienen, Strategien gegen Schweizer Banken zu entwickeln und umzusetzen.
Jetzt muss man sich einfach mal vorstellen, jemand hätte Zugriff auf sämtliche Facebook-Kommentare. Das gäbe ein viel klareres Bild, weil zu den Inhalten auch noch ganz konkrete Personen gestellt werden können, die man nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund sortieren kann.
Eine Schwarzmalerei?
Keineswegs. Genau dies geschieht jetzt im amerikanischen Wahlkampf.
Diese Woche haben Facebook und das Online-Magazin Politico einen Vertrag unterzeichnet, wonach das Politmagazin einen tiefen Einblick in das Archiv von Facebook zugestanden wird. Konkret kann Politico alle Kommentare und Posts abgreifen, in denen ein Kandidatennamen der republikanischen Präsidentschaftsanwärter auftaucht.
Facebook has cut a deal with political website Politico that allows the independent site machine-access to Facebook users‘ messages, both public and private, when a Republican Presidential candidate is mentioned by name. The data is being collected and analyzed for sentiment by Facebook’s data team, then delivered to Politico to serve as the basis of data-driven political analysis and journalism.
Mit diesem Hintergrundmaterial kann das Online-Magazin machen, was es will, also beispielsweise Analysen erstellen und auch Zitate veröffentlichen. Denn, das ist wichtig und wird nun deutlich sichtbar: was auch immer auf Facebook gepostet wird, das Copyright liegt immer bei Facebook.
Das ist erst der Anfang.
Und gehen wir ruhig davon aus, dass amerikanische Geheimdienste sich schon längst bei Facebook bedienen. Es gibt weltweit kein Medium, dass rund um den Globus aktuelle Stimmungslagen derart effizient liefern kann. In Echtzeit.
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P. Herzog meint
Man unterschätzt aber, dass immer mehr user im Facebook nur noch eine Minimum an Informationen ausfüllen, vor allem wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Tennager benutzen alle Programm-Features, Personen die über 40 oder 50 Jahre alt sind, nutzen es geziehlt für ihre Zwecke, und benutzen nur einen Bruchteil der möglichen posting Möglichkeiten. Es geht nicht darum, was man öffentlich macht, oder nur Freunden zeigt. Es geht darum, dass viele user in einem gewissen Alter nur ein Minimum an Informationen eintragen. Eine wirklich gute und breite Informatonsgrundlage ist daher Facebook nicht.
Peter Gysin meint
Höchste Zeit, dass die Mächtigen merken, dass wir nicht mehr alles glauben. Dank unabhängigen Blogs und Facebook wird die Realität wieder etwas wahrer!
Wahrsager meint
Pseudomächtige Herr Gysin. Die haben doch aktuell alle Angst ihren Reichtum zu verlieren. Mächtig relativ, kommt drauf an wie gross der Prozentsatz der Duckmäuser und Gekauften ist.