Zwei Stunden Verspätung, zwei Stunden Zugfahrt für knapp hundert Kilometer – mit dieser allerletzten Fahrt haben wir doch noch den Tiefpunkt erreicht, wir schätzen uns glücklich, auch das noch erleben zu dürfen.
Und ich meine das nicht mal ironisch.
Zur Illustration des Tiefpunkts nach zigtausend Kilometer im Zug das Bild aus dem Speisewagen (wir hatten ein Bier bestellt, was in Vietnam selten kühl ist, aber daran gewöhnt man sich): Was da rumliegt und pennt, ist das Personal.
Der Höhepunkt des Tiefpunkts: Als es einmal mehr zu regnen beginnt, steigt einer der Männer barfuss auf unseren Tisch und wuchtet das Zugfenster nach oben, stösst dabei mit der grossen Zehe die Sojaflasche um – und überlässt die mitsamt der Sojasaucepfütze sich selbst. Weil, er will nur eines: weiterschlafen.
Und du denkst: das ist jetzt wirklich passiert?
Wir putzen das Zeugs mal weg und werfen die mit Sojasauce versaute Papierserviette unter den Tisch. Wir die anderen vor uns auch.
Dann will ein ziemlich angetrunkener Vietnamese in den Wagon. Er kommt aber nicht weiter, weil einer der schlafenden Burschen den Weg versperrt. Nach mehren Anläufen seine Worte zu ordnen, kommt ein Schwall unverständliches Zeugs raus, was der Schlafende jedoch versteht. Er packt seine Wolldecke und legt sich eine Bankreihe weiter wieder hin.
Der besoffene Vietnamese – ziemlich zahnlos wie sich zeigt, als er uns angrinst – will umsverworgen sich neben uns setzen. Ich hänge den hässlichen Europäer raus und er verzieht sich an den Nebentisch. Der Bursche mit der Wolldecke schaut kurz auf und entschuldigt sich für den Alten.
Dann legt er sich wieder hin.
Ein anderer vom Servicepersonal, weiss Gott wo der jetzt herkommt, bringt dem Alten eine Schüssel Reis mit etwas Gemüse und Fleisch. Wenn wir das richtig mitbekommen haben, hat sich der Alte ohne zu bezahlen davon gemacht.
Für die nächsten Tage herrscht nun mal Pause. Wir haben uns in ein Ressort in Hoi An verzogen.
Das Wetter ist mies, das Meer aufgewühlt, für morgen ist Regen angesagt.
Super – jetzt passiert mal gar nichts.