Das erlebt man nun auch nicht alle Tage: Mit 2’172 Wörtern oder sagenhaften 12’633 Zeichen rudert die Basler Zeitung mit gleich Beiträgen zurück von ihrer „Glanzleistung: #SVP schiesst #Jans dank der #BaZ mit einem einzigen Tweet ab!“
Am Freitag veröffentlicht die BaZ ein Interview mit Beat Jans. Eine ehrliche Sache: 10 mal sei er in den letzten 17 Jahren in die USA geflogen, für Besuche bei den Eltern seiner Frau.
Interessenkonflikte gibt es bei jedem Menschen, auch in der SP. Falsch wäre es, sie zu verschweigen. Ich kann verstehen, wenn sich manche Leute darüber ärgern. Vielleicht wäre ein Regierungspräsident, der nie in ein Flugzeug steigt, glaubwürdiger. Im Moment kann ich das nicht bieten. Ich weiss, dass ich nicht besser oder konsequenter als alle anderen bin.
Und:
«Es gehört zum politischen Selbstverständnis der SVP, ständig andere Leute schlechtzumachen. Das ist ein bisschen wie der kläffende Hund im Nachbargarten. Man gewöhnt sich daran.»
In Klammer: Wer sich jetzt am „kläffenden Hund“ stört – wir haben gleich zwei solche hypernervöse Bodendecker in der Nachbarschaft. Immer nachts um zehn, wenn die nochmals Gassi geführt werden, kläffen sie los. Man gewöhnt sich daran. Klammer zu.
Mit dem Interview schien die Sache vorerst erledigt zu sein.
Doch nein, heute legt Herr Amsler einen scharfen U-Turn hin – das Quietschen der Reifen hat man bis Arlese gehört.
Hatte er noch am Mittwoch geschrieben:
Der Kanton Basel-Stadt lässt im Gundeli Bäume fällen, um Platz zu schaffen für eine umstrittene Haltestelle. Währenddessen warten die Baslerinnen und Basler noch immer auf eine Lösung, um ihre Bioabfälle ökologisch entsorgen zu können. Zudem verfolgt die Kantonsregierung das Ziel, bis 2022 direkte Flugverbindungen zwischen dem Euro-Airport und dem Flughafen von Shanghai einzurichten. Alles nicht gerade grüne Taten. Gleichzeitig bewirbt sich die Regierung bei der Europäischen Kommission um den European Green Capital Award 2025 und will Basel damit zur Umwelthauptstadt Europas machen.
So sieht er das heute so:
Kritik an der Baumfällung oder der staatlich geförderten Fliegerei ist berechtigt, aber sie ist hier am falschen Platz. Denn die Vergleiche hinken, die Projekte befinden sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Beim Preis und den damit verbundenen Anstrengungen für den Umweltschutz geht es um ein Konzept. Darum, dass sich eine Stadt mit dem Status quo auseinandersetzt und aufzeigt, wie sie sich entwickeln will und wie dies konkret umgesetzt werden soll.
Damit steht die SVP allein in der Schmuddelecke.
PS: Die Basler Zeitung hat ein weiteres Problem, wo sie dringend mal über die Bücher gehen muss, um in Basel wieder eine ernst zu nehmende Diskussionspartnerin zu werden: In ihren Kommentarspalten.
Weil diese von Querdenkern aller Gattungen dominiert werden, haben sich Leserinnen und Leser, die an einer echten Diskussion interessiert sind, schon längst aus den Kommentarspalten verabschiedet.
Wer will sich schon mit solchen Kläffern auseinandersetzen (copy+paste):
„Das Herr Jans ein „Prediger “ ist sollte ja bekannt sein,Wasser predigen und Wein trinken, das ganze ist an scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Ich hoffe Basel fliegt raus den diese Stadt hätte es nicht verdient!“
Es fällt auf, dass die Kommentare zu Beiträgen über Zürich differenzierter ausfallen.
Rampass meint
„die Projekte befinden sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen“ – so geht Wegschreiben eines offensichtlichen und nicht wegdiskutierbaren Zielkonflikts.
Zum Begriff „Schmuddelecke“: gestern mal die neuesten Errungenschaften von Basel unten an der Uferstrasse besucht. AJZ 2.0?
Franz meint
Die Region ist auch dank der Medien-Abwesenheit aber schon arg ins Abseits geraten.
Ich denk mal, kein „Rest-Schweizer“ hat ausser den Finanztransfers aus Basel auch nur das kleinste Interesse an der NW-CH.
Den Baslern ist die Schweiz natürlich auch völlig egal und schwurbeln am Laufmeter von der trinationalen Region bis so ein kleines Virus daherkommt und klar macht was Sache ist:
Alles nur ein feuchter Traum..
Marc Schinzel meint
Es ist wie immer – niemand liest die BaZ. Doch ihre Artikel kennen und kommentieren alle … 😉
M.M. meint
Das Bild „Zeitung lesen“ trifft´s nicht mehr. Was ja früher bedeutete, wer Zeitung liest, sei informiert.
Man braucht heute kein persönliches Abo mehr, um über die wöchentlich ein, zwei halbwegs relevanten Berichte in der BaZ oder in der bz Bescheid zu wissen.
Was bedeutet: 98% aller Artikel und Kommentare kriegt man gar nicht mit.
Und lebt dennoch nicht im Tal der Ahnungslosen.
Phil Bösiger meint
Wieder mal ein Volltreffer, liebes Arleser Orakel, besten Dank.
Schlimm genug, wenn Satire mehr Realitätsbezug hat als eine um Relevanz bemühte Tageszeitung oder eine verzweifelte Rechtsaussenpartei.
Michael Przewrocki meint
Dass Kläffproblem auch bei uns-am Morgen. Aber nur weil die beiden Parteien partout die Gassitour immer gleichzeitig machen müssen. Wir-am Wasgenring-haben uns ja an den Auto-und Poserlärm gewöhnt, was Anderes brauchen wir nicht auch noch.
Michael Przewrocki meint
Ergänzung: Am Donnerstag oberer Schlüsselberg Basel. Wenige Personen. Am oberen Ende stand links ein ausserbaslerisches Schweizer Auto mit Fahrer offenbar zu Abfahrt bereit. Fast das Auto erreicht jault der den Motor auf lauter ging nicht mehr. Bin kein Autofachmann aber das war Posing.
Emanuel Walther meint
Die BaZ schmiegt sich den Lesern aus Basel an. Sie schreibt, was die lesen wollen.
So lässt sich es als BaZ noch in Basel leben. Anders nicht.
Dieses Blatt hat ausgedient. Bei den Jungen. Den Werktätigen. Nur noch Senioren blättern darin, weil der Kampf um die Weiterführung des Wichtigsten, der Todesanzeigen, gewonnen wurde.
Ich empfinde die BaZ der Tamedia/TXGroup als bessers 20 Minuten.
Nur das sie etwas kostet. Am Kiosk Einzelpreis – raten sie mal – aktuell 4.10 SFR
Wahnsinn – für die wenigen Zeilen vom der Resttruppe am Aeschenplatz. Und deren Chef ist nie da. Am Telefon nie zu erreichen. Weil er ist immer in Zürich am Hauptsitz. Am „Scharnierle“ (=Ausdruck Pedro Lenz)….. Wir wissen, was gemeint ist……