Eine Bekannte von früher, und wie sich herausstellte Fänin dieses Blogs, fragte mich in der Silvesternacht, wie denn so ein Frühstück sei, ohne Zeitung. Sie könne sich das nicht vorstellen, frühstücken ohne umblättern.
Nun, wer die BaZ nicht hat, sondern die bz und die NZZ, wie wir zum Beispiel, muss heute auf die Zusammenfassung der weltweiten News verzichten (auch digital).
Alle anderen lesen News auf ihrem Pad. Denn heute ist wieder so ein Tag, an dem man via Flipboard all das lesen kann, was die Printmedien morgen auf Papier für die im Tal der Ahnungslosen lebenden Printreligiösen in den Briefkasten liefern werden.
In den Briefkasten!
Man kann, wenn man sich ins weltweite Newsnetz eingeklingt hat, auch Meinungen lesen, welche man zum Beispiel im Tagi nie und nimmer wird lesen können. Zum Beispiel, dass die eigentlichen Sieger des Fiscal Cliff-Deals die Republikaner sind. Und Herr Obama ein Versager.
Die NZZ schreibt munter drauflos, ohne zu dieser Pointe zu kommen. Weshalb die Republikaner gesiegt haben? Weil die Steuererhöhungen für die 2 Prozent Bestverdiener zu verschmerzen sind. Denn diese verdienen ihr Geld an den Börsen. Denn seit heute Nacht sind die am steigen. Und zum zweiten: Keine einzige Budgetkürzung ist vorgenommen worden, vor allem nicht im Rüstungsbereich.
Nun, ist das alles gut? Nein. Auch wenn die NZZ schreibt:
Damit war klar, dass der doppelte Schock einer breiten Steuererhöhung und obligatorischer Budgetkürzungen abgewendet war.
Nur – wäre das tatsächlich so schlecht gewesen, dieser doppelte Schock, diese Therapie à la grèce für das hochverschuldete Land? Gut, für die wirklich Reichen schon, denn sie hätten ganz offensichtlich an den Börse mehr Geld verloren, als dass sie jetzt zusätzlich an den Staat abliefern müssen.
Doch der Deal zeigt, dass Herr Obama ein schwacher Präsident ist, der sich in keiner Frage (ausgenommen den Drohnenkrieg in Pakistan) durchsetzen kann. Die Washington Post schreibt in einem Kommentar:
The „fiscal cliff“ is a massive failure of presidential leadership. The tedious and technical negotiations are but a subplot in a larger drama. Government can no longer fulfill all the promises it has made to various constituencies. Some promises will be reduced or disavowed. Which ones? Why? Only the president can pose these questions in a way that starts a national conversation over the choices to be made, but doing so requires the president to tell people things they don’t want to hear. That’s his job: to help Americans face unavoidable, if unpleasant, realities. Barack Obama has refused to play this role.
Und in der New York Times schreibt Herr Krugmann, gewiss kein Anhänger der Republikaner:
As background, it’s important to understand what Obama clearly could have gotten just by going over the cliff. Basically, he could have gotten the whole of the Bush high-end tax cuts reversed, which would mean close to $800 billion in revenue over the next decade. What he couldn’t get, or at least couldn’t count on getting, were various spending items. This included the extension of unemployment benefits and various “refundables” on things like the Earned Income Tax Credit, that is, pieces of tax legislation that end up having the government cut checks to families instead of the other way around.
Was den Liberalen über den obersten Bedenkenträger der Nation („Conceder In Chief“) verzweifeln lässt:
OK, now for the really bad news. Anyone looking at these negotiations, especially given Obama’s previous behavior, can’t help but reach one main conclusion: whenever the president says that there’s an issue on which he absolutely, positively won’t give ground, you can count on him, you know, giving way — and soon, too. The idea that you should only make promises and threats you intend to make good on doesn’t seem to be one that this particular president can grasp.
And that means that Republicans will go right from this negotiation into the debt ceiling in the firm belief that Obama can be rolled.
Nein, man braucht all die Printmedien, die auf dem Schweizer Markt mehr kreuchen als fleuchen, nicht mehr, um a) auf dem Laufenden zu sein und b) interessante Meinungen zu lesen. Insofern hatten wir, wohl im Gegensatz zu unserer Bekannten, auch heute wieder ein vergnügliches Frühstück. Alle drei. Schliesslich haben bei uns alle ein iPad.
Und selbstverständlich: wie früher bei den Zeitungen fällt zwischendurch der Satz: „Hast du das gelesen?“ Und man mailt kurz einen Link.
Michael Przewrocki meint
Wenn Alle ein ipad haben wird es einfach zu mehr digitalen Zusammenbrüchen kommen. Nervige Staus sowieso. Zum Glück habe ich kein (Stau)-Auto. Analog wird wieder kommen, wetten? Bin am reaktivieren meiner Analogfotografie. Kameras ohne Strom, eine Panoramakamera sogar aus Holz sogar sehr kompakt!
Digital UND Analog je nach Bedarf.