Politik begeistert mich deshalb (immer mal wieder), weil sich innert Stunden die Lage komplett verändern kann.
So wie am Sonntag, als das Wahlresultat das Fazit eines von den meisten Baselbieterinnen und Baselbietern ignorierten Wahlkampfs auf den Bildschirmen zeigte.
Das Problem vieler Politiker ist, dass sie gar nicht merken, dass sich der Wind gedreht hat.
Und wenn sie es doch merken, dass sie nicht fähig sind, die paar Sätze, mit denen sie gestern noch Politik machten, durch neue zu ersetzen.
Überdies: Für eine erfolgreiche Politik ist das richtige Timing alles.
Ein anschauliches Beispiel für diese drei Voraussetzungen, um in der Politik nicht nur bestehen zu können, sondern sich die nötige Macht für erfolgreiches Handeln zu sichern, lieferte gestern der Grüne Isaac Reber mit seinem Wechsel in die Baudirektion (ich hatte den Schritt gleich nach dem Wahlsonntag angekündigt.)
Erinnern wir uns doch: als Isi vor acht Jahren erstmals gewählt worden war, wurde er in die Sicherheitsdirektion abgeschoben – eine Machtdemonstration der Bürgerlichen. Die im übrigen damit rechneten, beim Isi handle es sich um eine politische Sternschnuppe.
Vier Jahre später schaffte er ziemlich locker die Wiederwahl, weil er ziemlich tief unter dem Radar flog.
Und Bisherige kaum je abgewählt werden. Krähenbühl bestätigt die Ausnahme der Regel.
Angesichts des offensichtlichen Unvermögens der freisinnigen Frau, während ihrer Zeit in der Bau- und Umweltschutzdirektion, weder beim Bau noch im Umweltschutz Akzente zu setzen, war schon nach vier Jahren für alle sichtbar, dass es ein krasser Fehlentscheid, Isi zur Polizei abzuschieben.
Etliche Bürgerliche und die Strippenzieher am Altmarkt haben den Wechsel von Pegoraro von der Sicherheit zum Bau schon längst bedauert, wenn nicht gar verflucht.
So kam diesen Dienstag die grosse Stunde des Isaac Reber. Das Sonntags-Wahlergebnis im Rücken, gab es dieses Mal keine Diskussion mehr.
Weber, der Baudirektion auch könnte, war kein Thema.
Reber ist durchmarschiert, weil er nun kein Leichtgewicht mehr ist, sondern ein Regierungsrat, mit dem man jetzt rechnen muss.
Auch die Sozialdemokraten.
Denn Isis Position ist eine ziemlich komfortable. Die Bürgerlichen werden ihn immer dann unterstützen, wenn seine Geschäfte einen grünen Anstrich haben, weil sie zeigen müssen, dass sie „im Grunde“ ja auch grün sind, einfach nicht so heftig.
Die Sozialdemokraten kann der Grüne vor sich hertreiben, sorry: für sich gewinnen, auch dann, wenn er halt doch diese oder jene Strasse bauen lässt.
Isi taugt nicht wie die „rechtsbürgerliche“ Pegoraro zum politischen Punchingball.
Was wir in diesen politisch schnellebigen Zeiten lernen: Manchmal braucht es einen verdammt langen Atem, um das richtig Timing zu finden. Bei Isi hat es acht Jahre gedauert.
isaac reber meint
thanx! und apropos timing – vielleicht und gerne wär‘s auch wieder mal an der zeit „auf ein bier“
M.M. meint
Aber sicher!
Thomas Zweidler meint
Dieser Isy und was er noch alles für Namen trägt wird total überschätzt.
Ist er nun grün oder stockkonservativ. Man weiss es nicht. Einmal so, einmal so. Und immer mit einem Lachen auf den Lippen.
Polizeistatistik, Gewaltstatistik = Lachen
Staustunden, Probleme = Lachen
Abbau des Sozialstaates = Lachen (als Grüner…)
Ich glaube, er ist ein guter Verwaltungsbeamter, und ist gut vernetzt. Ihn mögen alle. Klar, wen man immer am Lachen ist.
So einfach ist das Rezept (nicht nur) in Baselland.
Frischling meint
Scheint bei denen (leider) ein übliches Muster zu sein. Wir hatten hier auch so einen goretexigen Fröhlichen. Nun hat ihn der Kanton übernommen. Für geschätzte 25 Jahre, nach der Erfahrung in Arlese.