Ich meine, ich weiss ja nicht, was dran ist, an der seit Tagen brodelnden Geschichte in der Basler Zeitung in Sachen Ehemann und Ehefrau und Auftragsvergabe.
Gehen wir also davon aus, dass alles rechtens ist.
Messedirektor Kamm legt heute in der BaZ den Sachverhalt aus Sicht der Messe dar.
Und wie das so ist, in der Krisenkommunikation wenn man nicht aufpasst, taucht da plötzlich ein Aspekt auf, der gar nie zur Sprache kam, der Sache jedoch eine neue Wende geben kann.
Herr Kamm zeigt auf, dass das Problem gar nicht die Frau und der Ehemann ist. Vielmehr ist die Messe völlig abhängig von einem einzelnen Unternehmen, das zufällig dem Ehemann der Frau von der Messe gehört.
Statt bei der Messe 30 Architekten und Ingenieure anzustellen, übernimmt diese Arbeit Dany Waldner mit seinem Team. Er hat dafür eine spezielle Software entwickelt und führt Schulungen durch. So einen Auftrag können Sie nicht einfach einem Dritten übergeben. Das ginge nur, wenn ein Konkurrent quasi alle Mitarbeiter der Dany Waldner AG abwerben würde.
Frage BaZ: Wann haben Sie zuletzt am Markt überprüft, ob es nicht bessere Firmen für diese Arbeiten gibt?
Wie betont: Sie können nicht einfach mit einem anderen Anbieter zusammenarbeiten.
Frage BaZ: Also gibt es nach Ihrer Darstellung nur Herrn Waldner und seine Firma, welche die Ansprüche der MCH Group bewältigen können?
Wir sind so stark verzahnt, dass seine Mitarbeiter beinahe die unsrigen sind. Eine klassische Ausschreibung macht da keinen Sinn. Selbstverständlich erhalten wir von Dany Waldner jedes Jahr ein neues Angebot, über welches wir dann verhandeln und allenfalls die Leitplanken anpassen.
Ich will ja Herrn Kamm nicht ins Geschäft dreinreden.
Aber eigentlich ist es gemäss diesem Sachverhalt völlig egal, wer die Aufträge vergibt und die Rechnungen visiert und auch das spezielle Controlling bei diesem Auftragsverhältnis ist höchstens beim Addieren der Summen gefragt.
Die Frage ist also:
Ist es klug, sich in eine derartige Abhängigkeit in einer für den Messebetrieb offensichtlich zentralen Dienstleistung zu begeben?
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Robert Schiess meint
Als der Neubau der Messe finanziert werden sollte, achteten die Juristen des Kantons darauf, dass die Messe nicht zu über 50% vom Staat beherrscht werden wird (wegen der juristischen Folgen). Es wurde – man höre und staune – der Messe zusätzlich zu der Aktienkapitalerhöhung ein zinsloses und unbefristetes Darlehen von 20 Mio CHF gewährt. Juristisch ist ein solches Darlehen Fremdkapital, das Aktienkapital blieb somit unter 50 %. Faktisch ist jedoch ein unbefristetes und zinsloses Darlehen Eigenkapital. Mit diesem „Buebetrickli“ wurde der staatliche Anteil am Aktienkapital der MCH Group unter 50 % gehalten und Herr Kamm kann heute sorglos behaupten, dass der Staat die MCH Group nicht beherrscht. Welcher private Unternehmer wäre nicht froh, vom Staat ein unbefristettes und zinslosen Darlehen über eine solche ausserordentlichen Betrag zu erhalten. Nochmals: unbefristet heisst für alle Ewigkeit und Zinslosigkeit bedeutet, dass ein solches Darlehen gratis ist…..
M.M. meint
Ah, das ist noch ein interssanter Aspekt, werde ich verwursteln. Danke.
Henry Berger meint
…und da gibt es ja noch die Abhängigkeit von der „World Basel“ und der „Art“. Wieviel tragen diese beiden Messen zum Umsatz bei? Normalerweise nennt man so etwas ein „Klumpenrisiko“. Interessanterweise bringt auch niemand die Einbrüche bei der „World Basel“ mit dem faktischen Wegfall des Bankgeheimnisses in Verbindung – aber für mich ist dies jedoch ganz klar ein Grund. Der kleine italienische Uhren- und Schmuckhändler aus Florenz kann seine Uhren und seinen Schmuck auch über andere Kanäle beziehen, er wird z.B. sicherlich in Le Locle oder La Chaux-de-Fonds jederzeit gebührend von den Herstellern empfangen.
Aber früher hat er auf dem Platz Basel eben auch noch seine „Geldangelegenheiten“ erledigt und bei „unversteuertem“ Geld war es dann auch nicht so wichtig, dass die Hotel- und Restaurantpreise überhöht waren.
Henry Berger meint
..mit „Einbrüchen“ ist natürlich der Einbrechen der Aussteller- und Besucherzahlen gemeint