War heute den ganzen Tag an einer Tagung in Bern. Frühmorgens weg mit dem Zug. Da war die Zeitung noch nicht im Briefkasten (dafür die BaZ auf dem iPad).
Wenn ich von Zeitung rede, dann meine ich die NZZ.
Deren Basler Korrespondent Daniel Gerny hat heute etwas zur Befindlichkeit im Landhalbkanton geschrieben. Das ich, wie gesagt, erst heute Abend gesehen habe.
Ein schöner Text. Ein wohlwollender Text.
Ich hatte mit ihm letzte Woche (auf Kosten der NZZ) ein anregendes Mittagessengespräch.
So enstand die Stelle von den Unterbaselbietern (dabei bin ich ja ein Oberbaselbieter, damit das auch mal gesagt ist. Na schön, ein eingekaufter Oberbaselbieter):
Einer von ihnen ist Manfred Messmer, Kommunikationsberater aus Arlesheim und einer der aktivsten Blogger der Region. Zum vereinbarten Lunch kommt er – per Zug in sieben Minuten – gerne in die Basler Innenstadt, weil es ihn aus dem Grüngürtel hinein in die City zieht. «Baselland ist ein Halbkanton. Man muss dies wörtlich nehmen», sagt er und setzt einen betonten Akzent: «Halb-Kanton». Das Baselbiet sei trotz Trennung untrennbar mit Basel-Stadt verbunden. Ohne diese Stadt mit ihrer Industrie, ihrer Uni und ihrer kulturellen Ausstrahlung sei sein Kanton «niemand» und nicht vorstellbar.
Ergänzend muss man sagen, dass eben Basel-Stadt auch nur die Hälfte ist. Ein Radiojournalist sagte mir heute, das bemerkenswert Eigenartige bei den Baslern sei, dass sie nur bis zur Stadtgrenze dächten.
Das Baselbiet – die Brücke zur Schweiz für die Stadtbasler? Welch netter Gedanke.
Was die Artikelantipode Miesch gesagt hat, kann man hier lesen und auch den ganzen Rest: Besuch im „Halb-Kanton“
away meint
Als wäre der Stadt-Land Gegensatz hier ein anderer als in der restlichen Ausserschweiz. Der Stadt-Berner hat eine andere Mentalität als der Zäziwiler, ebenso der Stadt-Luzerner eine andere als der Näbiker etc. Stadt-Land Unterschiede sind der Normalfall in der föderalen (Voll-)Kantonlandschaft, und alle anderen schaffen es ohne grosse Nebentöne.
Die beiden Basel leisten sich aber den Luxus, zwei Ökosysteme zu unterhalten, die sich nur aufgrund historisch passender Ereignisse so ergeben haben. Notabene die einzigen Halbkantone, die Stadt von Land trennen. Selbiges könnten ZH, SG oder Waadtländer mit gleichem Recht fordern. Neuenburg-Stadt und Neuenburg-Land! Wäre doch mal etwas! Wirtschaftlicher Unsinn in Reinkultur (ich höre sie schon, die Eingeborenen, die jetzt aufschreien und 1833 beschwören).
Eine Trennung würde heute schweizweit mit Sicherheit nicht mehr akzeptiert. Bon, man kann sich solches leisten, aber man sollte dann nicht dauernd über irgendwelche Lasten klagen, die der andere nicht mitragen oder irgendwelche Unistandorte fordern, die niemand in der Pampa draussen besuchen will. Ein eher konservativer Kanton hat es, entgegen allen Vorurteilen, fertig gebracht, von 13 auf 3 Gemeinden herunter zu schrauben.
Hiesige investieren ihre Energie in (trennende) Grabenkämpfe, statt ihre sich ergänzenden Gegensätze fruchtbar zu machen. Wer da von aussen zusieht, kann nur den Kopf schütteln. Nie, aber gar nie soll man weder BS, noch BL je einzeln den Status eines Vollkantons zukommen lassen.
säkularis meint
BL hat soviele Stimmberechtigte wie BS Einwohner. Warum bloss? OK, ich erkenne die Mühen der Stadt, Personen, die auch Steuern zahlen, anzulocken. Schliesslich ist die BS-Verwaltung derjenigen von BL haushoch überlegen – in Vollzeitstellen gemessen.
Die AbsolventInnen der BS Volksschule haben es schwerer auf dem Lehrstellenmarkt diejenigen aus BL. Für solvente Familen bieten sich Privatschulen an. In beiden Kantonen; in des Bloggers Wohngemeinde werden solche Familen für die Nichtbenutzung einer Öffentlichen Leistung sogar finanziell unterstützt.
Dafür hat die BS ein Theater, das sein Budget nach belieben erhöhen darf – um dann BL um Zusatzsubventionen anzugehen. Demgegenüber hat BS offensichtlich genügend Geld, um die Polizeieinsätzte gegen Fussballchaoten zu subventionieren. Auch eine Form der Kulturförderung.
Mir scheint, es gibt sie schon, die Gründe
M.M. meint
Es mag ja so sein. Allein, was kümmert uns das? Oder käme es Ihnen in den Sinn, so etwas über Solothurn oder den Aargau zu schreiben? Nein, weil es uns nicht kümmert, was die dort treiben.
Baselland ist neurotisch auf die Stadt fixiert oder anders gesagt: die abgetrennte Hälfte, von der gesagt wird “ Zum Glück sind wir sie los“, verursacht chronische Phantomschmerzen.
Ihr Kommentar ist ein schönes Beispiel dafür.
Bei den Baslern ist die Folge der Trennung eine Art Autismus, eine schwere Entwicklungsstörung aufgrund eines fehlenden Hinterlandes, der Brücke in die Schweiz.
säkularis meint
Es war im letzten Jahrhundert, als ich Basler nach BL gezogen bin.
Das Glück für Basel, für sich alleine Entscheiden zu können, wird von den Stadt-Zürchern gewiss beneiden. Wie oft hat dort eine ländlich-konservative Mehrheit progressive Ideen der Stadt zu Fall gebracht?
Die Oberbaselbieter Microgemeinden haben schon Bluthochdruck, wenn aus dem unteren BL “Gemeindefusion” ertönt. Viel lieber nehmen sie die Subventionen von dort entgegen.
So ist eben, wenn eine Stadt ohne Umland und ein Land ohne Zentrum nebeneinander liegen. Einmalig in der Schweiz. BS macht (hoffentlich) seine Hausaufgaben, dann sind keine Bettelbriefe nach Liestal mehr nötig.
Noch was nicht zum Debattieren sondern zum Schmunzeln: “Zum vereinbarten Lunch kommt er – per Zug in sieben Minuten – gerne in die Basler Innenstadt…” Ich dachte, Ihr Büro liegt neben einer Tramhaltestelle, von der aus es 23 Minuten in die Innerstadt dauert – in der die SBB keinen Bahnhof hat.
M.M. meint
Ich bevorzuge die S-Bahn, 7 Minuten Dornach-Arlesheim Bahnhof SBB. Gut, dann können Sie nochmals 3Min. für den 2er bis zum Bankverein dranhängen.