
Traditionell führt der erste Staatsbesuch eines US-Präsidenten nach Kanada – ein Land von grosser Fläche, aber begrenztem geopolitischem Gewicht.
Trump entschied sich stattdessen für die Golfstaaten.
Angesichts einer Weltlage, in der geopolitische Interessen zunehmend von politischer Macht und militärischer Stärke bestimmt werden, ist dieser Besuch folgerichtig.
Es geht ums Geschäft und – um den Iran.
Trump füllt die Auftragsbücher der amerikanischen Rüstungsindustrie und signalisiert zugleich, dass ein möglicher Rückgang europäischer Waffenkäufe für die USA wirtschaftlich vernachlässigbar ist.
Die Golfstaatenherrscher können ihre Soldaten, vorwiegend aus den Unterschichten rekrutiert, mit den neuesten Spielzeugen aus dem besten Waffenarsenal der Welt bei Laune halten.
Das gemeinsame Ziel der Partner: den Iran vom Griff zur Atombombe abhalten – und wenn möglich das Regime gleich mit ins Wanken bringen.
Dazu werden einerseits die Houthi mit aller verfügbaren Feuerkraft bekämpft, andererseits rüsten die USA die Golfstaaten derart massiv auf, dass der Iran militärisch unter Druck gerät. Ein Prinzip, das schon Reagan erfolgreich gegen die Sowjetunion eingesetzt hat: Aufrüstung als Mittel zur strategischen Erschöpfung des Gegners.
Angesichts der militärischen Stärken der Golfarmeen gilt das Axiom: Im Spiel um die Vorherrschaft ist der Anschein entscheidender als die Fähigkeit.
In meiner Timeline häufen sich hämische Kommentare von Journalisten und anderen Beobachtern zu Trumps Besuch: Der Pomp, die Inszenierung – den Herrschern scheint, um Trump zu schmeicheln, nichts zu teuer zu sein.
Doch der Eindruck täuscht: Da geht es nicht darum, Trump günstig zu stimmen (wie die Parole in Europa lautet), sondern um echten Respekt, den man ihm zollt.
Für die Herrscher in der Golfregion ist Trump einer der ihren – ein starker Mann, der trotz Verurteilung (durch ein amerikanisches Gericht) zur höchsten Machtposition aufsteigt.
Die Wahl ist der ultimative Beweis für seine Durchsetzungsfähigkeit – gleichsam die Verleihung des Krummsäbels als Herrscherzeichen an einen Emir.
Auch die Kulisse passt: Die Casino-Architektur der Superlative der Golfmonarchien trifft exakt Trumps Geschmack.
Er nimmt wohl Mass für den nächsten Umbau des Weissen Hauses.