Im Moment lese ich eine gerade erschienene Biografie über John Cage. Der 1992 verstorbene amerikanische Komponist und Künstler war mir zwar dem Namen nach ein Begriff. Aber mit seinem Werk habe ich mich bis anhin nicht wirklich befasst.
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mit seinen Kompositionen – ich habe mir ein paar auf Youtube angeschaut (z.B. Waterwalk, man beachte den Sponsor der Show, in der John Cage 1960 auftrat; weitherum bekannt ist sein 1952 uraufgeführtes Werk für Piano „4’33“ ) – nicht wirklich etwas anfangen kann.
(Was mich jedoch beeindruckt und was ich bis anhin nicht gewusst habe: Cage hat das Geräusch, profan auch als Lärm bezeichnet, in die akademische Musikwelt eingebracht. Damit war es selbstverständlich, dass die aufheulende Gitarre eines Jimmy Hendrix in Woodstock Musik erzeugte und nicht einfach nur Lärm, wie die damals Ü30-Jährigen meinten.)
Und dennoch ist dies eine der spannensten Biografien, die ich in letzter Zeit gelesen habe (zugegeben, es waren nicht eben viele).
Fünfzehn Jahre hat Kay Larson an Where the Heart Beats: John Cage, Zen Buddhism, and the Inner Life of Artists (gibt’s derzeit nur auf Englisch) geschrieben. Schon das alleine finde ich eine beachtliche Leistung. Das Buch ist eine abwechslungsreich komponierte Reise – ich mag den englischen Ausdruck “ journey“ – entlang des Lebenswegs von John Cage. Er lässt, unterwegs mit ihm, Cage immer wieder ausführlich selbst zu Wort kommen (Zitate), so dass der Leser zum Zuhörer wird.
Und wie bei jeder, sagen wir Bahnfahrt, trifft man auch bei dieser auf andere inspirierende Reisende und begleitet diese auf einem kurzen Stück in ihrer biografischen Fahrt: beispielsweise Marcel Duchamp, Jasper Johns, Yoko Ono, Robert Rauschenberg, Jackson Pollock und andere.
Kurz: John Cage war ein wichtiger Teil der künstlerischen Avantgarde, welche mitte des letzten Jahrhunderts Impulse ausgelöst hat, die bis heute nachwirken. Man kann sich dieses Netzwerk als eine grafischen Darstellung eines Social Networks vorstellen. John Cage war mit allen bedeutenden Künstlern in irgendeiner Form mehr oder weniger stark verknüpft, war ein Hub für neue Ideen und Impulse.
Und wie schon bei der Biografie von Steven Jobs, der zu etwa selben Zeit wie ich bei diesem eigenartigen Guru im indischen Haridwar war, stosse ich bei John Cage auf Namen wie Ramakrishna, Vivekananda, Paramahansa Jogananda und dann vor allem der Mann, der den Zen-Buddhismus in den Westen brachte: D.T. Zuzuki. Mit deren Ideen hatte ich mich vor Jahren ebenfalls intensiv beschäftig, insbesondere auch mit dem Buddhismus. Und eben auch mit C.G. Jung, der in den sechziger / siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, unter den Indienfahrern und so ein Rivival erlebte.
Our intention is to affirm this life, not to bring order out of chaos, nor to suggest improvements in creation, but simply to wake up to the very life we’re living, which is so excellent once one gets one’s mind and desires out of its way and lets it act of its own accord.
John Cage
Michael Przewrocki meint
Noch schöner sind VIDEOS wenns um die kurve geht auf der münchensteinerbrücke. Je nach interesse links oder rechts hinaus, bahnhofseinfahrt oder stellwerk mit abriss-gebäude. Im Gegenlicht oder mit Reflexen ist der lange Komplex eine Augenweide für sich. Das elegante Lonzagebäude geht ganz vergessen.