Nachdem wir uns gestern darüber ausgelassen haben, wen alles wir NICHT wählen werden, heute meine Liste derjenigen, die in Frage kommen.
Beim einen kann ich die Parteiliste ignorieren und den anderen kann ich nicht wählen.
Beginnen wir mit Erich Nussbaumer, dem SP-Kandidaten für den Ständerat.
In den Sechzigern des letzten Jahrhunderts hätte man das Etikett „Kommunist“ und die Empfehlung „Moskau einfach“ hervorgeklaubt, um einen Kandidaten der Linken verbal totzuschlagen.
Heute, in dieser ziemlich unpolitisch gewordenen Zeit, reicht ein Post-it mit „Euroturbo“draufgekritzelt, um den Gegner mundtot zu machen.
„Euroturbos“, so wird kolportiert, sind Leute mit einer hochansteckenden Krankheit. Eine Seuche, die im Verlust der eigenen Identität endet.
Man findet sie auch in anderen Parteien.
Es gibt drei Themen, die in den nächsten vier Jahren auf Bundesebene diskutiert und für die handfeste Lösungen gefunden werden müssen: Das Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union, die Klimafrage und die Zukunft der Altersvorsorge.
Um Letzteres abzuhaken: Bei der Altersvorsorge bin ich (derzeit) im Ausstand, reagiere jedoch ziemlich genervt, wenn mittelalterliche bürgerliche Politiker auf ihrem Stimmenfang behaupten, Rentner lebten auf Kosten der Jungen.
Was das Verhältnis der Schweiz zu Europa Union anbelangt, kann man weiterhin Illusionen von der heroischen Unabhängigkeit und eigenbrötlerischen Selbstbestimmung nachhängen.
So wie die Briten.
Oder man befindet sich in der Welt der Realpolitik.
Dort herrscht zum einen das Gesetz des Stärkeren, was übersetzt werden muss in „kleine Länder, die sich zusammentun, sind stärker als jeder für sich allein“.
Und zum anderen sieht man, wie dynamisch sich die EU in den letzten drei Jahren verändert hat.
Sie ist kompromissloser geworden.
Dank den Briten.
Nussbaumer ist der einzige der drei Kandidatinnen im Baselbiet für den Ständerat, der in der Welt der Realpolitik lebt.
Dort treffen wir uns immer mal wieder auf Twitter.
In Anlehnung an einen berühmt gewordenen Satz stelle ich deshalb fest: Ig bin ain Euroturbo!
Das zweite ist die Klimafrage.
Dieses Thema hat sich inzwischen von den wissenschaftlichen Daten gelöst und ist zum Lebenssinn einer apokalyptischen Freitagserweckungsbewegung geworden.
In einer solchen Stimmung, die sich noch weiter aufheizen wird, braucht es Leute, die die nötige Ruhe und fachliche Kompetenz mitbringen.
Gerade wenn es um umbequeme Lösungen für alle gehen wird.
Wer wollte das eine und das andere dem SP-Mann absprechen?
Was Nussbaumer hier fordert respektive vertritt, ist in Arlesheim schon längst bürgerlicher Mainstream.
So einfach ist das.
Damit wäre ich bei Thomas Kessler, mit dem ich bei einem Bier oder auch zwei schon manch anregendes Gespräch über Gott und die Welt geführt habe.
Kessler, ein Schnelldenker, der sich nicht nur in der Umweltpolitik sondern auch sonst auf Daten und Fakten stützt, wie kaum ein anderer Politiker, ist bei der FDP der Mann der Stunde.
Wenn ich schon mehrmals festgestellt habe, der FDP Basel-Stadt fehle der Sinn fürs Urbane: Kessler ist DER urbane Bürgerliche. Schliesslich beschäftigt er sich beruflich seit 1992 mit all den zentralen Fragen, welche die Städter in Basel und anderswo beschäftigen.
Was die Basler Regierung immer wieder genervt hat: Kesslers Amt als Stadtentwickler war nun mal politisch weil Stadtentwicklung in erster Linie etwas mit politischen Vorstellungen zu tun hat.
Eine seiner Lösungen: Als Stadtentwickler war er der Impulsgeber und Initiant für die Neugestaltung und damit für die Umnutzung des Kleinbasler Rheinufers.
Er hat damit das Lebensgefühl einer ganzen Stadt und für ein paar in Arlese verändert.
Um mich zu wiederholen: Seine Positionen in Umweltfragen sind in Arlese bürgerlicher Mainstream.
Würden die FDP-Anhänger und andere Bürgerliche auch nur eine Spur strategisch denken, dann müssten sie Kessler wählen.
Er ist die bürgerliche Geheimwaffe gegen die Grün-Religiösen und BastA-Illusionistinnen.
Der Basler FDP-Mann wäre in jeder Arena-Sendung nicht nur auf Augenhöhe mit den Links-Grünen, sondern den meisten klar überlegen. Weil die nicht einfach mehr daherbehaupten könnten, sondern ihre moralischen Ausschweifungen mit Fakten unterlegen müssten.
Die Basler FDP hätte einen in Bern, der der neuen Umweltausrichtung der Partei – keine Frage, da kann nicht mehr zurückgerudert werden – entscheidende Impulse geben würde.
Kessler würde, wie kein anderer, Basel in Bern aufs politische Parkett zurückbringen.
Aber eben, ich kann den Kessler auf der Liste der FDP Basel-Stadt nicht wählen.
Ich hätte es getan.
Phil Bösiger meint
Ich würde Freidenker Thomas Kessler den Nationalrat gönnen; er ist für mich der glaubwürdigste Bürgerliche weit und breit. Weder am Gängelband des Binninger Gewerbeverbands, noch Ritter der heiligen Parkplätze oder sonst zu stark auspufffreundlich; urban-zeitgemäss eben. Deshalb hat er als erster FDPler seit anno Duback meine Stimme erhalten.
Bei ihm ist mir die Parteienzugehörigkeit sowieso egal, er passt in keine politische Gussform. Ich wähle ihn auch in der Nebenhoffnung, sein Einzug in die Grosse Kammer möge die Wiederwahl des marginalsympathischen Berufslobbyisten der SVP verhindern helfen.
Gregor Stotz meint
„marginalsympathischen Berufslobbyisten der SVP “
Sehr schön!!
Arlesheimreloadedfan meint
Eines der Dinge,die mir mein Vater für s Leben mit gab,war der Satz:
Les Absent ont toujour tort.
So bin ich doch sehr beruhigt, wenn MM doch noch wählbare Menschen findet.
Wenn man in Arlese von Leuten wie Imark, Frehner,de Courten und weiteren derartigen Figuren umzingelt ist,hat das mit den Politischen Strukturen der Nordwestschweiz zu tun.
Chienbäsebärti meint
Dass die Höhenfeuer-Zünsler (Imark, Frehner, de Courten usw) zwischen Bettingen, Füllinsdrof/Seltisberg,. Arlese/Bottmingen und Pfeffingen so grossen Rückhalt finden, hat mit der besitzstandwahrenden Kleingeisterei des Establishments zu tun.
Franz meint
„besitzstandwahrenden Kleingeisterei des Establishments zu tun.“
Ja, tatsächlich eine Schande will man das schützen wofür man ein Leben lang gekrampft hat.
Arlesheimreloadedfan meint
Sie haben also ein Leben lang für die Rückeroberung des Veltlin gekämpft. ( Vorschlag von Imark )
Darf ich fragen,welches Ihre täglichen Medikamente sind ?
( Alten Menschen werden ja bis zu dreissig Medikamente verschrieben. )
Franz meint
So wie Sie argumentieren nur Verlierer.
Machen Sie was aus Ihrem Leben.